Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das böse Auge

Das böse Auge

Titel: Das böse Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
als sie ihn auf den moosbewachsenen Boden legten. Sein Kopf schmerzte, sobald er versuchte, sich aufzurichten. Helle Punkte tanzten noch vor seinen Augen. Dort, wo ihn der Stein getroffen hatte, wölbte sich eine Beule auf seiner Stirn. Luxons Kehle war trocken. Ein Valune gab ihm zu trinken.
    Dann umstanden sie ihn und warteten. Nur allmählich klärte sich sein Geist, doch vergeblich suchte er sich an das zu erinnern, was mit ihm geschehen war.
    Dafür begriff er, daß die Valunen ihn anstarrten. Wie lange schon?
    Luxon biß die Zähne zusammen und kam auf die Beine. Je mehr er sich bewegte, um so schneller wichen die Schmerzen. Er fühlte sich geschwächt, aber er konnte gehen.
    »Das war nicht klug von dir«, sagte der Halsbandträger vorwurfsvoll.
    »Was?« knurrte Luxon, den Kopf halb ab gewandt, um nicht in die leuchtenden Augen blicken zu müssen.
    »Daß du dich von den Zauberwolken verhexen ließest. Du wolltest wieder fliehen, Häuptling.«
    »Das ist doch Unsinn! Was war mit den Zauberwolken?«
    Der Halsbandträger starrte ihn ungläubig an. Luxon legte die linke Hand schützend vor die Augen.
    »Soll das heißen, du hast es… vergessen? «
    Er mußte aufpassen, wollte er nicht noch mehr als ohnehin schon in der Achtung der Zwerge sinken. Es konnte schnell geschehen, daß sie wieder übermütig wurden.
    »Natürlich nicht!« sagte er deshalb mit Nachdruck. »Ich wollte euch auf die Probe stellen. Ihr habt sie bestanden.«
    Sollten sie sich die Köpfe über diese Auskunft zerbrechen. Er konnte es sich nicht leisten, sich in Widersprüche zu verstricken. Energisch winkte er zwei Zwerge an sich vorbei.
    »Weiter jetzt!«
    Sie führten ihn den Hügel hinab. Es war inzwischen kaum merklich heller geworden. Vage waren die Berge im Norden zu erkennen. Doch es war schwerlich abzuschätzen, wie weit entfernt sie noch sein mochten.
    Schweigend suchte sich der Trupp seinen Weg. Luxon hoffte, daß ihm weitere unliebsame Überraschungen erspart blieben. Er hätte die Valunen danach fragen können, aber auch das mochten sie als Unsicherheit auslegen.
    Sie marschierten durch die Düsternis. Ab und an krochen die beiden Führer auf allen vieren und schnupperten. Der Trupp kam gut voran. Erst als die Nacht hereinbrach, ließ Luxon haltmachen.
    Seine Befürchtung, gleich wieder Geschichten erzählen zu müssen, erfüllte sich zum Glück nicht. Die Valunen ließen sich zu Boden sinken und schliefen erschöpft ein. Sie taten gerade so, als wären sie hier zu Hause, weitab von ihrer Senke.
    Luxon setzte sich auf einen Felsen und grübelte vor sich hin. Irgendwann übermannte auch ihn der Schlaf.
    Der neue Tag begann mit ähnlichen Leuchterscheinungen am Himmel und am südlichen Horizont wie vor dem Unwetter. Luxon und seine fünfzig zwergenhaften Begleiter marschierten ununterbrochen durch eine in stetes Halbdunkel getauchte Alptraumlandschaft. Die Felsmassive wichen wieder spärlich bewachsenen Hügeln. Kleine Rinnsale kamen von den Abhängen herab und vereinigten sich zu kleinen Bächen, die schwarzes Wasser führten.
    Dem Lauf eines solchen Baches folgten die Valunen, bis die Düsternis am Abend aufriß. Nach zwei, drei weiteren Meilen war die Sichel des abnehmenden Mondes am Himmel zu sehen.
    Luxon war es, als beträte er eine neue Welt – nicht die, aus der er vor dem Beginn seiner Odyssee durch die Düsterzone gekommen war.
    Wieder ließ er die Valunen die Nacht über rasten und schlief selbst einige Stunden. Er kannte das vor ihnen liegende Land nicht und wollte ausgeruht sein, wenn der Marsch weiterging. Ihm entging nicht, daß immer zwei, drei Zwerge abwechselnd Wache hielten und ihn nicht aus den Augen ließen. An Flucht war noch nicht zu denken. Sie würden ihm sofort wieder auf den Fersen sein.
    Eigentlich hatte er noch gar keine rechte Vorstellung davon, wie er sich ihrer entledigen wollte. Einen Plan besaß er nicht. Er hoffte darauf, daß sich ihm bald eine Gelegenheit bieten würde, sich schnell aus dem Staub zu machen. Weit und breit war von menschlichen Siedlungen nichts zu sehen. Keine Feuer brannten in den grünen Tälern, die mit allerlei fremden Gewächsen bestanden waren. Aber wo geraubt wurde, gab es auch Beraubte.
    Luxon vertraute auf sein Glück. Auf jeden Fall war er aus der Düsterzone heraus. Nach Möglichkeit vermied er es, nach Süden zu blicken, wo sich die schwarze Wand erhob. Aber hier, wo es Licht gab, war er beweglicher, und zur rechten Zeit sollte ihm schon eine List einfallen.
    Zum

Weitere Kostenlose Bücher