Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
und doch gab es wohl keinen hier, der sie nicht verstand. »Willkommen zu Hause, Wanderer. Willkommen ebenfalls, Helis aus dem Haus des Adlers, meine Schwertschwester aus so vielen Kämpfen, kommt herbei, setzt euch an meine Seite, ich habe euch vermisst.«
Noch während wir zur Tafel schritten, brandete ein Jubel auf, ein Hurra, ein Rufen und auch Weinen, wie ich es nie zuvor erlebt hatte … und immer wieder hörte ich das Gebet des Wanderers dazwischen … jetzt erging es mir wie dem armen Stofisk vorhin, meine Ohren brannten, und ich hätte mir am liebsten ein Loch zur Flucht gesucht, doch mir blieb nichts anderes übrig, als tapfer einen Fuß vor den anderen zu setzen, bis ich die große Tafel erreichte, mich verbeugen konnte, um dann mit Serafine zusammen den Platz an Leandras Seite einzunehmen.
Es war, wie schon öfter, Zokora, die mich rettete. Denn kaum, dass sie den Fuß auf die Schwelle der großen Halle setzte, und man gewahr wurde, wer da stand, erstarrte alles und jeder in einem eisigen Schrecken.
»Zo-zo-kkkk…«, versuchte sich der Haushofmeister, doch dann verließ ihn der Mut. Er floh nicht, sein Stolz und das Amt hätten ihm das wohl nie verziehen, aber er wich langsam, Schritt für Schritt vor ihr zurück. Wie andere auch. Es gab vier Ausgänge hier, die große, doppelflügelige Tür, in der sie stand, die Tür, die rechts zum Küchentrakt führte, eine Tür auf der anderen Seite, die zu den Wohnbereichen hinging, und zuletzt noch die Treppe zur Galerie, auf der, je nach Anlass, die Armbrustschützen oder die Lautenspieler und Minnesänger standen.
Ja, es gab genügend Grund, Angst vor einer Angehörigen der dunklen Feen zu haben, wie man Zokoras Volk hier auch nannte. Ja, die Geschichten, die man als Kind über sie gehört hatte, standen in Grausamkeit der Wahrheit nach. All das war richtig. Aber, bei den Göttern, sie war nur eine Einzige, gut, nein, Varosch stand ja an ihrer Seite, doch in der großen Halle befanden sich Hunderte von Gästen, bestimmt vierzig königliche Gardisten und zwanzig Legionäre der zweiten Legion!
Und doch war es, als ob jemand einen Stein ins Wasser geworfen hätte, der nun eine Welle von Panik, Angst und Schrecken auslöste … und schon begannen einige, sich erst langsam, dann immer schneller auf die wenigen Ausgänge zuzubewegen. Es war eine dieser Gelegenheiten, bei denen man das Unheil kommen sah und man sich machtlos fühlte, etwas dagegen zu unternehmen. Und all das wegen einer kleinen, zierlichen Sera, die mir kaum bis zum Brustbein reichte und die ich mit einer Hand hochnehmen konnte!
Leandra versuchte es zumindest, sie ließ alles an Dekorum fahren und sprang auf.
»Nun beruhigt euch doch! Dies ist Zokora von Ysenloh, eine Priesterin der Astarte, eine Freundin und Verbündete, und ihr Gefährte ist ein Adept Borons!«
Sie hätte auch die »Reise von dem dummen Karl« pfeifen können, es hätte genauso wenig einen Unterschied gemacht, schon gab es die ersten Rempeleien an den Ausgängen, manche der Wachen hatten bereits ihre Waffen gegriffen, und andere dachten wohl schon an Flucht, als Zokora das Kinn stolz reckte und ein Wort ausstieß, das von den Wänden der großen Halle widerhallte, ein Wort, das ich in meinen Knochen fühlte, nein, noch tiefer, an der Stelle, wo das primitive Wesen saß, das in allen von uns lebte, dort vibrierte … und verklang.
Die Welle verebbte so schnell, wie sie begonnen hatte, verschämt sah man sich um, nahm hastig die Finger von den Schwertknäufen und trat ins Glied zurück oder ordnete sich verlegen die Kleider, um verstohlen zu schauen, ob sich wenigstens die anderen genauso lächerlich gemacht hatten.
Ich glaube, Leandras Aufatmen war genauso gut zu hören wie das meine.
»Ich bin Zokora von Ysenloh«, sagte Zokora jetzt mit ihrer klaren Stimme, »Paladin der Astarte, und dies ist mein Gefährte, Varosch von Lassahndaar, vor den Göttern mein Angetrauter und Adept des Boron.« Ihre dunklen Augen suchten diesen hageren Priester, der Leandra so gerne hätte brennen sehen, der blass und bleich etwas rechts von ihr hinter der großen Tafel stand, und durchbohrten ihn. »Wahr, Bruder Faban?«
Der schluckte hörbar. »W-wahr.«
»Zokora von Ysenloh est neecht nur en Paladain der Göttin, se führrte vor wenegen Tagen zusammen met der drretten Legion eine Strretmacht ehres Volks en den Kampf gegen de zweelfte Legeon des Feends«, ergriff nun Varosch das Wort.
Obwohl es gewiss nicht angebracht war, fiel es mir
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