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Das böse Auge

Das böse Auge

Titel: Das böse Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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kaum noch etwas von dem, was um ihn herum geschah. Nur die Schreie der aus dem Sattel geschossenen Krieger verrieten ihm, daß die Treffsicherheit der Valunen dem Kampf ein schnelles Ende setzen würde.
    Und er hatte nichts gewonnen. Im Gegenteil würden die Zwerge sich ihre Gedanken über sein viel zu zaghaftes Verhalten machen und die richtigen Schlüsse ziehen.
    Doch plötzlich erscholl von neuem das Kampfgeschrei der bärtigen Krieger, und es kam aus Dutzenden von Kehlen. Luxon sprang auf und sah eine mächtige Reiterschar heranpreschen. Das waren mindestens hundert bis an die Zähne bewaffnete Krieger. Gegen diese Übermacht konnten auch die tapferen Zwerge nichts ausrichten. Die ersten Pfeile schwirrten heran. Neben Luxon sanken gleich drei Valunen getroffen zu Boden.
    Todesmutig warfen sich die anderen den neuen Gegnern entgegen. Luxon riß das Messer aus dem Gürtel und schickte sich an, endlich in den Kampf einzugreifen, den er nicht gewollt hatte, als ein Rauschen von vielen schweren Schwingen die Luft erfüllte.
    Wie erstarrt hielten Valunen und Reiter inne. Einige der seltsamen Tiere stemmten ihre Vorderhufe in den Boden und kamen so abrupt zum Stehen, daß ihre Reiter in hohem Bogen aus dem Sattel geschleudert wurden.
    Luxon aber nahm das nur am Rande wahr. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte in den Himmel. Was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Er fühlte sich zurückversetzt in die Ruinen von Erham und ins Schlachtengetümmel von Logghard.
    Das waren keine Riesenvögel, die jetzt überall auf die Reiter herabstürzten. Das waren Drachen, wie sie ihm und seinen Gefährten in den Ruinen und in der Ewigen Stadt so sehr zugesetzt hatten!
    So schnell, daß das Auge ihnen nicht zu folgen vermochte, waren sie über den Kriegern und zerrten sie mit ihren furchtbaren Klauen aus den Sätteln. Schreiend und vor Entsetzen gelähmt wurden die Bärtigen durch die Lüfte getragen, immer höher hinauf und auf die schwarze Wand im Süden zu. Und weitere Drachen erschienen, schälten sich aus dem Dunkel, gewannen erschreckend schnell an Größe und stießen mit weit vorgestreckten Krallen auf jene herab, die von der Reiterei noch übrig geblieben waren. Luxon ging in Abwehrstellung, wohl wissend, daß er mit seinem Steinmesser nichts gegen diese Untiere auszurichten vermochte. Aber ihr Angriff schien nur den bärtigen Kriegern zu gelten. Gebannt sah Luxon die gewaltigen Schwingen von gut fünf Mannslängen Breite, die dumpf knallend auf und ab schlugen, während sich mörderische Rachen auftaten und die Krallen ihr Ziel fanden. Am hinteren Ende der langgestreckten Schädel befanden sich knöcherne Dornen. Unwillkürlich hielt Luxon Ausschau nach Drachenreitern. Die Art und Weise, wie die Flugdrachen angriffen, erweckte fast den Eindruck, daß sie gelenkt wurden. Doch niemand saß auf ihren Rücken.
    Wer hatte sie dann geschickt?
    Luxon konnte nichts für die Unglücklichen tun, die in die Düsternis verschleppt wurden. Er konnte froh sein, daß er selbst verschont blieb. Und auch kein Valune wurde gepackt.
    Es war gerade so, als wären die Drachen ihnen zu Hilfe gekommen. Aber warum? Hielten sie dort, woher sie kamen, ein grausiges Mahl, oder stand den Bärtigen noch Schlimmeres bevor?
    All das waren Fragen, auf die es keine Antwort gab. Die Reittiere der Krieger liefen in alle Richtungen davon. Der letzte Drache holte sich sein Opfer.
    Luxon fand die Sprache erst wieder, als er allein mit den Zwergen war. Unbändiger Zorn packte ihn. Er griff sich den erstbesten Valunen, hob ihn in die Höhe und fuhr ihn an:
    »Warum habt ihr ihnen nicht geholfen? Mit euren Schleudern hättet ihr es wenigstens versuchen können!«
    Der Zwerg starrte ihn verständnislos und überrascht an. Luxon ließ ihn fallen, als seine Augen die Farbe wechselten.
    »Sie sind unsere Feinde«, antwortete der Valune, als er sich aufrichtete. »Warum hätten wir ihnen helfen sollen?«
    »Weil sie…!« Er winkte ab, als er ein Stöhnen hörte. Luxon fuhr herum und sah einen der Krieger am Boden liegen. Ein Dutzend Valunen standen um ihn herum und betrachteten ihn neugierig. Sahen sie denn nicht, daß er starb?
    Luxons Wut auf die Zwerge wurde noch größer. Mit zwei, drei Sätzen war er bei ihnen und stieß sie grob zur Seite. Er ließ sich auf die Knie fallen und beugte sich über den Bärtigen, der aus mehreren Wunden blutete, die ihm die Steine aus den Schleudern geschlagen hatten.
    Der Mann gab ein Röcheln von sich

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