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Das böse Auge

Das böse Auge

Titel: Das böse Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Erzähler.
    Schwere Träume plagten ihn. Er sah sich wieder in Logghard, dann auf dem Kampffeld und schließlich auf dem Richtplatz in Hadam. Er starb noch einmal.
    Allein dem Umstand, daß er seit Beginn seines Aufenthalts bei den Zwergen nicht wirklich geschlafen hatte, war es zuzuschreiben, daß er nicht aufschreckte. So wälzte er sich auf seinem Lager und war schweißgebadet, als die Valunen ihn weckten.
    »Die Düsternis ist wieder aufgerissen«, sagte jener, den er jetzt ganz sicher als ihren Wortführer erkannte. Es hätte der besonderen Kennzeichnung durch ein buntes Halsband nicht einmal bedurft. »Komm, solange wir die Berge sehen können.«
    Hatten sie etwa auch die Richtung vergessen, in die sie zu gehen hatten?
    Luxon gähnte, wischte sich mit einem Tuch den Schweiß aus dem Gesicht und schüttelte sich. Als er die Höhle verließ, sah er einen marschbereiten Trupp Valunen unten in der Senke. Er machte sich die Mühe, sie zu zählen. Mit dem Halsbandträger waren es wahrhaftig genau fünfzig. Wie sie es geschafft hatten, diese Zahl zu bestimmen, war ihm mehr als rätselhaft.
    Aber es ersparte ihm Arbeit, obwohl es auf einen mehr oder weniger nicht ankam.
    Ihre Bewaffnung bestand aus den Steinmessern und kleinen Handschleudern. Luxon hatte schon Gelegenheit gehabt, ihre Treffsicherheit zu bewundern, als ein Zwerg mit einem einzigen Schuß einen großen Vogel vom Himmel holte.
    Im Norden waren die fernen Bergketten schwach zu erkennen. Luxon seufzte. Es würde ein langer und beschwerlicher Fußmarsch werden.
    Der letzte Rest Müdigkeit fiel von ihm ab, als er sich mit dem eiskalten Quellwasser wusch, das die Zwerge ihm in einem großen Bottich gebracht hatten. Er fühlte sich frischer als vor dem Schlaf. Aber was, wenn die Zwerge unterwegs auf den Gedanken kamen, ihn in den Marschpausen neue Geschichten erzählen zu lassen?
    Dann würde er weitersehen. Bald mußten sie hungrig werden, und mit knurrendem Magen vergaßen sie vielleicht ihre Wißbegier. Luxon hatte sich vorsorglich eines der letzten Stücke Graupferdfleisch geben lassen. Die Valunen hatten ihre eigenen Vorratskammern hinter den Hügeln, wo es regelrechte Salzadern gab. Das Fleisch schmeckte abscheulich, aber es sättigte – und machte durstig.
    Wasser hatten sie immerhin genug. Die Kunst, aus den Häuten der geschlachteten Pferde Lederbeutel zu fertigen, war auch etwas, das sich die Zwerge durch ständiges gegenseitiges Aufsagen erhielten. Jeder Zwerg hatte sich einen solchen, prall mit Quellwasser gefüllten Beutel um die Schulter gehängt, und auch für Luxon lag einer bereit.
    Nach dem Abschied von den Zurückbleibenden brach der Trupp auf. Luxon setzte sich an seine Spitze, nachdem er den Zwergen versichert hatte, daß er nun, nachdem er die Berge wieder gesehen hatte, den Weg kannte.
    Sein Ausharren im Unwetter und sein »Feuerzauber« zahlten sich aus. Die Valunen folgten ihm brav wie eine Herde Schafe. Doch erst, nachdem einige Hügel und eine Schlucht zwischen ihm und der Senke lagen, fühlte Luxon sich halbwegs befreit.
    Dabei mochten noch unbekannte Gefahren auf ihn lauern, bevor das Ende der Düsterzone erreicht war. Mit Schaudern dachte er an den Weg, den er mit Necron zurückgelegt hatte, an den Garten der Verdammten und andere unerfreuliche Dinge. Hier allerdings schien es ruhiger zu sein, das Land trotz der Düsternis überschaubarer. Außerdem, so sagte sich der Mann aus Sarphand, hatten die Valunen diesen Weg schon oftmals genommen und waren immer wieder sicher mit ihrer Beute zurückgekehrt.
    Vorsichtshalber also ließ er immer dann, wenn er hinter sich unwilliges Gemurmel hörte, zwei Valunen an sich vorbei. Oft blieben sie dann stehen und zankten sich darum, ob sie links oder rechts an einem Berg vorbeimarschieren sollten, eine Schlucht hier oder da umgehen oder überqueren. Immer jedoch einigten sie sich nach kurzer Zeit, und Luxon versuchte erst gar nicht mehr, ihr Verhalten zu begreifen. Was ihn viel mehr bekümmerte, waren ihre Blicke, und er fühlte sich erst wieder wohl, wenn er allein vorangehen konnte.
    Wenn er sich ab und an umblickte, machte er eine Beobachtung, die ihn daran erinnerte, wie die Zwerge ihn bei seinem gescheiterten Fluchtversuch aufgespürt hatten. Sie folgten schnuppernd seiner Spur, wenn sie in Zonen gerieten, in denen die Schatten jede Sicht auf mehr als zehn Schritte fast unmöglich machten.
    Vielleicht bildete er sich das auch nur ein, und in Wirklichkeit folgten sie ihren eigenen

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