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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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gerichteten Augen, Federica Pittaluga, Monicas Mutter, zusammen mit Manuela, einer der Schwestern. Manuela lächelte, als sie Nelly und Mau sah, doch die Mutter bemerkte sie nicht oder tat zumindest so.
    Nelly hatte Federica seit über einem Jahr nicht gesehen, seit jenem Frühjahr, das das Leben ihrer Familien auf den Kopf gestellt hatte und Mau und Monica fast das Leben gekostet hätte {15} . Die Ereignisse waren noch zu lebendig, die Wunden frisch. Federica und Gianandrea Pittaluga lebten seither getrennt, und die Frau hatte einen psychischen Zusammenbruch erlitten, gefolgt von einer schweren Depression.
    Während Mau verschwand, um sich nach Monica zu erkundigen, suchte sich Nelly einen Platz in Sichtweite, wenn auch in gebührendem Abstand, und musterte sie eingehend. Ihr kantiges Gesicht sah älter aus, der Mund hatte einen verächtlichen, bitteren Zug. Federica hatte nie viel gelacht oder gelächelt, auch vorher nicht, doch jetzt schien sie vollends vergessen zu haben, wie das ging. Eine steile, strenge Falte hatte sich ihr zwischen den Augen in die Stirn gegraben. Manuela, die Tochter, fasste sich ein Herz, stand auf und trat auf Nelly zu.
    »Guten Tag, Nelly, wie geht’s?«
    »Gut, danke, und euch?«
    Das Mädchen hob leicht die Schultern, verzog das Gesicht und machte eine kaum merkliche Kopfbewegung zur Mutter hinüber, die den Weggang der Tochter nicht bemerkt zu haben schien. Die beiden sahen sich sehr ähnlich, bis auf den Mund, und wenn man sie nebeneinander sah, wurde deutlich, was die Zeit und vor allem die Wechselfälle des Lebens aus einem Menschen machen konnten.  Vor nicht allzu langer Zeit, vor zwanzig, fünfundzwanzig Jahren, hat Federicas steinernes Gesicht einmal ausgesehen wie Manuelas. Glatt, weich, zart, mit dem Leuchten eines Menschen in den Augen, für den die Zukunft voller Verheißungen ist. Mist. Und das bleibt dann von der Zukunft.  In dem Moment öffnete sich die Tür, durch die sie hereingekommen waren, und eine Krankenschwester schob eine Rollliege herein, auf der reglos und noch immer unter Betäubung, auch wenn sie ab und zu die Augen öffnete, Monica lag. Die drei Frauen sprangen auf und fragten im Chor: »Wie geht es ihr?«
    Ohne zu antworten, klingelte die Krankenschwester an der Tür zur Station, legte den Finger auf die Lippen und flüsterte: »Sie hat das Kind leider verloren. Aber es geht ihr gut, alles in Ordnung.« Sie machte ihnen ein Zeichen, ihr zu folgen. Mau kam aus der Station, stürzte ans Bett und erfuhr, was geschehen war. Seine Augen füllten sich mit Tränen, er griff nach Monicas zierlicher Hand.
    Mit einem Mal fuhr Federica hoch und wetterte los. Da seien sie, die Verantwortlichen für das, was ihrer Tochter zugestoßen sei, dieses Schwein und seine ehrenwerte Mutter, die hatten sie zur Abtreibung gedrängt, zum Mord, jawohl, nachdem er sie außerhalb der Ehe geschwängert hatte, und so wäre es bestimmt noch eine Weile weitergegangen, wenn die Oberschwester, die in ihrem kleinen Büro am Stationsflur saß, bei dem Geschrei nicht aufgesprungen wäre, sie am Arm gepackt und ohne viel Federlesens vor die Tür gesetzt hätte. Manuela eilte ihr nach und versuchte vergeblich, sie zu beruhigen.
    »Was ist denn das für eine Irre?«
    »Die Mutter. Es geht ihr nicht besonders«, antwortete Nelly und folgte der Rollliege.
    »Offensichtlich«, sagte die Schwester trocken und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
    Die Krankenschwester, die sie aus dem OP begleitet hatte, und eine Kollegin hoben Monica behutsam ins Bett. Sie deckten sie zu und hängten sie an den Tropf. Sie lag in einem Dreibettzimmer. Vom ersten Bett an der Tür aus hatte eine alte Frau die Prozedur neugierig beobachtet.
    »Was hat denn die arme Kleine? Die ist ja noch ein halbes Kind!«
    Die beiden Krankenschwestern taten so, als hätten sie nichts gehört, und gingen hinaus. Ein paar Minuten später kam ein großer, stämmiger Arzt in einem grünen Chirurgenkittel herein und trat ans Bett. Monica hatte die Augen geöffnet und sah sich benommen um, er fühlte ihren Puls und fuhr ihr beruhigend mit der Hand über die Stirn.
    »Alles ist gut, Signorina. In ein paar Tagen bist du wieder wie neu. Und du kannst noch so viele Kinder bekommen, wie du willst.«
    »Das Kind?« Mau, der neben Monica saß wie ein treuer Hund neben seinem unglücklichen Herrchen, flüsterte dem Arzt eine Frage zu, deren Antwort er bereits wusste.
    Der Arzt schüttelte nur den Kopf und machte Nelly ein Zeichen, ihn kurz vor

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