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Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Titel: Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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wieder eine leise Röte ins Gesicht stieg. Sie hatte Grund genug dazu … in der Nacht hatte ich gedacht, dass wir abseits genug gelegen hätten, doch das Licht der Morgensonne hatte mir offenbart, wie sehr ich mich getäuscht hatte, es waren nicht mehr als zehn Schritt zur Feuerstelle gewesen, an der die anderen ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Und keine fünf zu der Stelle, an der Zokora und Varosch in ihren Decken gelegen hatten.
    »Was ist heute Nacht geschehen?«, fragte er leise. Nicht leise genug, denn ich hörte Serafine seufzen. Er wohl auch, denn er tat eine wegwischende Handbewegung. »Nicht das«, erklärte er mit einem feinen Lächeln, das sofort wieder schwand. »Ich meine das zuvor. Das mit Seelenreißer. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich ihn jemals so hell habe leuchten sehen.«
    »Ich hatte einen Albtraum«, erklärte ich ihm unbehaglich. »Ich muss nach ihm gegriffen haben.«
    Er musterte mich mit dunklen Augen und schüttelte dann langsam den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das alles ist.«
    »Es ist eine lange Geschichte«, antwortete ich ausweichend, und er zog eine Augenbraue hoch, als hätte er es mit Zokora zusammen einstudiert.
    »Ich habe Zeit«, teilte er mir lächelnd mit. »Irgendwie habe ich im Moment nicht viel anderes zu tun.«
    Als ich Serafines Blick sah, wusste ich, dass ich diese Schlacht verloren hatte. Den ganzen Morgen hatte ich sie schon dabei ertappt, wie sie immer wieder nachdenklich zu mir hingesehen hatte, und es war offensichtlich gewesen, dass sie nur auf eine Gelegenheit gewartet hatte, um mich abseits der anderen dazu zu befragen.
    Nur dass Varosch schneller gewesen war. Varosch war ein guter Freund, ein Diener des Boron, fast schon ein Priester, wenn ich ihm gegenüber nicht ehrlich sein konnte, wem dann?
    Also erzählte ich ihm von dem Traum.
    Er nickte bedächtig. »Das passt dazu, dass du aufgeschrien und Seelenreißer in deine Hand gerufen hast«, meinte er. »Weißt du, dass du Serafine beinahe erschlagen hättest? Hätte sie sich nicht zur Seite weggerollt, wäre es um sie geschehen gewesen. Schau dir ihre Satteldecke an.«
    Wie die meisten von uns nutzte sie ihre Decke, um damit ihr Lager zu bereiten. Sie hatte sie sorgsam aufgerollt hinter ihren Sattel geschnallt, und jetzt, wo Varosch mich darauf hinwies, sah ich den Schnitt in der zusammengeschnürten Lederrolle.
    »Götter!«, hauchte ich entsetzt, während sich mein Herz zusammenzog und mir zugleich der Atem schwand, als hätte mir jemand ein eisernes Band um die Brust gelegt. »Warum hast du denn nichts gesagt?«
    »Es ist nichts geschehen«, teilte sie mir mit ruhiger Stimme mit. »Zudem … du warst nicht ganz du selbst.«
    »Das trifft es in etwa«, sagte ich und musterte sie sorgfältig. »Ist dir wahrhaftig nichts geschehen?«
    »Nein«, lächelte sie. »Aber selbst wenn ich mich nicht auf meinem Lager herumgeworfen hätte, Seelenreißer hätte mich verfehlt.« Sie hob die Hand, als ich etwas sagen wollte. »Ich erwachte von deinem Schrei, das Nächste, was ich sah, war Seelenreißer, wie er auf mich herabfuhr … ich hätte gar keine Zeit gehabt auszuweichen. Doch bevor er mir zu nahe kam, beschrieb er einen Bogen und traf die Deckenrolle.« Sie lächelte sanft. »Selbst im Schlaf wirst du mir nichts antun, Havald.«
    Das beruhigte mich nur wenig. Es hatte eine Zeit gegeben, in der es mir vorgekommen war, als ob Seelenreißer nach allem getrachtet hätte, was lebte. Wieder besah ich mir den Schnitt in ihrer Deckenrolle. Allein der Gedanke …
    Doch Serafine sprach bereits weiter. »Was nicht bedeutet, dass ich erneut auf diese Art geweckt werden will.« In dem Wunsch war sie nicht allein. So etwas, schwor ich mir, durfte nie wieder geschehen. Meine Hand krampfte sich um Seelenreißers Heft. Er hatte mir bereits mit Nataliya jemanden genommen, dessen Verlust ich noch immer nicht ganz überwunden hatte, aber es war auch ihr Opfer gewesen, das dieser verfluchten Klinge den Blutdurst genommen hatte. So hatte nun ebenfalls Serafine ihr Leben diesem Opfer zu verdanken … bevor ich den Gedanken weiterspinnen konnte, fuhr Serafine bereits fort. Ihre dunklen Augen suchten jetzt die meinen.
    »Du hast schon öfter Albträume gehabt …«
    Hatte ich? Wenn, dann konnte ich mich kaum daran erinnern.
    »… aber nicht solche, in denen du nach deinem Schwert rufst! Also, Havald, was ist heute Nacht geschehen?«
    »Der Traum war nicht nur ein Traum«, gestand ich. »Eine Erinnerung hat mich

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