Das boese Blut der Donna Luna
ist.«
Ach, du Scheiße, ich wusste es. Na los, spuck’s schon aus.
»Wo wir schon dabei sind, kannst du auch gleich damit rausrücken, oder? Worum geht’s? Persönliche Probleme ( wetten, die auch noch? ), Arbeit? Du kannst mir alles sagen, das weißt du doch.«
Valeria seufzte, blickte sie zögernd an und gab sich einen Ruck.
»Es geht nicht um mich, Dottoressa ... sondern um Sie. Es gibt Gerüchte ...«, sagte sie hastig.
»Gerüchte? Klär mich auf, Valeria, was für welche?«
»Über Sie und Dottor Esposito«, haspelte die Arme hervor und blickte wieder zu Boden.
»Aha. Und wer bringt die in Umlauf, diese Gerüchte?«
»Dottor Lojacono erzählt herum«, atemlose Pause, »dass er Sie eng umschlungen mit Dottor Esposito in dessen Büro erwischt habe.«
Als sie sah, wie Nelly die Backen aufblies, brachte sich Valeria wohlweislich in Sicherheit:
»Ich glaub das ja nicht, Dottoressa, ich kenne Sie ja, aber Dottor Lojacono ist eine solche Schlange, und Dottoressa Sacco tritt das begeistert breit, demnächst heißt es noch, Sie hätten vögelnd auf dem Schreibtisch gelegen ... da ist es doch besser, wenn Sie und Dottor Esposito Bescheid wissen, nicht wahr? «
»Absolut. Danke, Valeria, dass du mich ins Bild gesetzt hast. Lojacono ist ein mieses Arschloch, und die Sacco ... wahrscheinlich würde die selbst gern auf Espositos Schreibtisch liegen, oder sie versucht, einen Vorgesetzten zu verunglimpfen, damit sie freie Bahn hat. Keine Sorge, meine Liebe«, schob sie nach, als sie sah, wie sich die Sekretärin auf ihrem Stuhl wand, »ich kümmere mich drum. Aber geben die Kollegen denn was drauf?«
»Ich gebe gar nichts auf diesen Mist, und selbst wenn, Dottoressa, Sie sind beide erwachsen, geimpft und ledig, aber trotzdem sind diese Unterstellungen à la Clinton im Oval Office, wie soll ich sagen ... es ist halt nicht schön, wenn so was die Runde macht.«
»Mach dir keinen Kopf, und danke noch mal.«
Nelly begab sich schnurstracks zu einem zerknitterten, hemdsärmeligen Tano – es herrschten an diesem Morgen schon wieder dreißig Grad im Schatten, das Durchhaltevermögen der Genueser und Nicht-Genueser wurde auf eine harte Probe gestellt – und schloss sorgfältig die Tür hinter sich. Sie setzte sich und versuchte, ihm so ruhig wie möglich von dem dominikanischen Mädchen von »Mani amiche« zu erzählen, das plötzlich verschwunden war, wie sie tags zuvor erfahren hatte. Dann schlug sie die Beine übereinander, blickte ihn ernst und mit von Mattigkeit und Anspannung gezeichnetem Gesicht an, spürte den Druck, der sich bleiern auf sie herabsenkte, und ärgerte sich insgeheim, dass sie ihr Fläschchen Effortil nicht eingesteckt hatte. Tano bemerkte, dass Nelly trotz ihrer Bemühungen, distanziert und sachlich zu bleiben, kurz davor stand, zusammenzuklappen. Rote Flecken bedeckten ihren Hals, und sie blinzelte unentwegt, um die Lichtpünktchen zu verjagen, die vor ihren Augen tanzten.
»Was ist los, Nelly, geht’s dir gut? Du machst ein Gesicht ... Hast du heute Morgen genug Flüssigkeit zu dir genommen, soll ich dir einen Kaffee kommen lassen? Der bringt deinen Kreislauf wieder auf Touren.«
»Ich brauche alles andere als einen Kaffee, Tano. Ich muss dir etwas Unerfreuliches erzählen. Etwas Privates, was dich und mich betrifft. Man sollte es zwar nicht überbewerten, aber wir müssen uns überlegen, wie wir uns dazu verhalten wollen.«
Als Nelly ausgeredet hatte und gegangen war, ließ Tano Lojacono in sein Büro rufen, und nur die beiden Männer wissen, was gesagt wurde, doch als der Kommissar das Büro seines Vorgesetzten verließ, war er kreidebleich. Kurz darauf war Amanda Sacco an der Reihe, die beim Herauskommen Mühe hatte, die Tränen zurückzuhalten. Fürs Erste war die Sache damit erledigt.
Als Nelly den Raum betrat, in dem Valeria am Computer saß, klammerte sie sich an die Klinke, ihr wurde schwarz vor Augen, und sie sackte zu Boden, glücklicherweise in Zeitlupe, so konnte die Sekretärin sie noch auffangen und verhindern, dass sie böse mit dem Kopf aufschlug. Sie rief Hilfe, Nelly musste sich mit einem Kissen unter den Knien auf dem Fußboden ausstrecken, hatte sich jedoch sofort wieder gefangen und wehrte sich vehement dagegen, dass ein Krankenwagen gerufen wurde. Also, bitte! Die äußerst besorgte Valeria flößte ihr einen dreifachen Espresso mit viel Zucker und ein Gebräu aus Magnesium und wer weiß noch was ein, um »die Mineralsalze wieder aufzufüllen«.
Als Tano rund
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