Das boese Blut der Donna Luna
schafft, kommt er. Er war noch in Mailand.«
»Sicher?«
»Das hat er gesagt. Soll ich’s kontrollieren?«
»Ach was, war nicht so ernst gemeint. Lass uns gehen, die Pressekonferenz wartet.«
Der Saal war brechend voll, Gemmas Kollegen in der vordersten Reihe, betroffene Gesichter. Die Techniker der regionalen und nationalen Fernsehsender hantierten mit Scheinwerfern und Kabeln herum. Ein paar Vertreter von »Mani amiche« waren da, die Sekretärin, ein paar alte Förderer und eine Gruppe ehemaliger und derzeitiger Bedürftiger, die ehrlich betroffen oder nur neugierig waren. Ein echter Löwenkäfig. Löwen, Simba, Simba ist tot, wo Claire wohl gerade ist, ob sie schon davon gehört hat, aber klar, solche Neuigkeiten verbreiten sich wie ein Lauffeuer, wer weiß, ob sie zufrieden ist? Beschwichtigt?
Nelly stellte sich neben Tano. Volponi, der Polizeichef, grüßte sie mit einem kurzen Kopfnicken und nahm unter dem Bild des Staatspräsidenten hinter einem wuchtigen Schreibtisch Platz, neben dem die Nationalflagge stand. Er war graumeliert und kräftig und steckte wie immer in gestreifter Krawatte und einem anständigen Maßanzug, der ihn ins Schwitzen brachte. Er hatte sie in diesem brütend heißen Sommer mit einem Haufen Morde am Hals vor sich hin köcheln lassen und es nicht für nötig befunden, sich aus seinem Feriendomizil herzubequemen, und jetzt saß er frisch und munter da und heimste die Lorbeeren ein. Neben ihn setzte sich der sehr viel jüngere, schlankere und elegantere, aber nicht minder hassenswerte Laurenti, leicht genervt darüber, dass der bullige Polizeichef wieder aufgetaucht war, um ihm die Show zu stehlen. Tano Esposito, von Natur aus elegant, unverschämt gut aussehend und verführerisch in seiner perfekt sitzenden Uniform, braungebrannt, mit blauen Augen, die allzu oft die ihren suchten, dieser Mistkerl, er nahm auf der anderen Seite des Polizeichefs Platz. Das Sperrfeuer begann.
Vieles, was bekanntgegeben wurde, war auch für Nelly neu, Einzelheiten, die sie noch nicht kannte. Beispielsweise hatte man die Unterhosen der Opfer gefunden. Plötzlich entdeckte sie Palmieri, der abgehetzt in den Saal schlüpfte. Er drängte sich durch die Menge, suchte sich unweit von ihr einen Platz, und sie nickte ihm grüßend zu. Laurenti warf ihm einen schiefen, Volponi einen ratlosen Blick zu. Palmieri war ihm noch nicht begegnet, und er fragte sich, wer das sein mochte. In dem Moment stellte ein Journalist die Frage, die sie alle erstarren ließ.
»Sehr schön, die Rekonstruktion ist durch und durch logisch, meinen Glückwunsch an die Ermittler, allerdings, wären Sie ein wenig früher dran gewesen, würde unsere Kollegin Gemma noch leben ... Aber, die anderen Köpfe, wo sind die? Haben Sie die gefunden oder nicht?«
In dem Augenblick wusste Nelly, was das elende Stimmchen ihr seit Stunden zuraunte. Wo sind die Köpfe? Habt ihr sie gefunden? Aller Augen richteten sich auf Volponi, der entnervt zu Laurenti hinüberblickte, welcher seinerseits Tano indigniert ansah, der wiederum völlig gelassen blieb und mit ruhiger Stimme antwortete:
»Die anderen Köpfe sind tatsächlich noch nicht gefunden worden, aber die Suche nach dem Versteck, in dem Zanni seine Trophäen aufbewahrte, läuft auf Hochtouren, wir rechnen bald mit neuen Ergebnissen. «
Während das Geplänkel noch eine Weile weiterging, konnte Nelly an nichts anderes mehr denken. Das Haus war für Zanni ein sicherer Ort gewesen. Der alte Manara hatte ihm die Schlüssel gegeben, nur er ging dorthin. Die Köpfe mussten dort sein, wenn auch vielleicht versteckt. Bisher hatte man vergeblich gesucht, aber wenn sie dort waren, würden sie sie finden. Wenn sie dort waren. Sie schauderte leicht, Tano hatte es gesehen und warf ihr einen besorgten Blick zu.
»Alles gut, Nelly? Komm schon, hier ist alles unter Kontrolle, geh nach Hause. Entspann dich, wir sehen uns morgen, und wenn dir nicht danach ist, in ein paar Tagen. Am besten machst du gleich drei Tage frei und kommst wieder, wenn’s dir besser geht. Es gibt zwar noch einiges zu tun, wir müssen die ganzen Puzzlesteinchen zusammensetzen, aber das ist reine Formsache, der Mörder ist tot, der Fall erledigt. Außerdem haben wir mindestens 90 % Luftfeuchtigkeit. Ich wollte nach Thailand fahren, aber was soll ich da, wenn ich’s hier gratis haben kann?«
»Kümmerst du dich um Volponi und die anderen? Ach, und grüß Palmieri von mir, wenn er fährt.«
»Soll ich mich in deinem Namen bei
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