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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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Wohltätigkeit. Der sich in eine Frau verguckt hatte, die nichts für ihn war ... Und dann Giuliano Zanni, jung, verliebt, eifersüchtig. Und wenn Flores nicht mit Manara, sondern mit ihm Schluss machen wollte? Und er durchgedreht ist? Er wirkte erschüttert, am Boden zerstört bei der Vorstellung, sie könnte ermordet worden sein, aber Nelly hatte in ihrer Laufbahn bereits einige gute Schauspieler kennengelernt.
    Die geschlossenen Lider erwiesen sich als fatal. Allmählich hörte Nelly auf zu denken, ihr Atem wurde ruhiger, und sie schlief zurückgelehnt im Korbsessel ein, derweil die Blätter aus Palmieris Akte von ihrem Schoß auf den Boden rutschten. Der Übergang war so sanft und unmerklich, dass Nelly den Eindruck hatte, wieder aufzuwachen, sich jedoch gewahr wurde, dass das nicht möglich war, weil sie träumte.
    Mist, ich träume schon wieder, schon wieder ein verdammter Traum ...
    Der Bewusstseinsfunke wich der Neugier, denn die Szene, die sich vor ihr auftat, war äußerst interessant. Im Hintergrund ein weißes Haus mit dunkelgrünen Fensterläden. Vor dem Haus auf einer mit Primeln und Gänseblümchen übersäten Frühlingswiese räkelte sich genüsslich ein sehr dunkelhäutiges, fast schwarzes Mädchen mit langem, glattem Haar und einer hinreißenden Figur. Sie war barbusig und trug eine winzige rote Bikinihose. Offensichtlich genoss sie die bereits warme Sonne. Sie lachte, zwischen den rosigen Lippen blitzten strahlend weiße Zähne, und Nelly erkannte sofort die Flores von dem Foto wieder, ihr einladendes, aufreizendes, womöglich völlig argloses und spontanes Lächeln, das gar nicht verführen wollte. Das soll einer den Männern erklären. Sie redete und gestikulierte, und ihre sehr langen, lackierten Fingernägel leuchteten in dem gleichen Rot wie die Bikinihose. Sie griff sich oft an die dicke goldene Kette, die sie um den Hals trug, mit einem Medaillon daran, das Nelly anfangs nicht richtig erkennen konnte, es sah aus wie ein Heiligen- oder Madonnenanhänger, ja es war ... die Madonna von Fatima. Dann wurde die Sonne von einem Schatten verdunkelt.
    Eine Gestalt hatte sich zwischen die Sonne und das Mädchen geschoben. Nelly wurde kalt, eine Klinge sauste durch die Luft und trennte Flores’ Kopf sauber ab. Sie sah das Blut spritzen, konnte den Täter jedoch nicht erkennen. Der Kopf kullerte über das Gras neben den leblosen, schönen Körper des Mädchens, veränderte wie im schlimmsten Horrorfilm seine Miene, machte ein trauriges Gesicht, hüpfte immer weiter hin und her wie der abgetrennte Schwanz einer Eidechse und fing schließlich an zu reden. Er schrie. Schrie einen Namen. Zitternd und schweißgebadet fuhr Nelly aus dem Schlaf und blickte verstört um sich.
    O Gott, wie real das alles gewesen war, und sofort nahm sie die Ereignisse des Traums als gegeben hin.  Flores ist tot, und es war Simba. Er hat sie auf der Wiese des Hauses ermordet, das Claire in der Trance vor sich gesehen hat. Scheiße! Sie war das erste Opfer. Frühling ... vor zwei, vielleicht drei Monaten. Danach ein langes  cooling off,  würde Palmieri sagen, und dann der Wiederholungszwang des Mörders, der Drang, dieses Gefühl noch einmal zu erleben. Doch wo ist er, wem gehört dieses Haus? Es könnte überall sein, in den Hügeln landeinwärts oder an der Küste. Und wer ist der Mörder? Leider habe ich sein Gesicht nicht gesehen. Das Gesicht sehen? In einem Traum? Ein toller Beweis, sehr witzig, Nelly. Ich geh zu Laurenti und sage: Es war der und der, Dottor Laurenti. – Ach, wie wunderbar, Dottoressa Rosso! Beweise? – Aber klar, hieb- und stichfeste, Dottor Laurenti, ich hab’s geträumt.
    In ihrem Albtraum hätte sie genauso gut Carlo als Mörder vor sich sehen können, hätte das etwa bewiesen, dass er es war? Absurd. Wie immer verwurstete ihr Unterbewusstsein Informationssplitter, würfelte sie durcheinander, und dabei kam nur Blödsinn heraus. Doch die Kette und der Bikini, wenn man das eine oder das andere finden würde, das wäre ein konkretes Indiz ... nicht für Tano oder Laurenti und noch weniger für das Schwurgericht, aber für sie. Verschwitzt, durcheinander, die Bilder des Albtraums noch immer vor Augen, tappte Nelly mit schmerzendem Kopf, enger Brust und leerem Magen ins Schlafzimmer, warf sich aufs Bett und sank in ein erholsames Dunkel.

XIV
    Mau war in seinem Zimmer und schlief, die verdiente Ruhe nach dem Prüfungsstress. Nelly machte sich einen Kaffee, schmierte sich ein paar Zwiebackscheiben

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