Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
Selbst wenn Soltar unseren Seelen neues Leben gibt, so hänge ich doch an diesem hier … und will dich nicht erneut betrauern. Aber das ist nicht das Einzige, was ich dir vorhalte.«
»Was noch?«, fragte ich, als ich mich neben sie setzte.
»Meinst du nicht, dass du mit diesem Abenteuer all die im Stich lässt, die auf dich zählen? Du hast nicht einmal einen richtigen Plan. Niemand hat etwas von dieser Stadt Tir’na’coer gehört, auch nicht Mahea. Vielleicht gibt es sie gar nicht.« Sie zupfte einen Grashalm aus und spielte mit ihm. »Lanzenobristin Miran hat sich mit ihrer Legion ebenfalls in ein solches Abenteuer gestürzt. Kopflos und ohne nachzudenken. Jetzt hat sie ein paar beschwerliche Tage Marsch vor sich … und die Kaiserin und zudem Asela glauben, dass sich irgendwo in ihrer Nähe noch eine Feindlegion befindet. Eine volle Feindlegion, Havald. Zehntausend Mann gegen Mirans knapp dreitausend.« Sie sah mich mit ihren dunklen Augen vorwurfsvoll an. »Wärest du da gewesen, du hättest es bestimmt verhindert.«
»Du weißt, weshalb ich die dritte Legion in die Donnerfeste beordern wollte. Und Miran gilt als fähig. Allerdings bin ich verwundert darüber, dass sie schon so viele unter ihrem Banner versammeln konnte.«
»Als der Vertrag von Askir nichtig wurde, hat sie rücksichtslos bei den anderen Legionen geplündert. Sogar von Kasale hat sie einige erfahrene Soldaten abwerben können«, erklärte Serafine. Sie seufzte. »Du kannst zur Zeit nicht durch die Straßen Askirs gehen, ohne über einen Werber zu stolpern. Desina tut, was sie kann, um die Legionen wieder aufzubauen, aber es gibt nicht genügend Veteranen. Doch um alle Legionen auf volle Stärke zu bringen, fehlen uns zur Zeit fast vierzigtausend Mann. Abgesehen davon fehlt es uns an Ausrüstung und Material. Nicht alles, was im Zeughaus liegt, ist noch zu gebrauchen. Die große Schmiede am Arsenalsplatz ist wieder in Betrieb, aber es geht alles zu langsam und … ehrlich gesagt, die Qualität unserer neuen Rüstungen lässt sehr zu wünschen übrig. All das macht Miran und ihre dreitausend Legionäre zu unserer wichtigsten Legion.«
»Du befürchtest, dass Miran die Legion verschwenden wird?«, fragte ich nach.
»Sie mag gut sein in dem was sie tut«, seufzte Serafine. »Aber sie ist eigensinnig und strebt nach Anerkennung und Macht. Aber … ja. Ich befürchte, dass sie die Legion verlieren wird.«
»Es ist immerhin eine kaiserliche Legion. So leicht wird man sie nicht schlagen«, versuchte ich sie zu beruhigen. »Weißt du, was sie vorhat? Will sie sich dem Gegner stellen, oder versucht sie so schnell wie möglich zur Donnerfeste zurückzukehren?«
»Ersteres«, sagte sie. »Es gibt dort in der Gegend eine alte Ruinenstadt. Das Letzte, was ich hörte, ist, dass sie sich dort in Stellung begeben will.«
»Welche Ruinenstadt?«, fragte ich überrascht. »Außer Lassahndaar gab es dort in der Gegend keine größeren Ansiedlungen.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, ich war nie dort. Sie hat einen seltsamen Namen … Dunkelschacht, oder so ähnlich.«
»Götter«, fluchte ich. »Hat Miran denn niemand, der sie vor Ort berät? Der aus den Südlanden kommt?«
»Nicht dass ich wüsste. Sie würde sich auch nicht viel sagen lassen. Warum?«
»Dunkelschacht ist eine alte Bergarbeiterstadt. Sie haben dort nach Kupfer und Zinn gegraben … aber die Stadt wurde auf den Ruinen eines alten Elfengrabs erbaut.« Es hielt mich nicht mehr im Sitzen, ich sprang auf und ging ruhelos auf und ab. »Während der Minenarbeiten stießen die Arbeiter dort auf das Grab und brachen es auf. Zehn Tage später fand ein Händler dort nur noch Tote vor, Kinder, Frauen und alte Männer, allesamt grausam gefoltert und zu Tode gebracht … nur von den jungen Männern fehlte jede Spur. Fast dreitausend Menschen starben dort, und es gab nicht die geringsten Anzeichen dafür, dass es zu einem Kampf gekommen wäre. Dafür fand man zwei Säulen aus schwarzem Stein. Eine trug die Warnung in der Schrift der Dunkelelfen, die andere in einwandfreiem Imperial. Sie warnten, dass jeder, der es wagen würde, den Ort noch einmal zu betreten, das gleiche Schicksal erleiden würde.«
»Zokoras Stamm?«, fragte Serafine, und ich nickte.
»Sie erzählte mir, dass sie als junge Kriegerin an dem Angriff teilnahm. Und sie ließ keinen Zweifel daran, dass sie selbst wieder so handeln würde, wenn jemand den Boden dort entweiht.«
»Du meinst nicht, dass es
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