Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
Sonnengottes, um zusammen mit den anderen, die ihr gleich gesinnt waren, dem Krieg der Götter auf der Seite des Lichts beizutreten.«
»Willst du damit sagen«, fragte Varosch fassungslos, »dass Soltar Omagor mit dessen eigenem Schwert erschlagen hat?«
»Nein«, antwortete Zokora unbewegt.
»Aber …«
»Ich will es nicht sagen«, erklärte sie und klang etwas entnervt dabei. »Ich habe es eben schon gesagt.«
Ich schluckte die Worte, die mir auf der Zunge lagen, wieder herunter. Einen solchen Blick wollte ich von ihr nicht auch noch ernten.
»Und was …«
»Was das mit dir, deinen Träumen und dem Schwert zu tun hat?«, fragte sie.
Ich nickte nur.
»Nun, das Schwert führt die Seelen derer, die es erschlägt, dem zu, dem es geweiht ist. Das wissen wir.« Varosch öffnete den Mund und schloss ihn wieder, als Zokora ihn erneut mit einem Blick bedachte. »Es ist jetzt Soltar geweiht«, erklärte sie knapp. »Sonst hätten die Priester Eures Gottes es ja wohl nicht wieder in die Welt entlassen.« Ihr dunkler Blick glitt zu Serafine hin. »Allein das Wunder deiner Wiedergeburt, oder Rückkehr, beweist es ja. Dennoch, es bleibt dabei, dass dein Schwert, wenn es ein Leben nimmt, an seinem Opfer das e’nsira ausführt. Den Raub der Seelen. Die Seelen gehen zu Soltar. Das ungelebte Leben seiner Opfer geht an den Träger dieser Klinge, heilt ihn und hält ihn jung. Doch seitdem ich das erste Mal dieses Schwert in deiner Hand sah, habe ich mich schon gefragt, was mit dem Rest geschieht.«
»Welchem Rest?«, fragte ich verständnislos und erntete so doch einen dieser Blicke von ihr.
»Das Wissen, die Macht, die Talente … all das, was nicht Seele oder Leben ist und einen Menschen ausmacht. Erinnerungen, Fähigkeiten …« Wieder zuckte sie mit ihren Schultern. »Du hast das alles ja nicht erhalten. Es war leicht zu erkennen, wie ungebildet du bist, und wie eng gefasst das Maß deiner Fähigkeiten ist.«
»Danke«, meinte ich trocken, doch sie sprach unbeirrt weiter.
»Jetzt habe ich meine Antwort.« Sie nickte in die Richtung der Klinge. »Es ging nichts verloren, sondern blieb in deinem Schwert gefangen.«
Während ich ihre Worte verdaute, stellte Serafine schon die nächste Frage.
»Und du meinst, dass es damit etwas zu tun hat, dass Havald … Magie blutet?«
»Ja«, antwortete Zokora. »Sonst hätte ja ein anderer Träger des Schwerts die gestohlenen Gaben erhalten.« Ihre dunklen Augen ruhten jetzt nachdenklich auf mir. »Diese dunkle Gabe hat dir das Schwert bislang vorenthalten, wahrscheinlich auch aus gutem Grund. Selbst Seelenreiter nutzen nur gezielt, was sie von ihren Opfern brauchen können. Würden sie alles in sich nehmen, würden sie vergessen, wer sie sind. Denn wie soll ein Mensch die Erinnerung und das Leben so vieler in sich tragen, ohne sich zu verlieren?«
»Für mich ist diese eine Erinnerung schon zu viel«, gestand ich und verfluchte mich dafür, dass ich damals im Hammerkopf meinen Schwur gebrochen hatte, die Klinge nie wieder zu berühren. Hätte ich mich daran gehalten, wäre ich jetzt wohl schon bei Soltar, aber viele andere, und auch Nataliya, würden noch immer leben.
»Nur dass sie nicht hätte leben wollen«, sagte Zokora mit überraschend weicher Stimme. »Du vergisst, dass sie sich in der Gewalt von Balthasar befunden hat, der sie als seine Hündin hielt.«
Ich sah sie erschrocken an.
»Nein«, erklärte sie mit einem feinen Lächeln. »Ich lese deine Gedanken nicht, sie stehen dir nur allzu deutlich ins Gesicht geschrieben.« Sie sah mir direkt in die Augen. »Diese Klinge ist verflucht. Ich will dir auch nicht unterstellen, dass du diese Klinge immer weise und gerecht verwendet hast, aber eines erscheint mir gewiss: In anderen Händen als den deinen hätte sie großes Unheil über die Welt gebracht.« Ihr Lächeln zeigte jetzt kleine, weiße, scharfe Zähne. »Man könnte sagen, Havald, dass du mit deinem Schwert die Dunkelheit mit der Nacht bekämpfst … und vielleicht ist das der einzige Weg, wie es gelingen kann.« Sie schaute lächelnd zu Varosch hin. »Denn nach der Nacht …«
»… folgt stets erneut der Tag«, wiederholte Varosch leise das Versprechen, das der Gott Soltar all jenen gegeben hatte, die an ihn glaubten.
»Aber …«, begann ich.
Ihr Lächeln schwand.
»Wieso du jetzt diese Erinnerungen erhältst? Warum jetzt und nicht zuvor?«
Ich konnte nur nicken.
»Finde es heraus«, riet sie mir in einem ernsten Ton. »Finde es heraus, bevor
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