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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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eine Minderheit im Senegal, doch in meinem Dorf wurde der uralte animistische Glaube praktiziert. Ich stand in einem inneren Konflikt, und am Ende habe ich mir meine eigene Religion geschaffen. Eine freie Religion. Das Wichtigste für mich ist die Freiheit. Für alle schwer, für eine Frau fast unmöglich. Für eine schwarze, afrikanische, mittellose Frau allemal.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Ich weiß nicht, ob du dir das wirklich vorstellen kannst, Commissario. Jedenfalls will ich keine Männer neben und erst recht nicht über mir haben. Niemand schreibt Claire vor, was sie zu tun und zu lassen hat. Das habe ich mir vor langer Zeit geschworen. Meine Mädchen können machen, was sie wollen, sie können frei über sich und ihren Körper verfügen. Sie benutzen ihn zwar, um Geld zu verdienen, denn etwas anderes haben sie nicht, aber ich lege ihren Verdienst beiseite, nachdem ich mir meinen Anteil genommen habe, versteht sich. Wenn wir erst genug zusammenhaben, gründen wir eine Kooperative und importieren Objekte, Kleider und Stoffe aus dem Senegal und aus anderen afrikanischen Ländern. Die Mädchen und ihre Kinder können zur Schule gehen und etwas werden. Wir können unser Leben bestreiten. Paulette wollte deshalb Wirtschaft studieren. Verfluchter Simba. Verflucht sei er.«
    Madame Claires Gesicht hatte sich vollkommen gewandelt. Zum ersten Mal sah Nelly, welches Feuer und welche Leidenschaft in dieser Frau loderten.  Von wegen miese Ausbeuterin, ich kann verstehen, dass sich die Mädchen bei so einer gut aufgehoben fühlen.  Claire seufzte, sie war es nicht gewohnt, dass ihr jemand hinter die Kulissen blickte.
    »Man muss an etwas glauben, für etwas kämpfen, findest du nicht, Commissario?«
    Wieder eine fundamentale Frage, wie die, die Marco ihr ein paar Tage zuvor gestellt hatte. Nelly war zu durcheinander, um angemessen darauf einzugehen. Sie nickte abwesend, und die beiden Frauen gingen weiter zu Claires Haus.
    »So wie es aussieht, haben wir den Lieferwagen gefunden. ›Speranza‹.«
    »Es ist nicht dieser Gianluca gewesen, den ihr ganz zu Anfang festgenommen habt. Zumindest hat er sie nicht umgebracht. Vielleicht war er ein Diener, ein Handlanger von Simba.«
    »Nein, er war es nicht, auch wenn viele Anzeichen darauf hindeuten, es war nicht Gianluca, oder zumindest nicht allein; Simba ist noch immer auf freiem Fuß.«
    »Er ist zerfressen von Hass, Schmerz und Verzweiflung. Eine menschliche Bombe.«
    »Hattest du ›Kontakt‹ zu ihm?«
    »Ich bin entsetzt über die Schwingungen, die mich erreichen, aber nichts ist klar. Manchmal sehe ich ein Haus auf dem Land, ein weißes Haus, umgeben von bösen Schatten. Das reine Übel. Sei vorsichtig, Commissario. Er ist ganz nah, ganz nah an dir dran. Immer näher. Nimm das hier.«
    Sie legte ihr eine dünne Lederschnur mit einem Ledersäckchen um den Hals. Nelly betrachtete es verblüfft.
    »Was ist das?«
    »Das ist nicht wichtig, wichtig ist nur, was es tut. Es wird dich vor dem Bösen schützen.«
    Sie schloss die Augen, murmelte einige unverständliche Formeln und strich mit den Händen über das Säckchen.
    Ach, du Jammer, Magie und Aberglaube vom Feinsten. Ich glaube nicht an diesen Kram, habe nie an so was geglaubt, aber auf keinen Fall will ich die Gefühle dieser Frau verletzen.  Nelly nahm ihre Hand und sagte sanft: »Danke, Claire.«
    Als Nelly sich abends, frisch aus der Dusche, die Haare trocken rubbelte, rief Gerolamo an. Im Boot keinerlei Spur, es schien in der letzten Zeit gar nicht benutzt worden zu sein. Der Ducato war bei der Spurensicherung und würde am nächsten Tag haarklein unter die Lupe genommen werden. »Gut«, war Nellys Kommentar. Sie verabschiedete sich, vergewisserte sich, dass Mau und Monica sich den ganzen Tag nicht hatten blicken lassen und auch keine Nachricht hinterlassen hatten, und setzte sich auf die Terrasse, um endlich in Ruhe Palmieris Akte weiterzulesen. Also, wo war sie stehengeblieben ... ah, ja, beim Selbstmord der Mutter.
    Nach dem Tod der Eltern hatte der gerade volljährige Alessandro ein beträchtliches Vermögen geerbt, war Vormund der Schwester Giacinta geworden, hatte das Haus verlassen und war ins Ausland gegangen, um sein Studium fortzusetzen. Schwester? Palmieri hatte also eine Schwester. Wann geboren? Nelly suchte und wurde fündig: Wenige Tage vor dem Selbstmord der Mutter! Sie stieß einen leisen Pfiff aus. Was für eine furchtbare Geschichte.
    Die Mutter war also schwanger, als der Vater ums

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