Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)
Langsamer, ja? Nicht rasen, während ich rede.«
Ich wand ihm das Telefon aus der Hand. Es war das gleiche wie meins, das gleiche, das wir alle hatten, mit virtuellen Tasten auf einem Touchscreen, der glitschig von seinen Tränen und dem Schweiß seiner Hand war. Ich tippte dreimal auf die Neun und achtete darauf, dass er es auch sah, aber bevor die V erbindung zustande kam, trennte ich sie wieder. » Die Polizei, bitte«, sagte ich und drehte die Heizung auf, um das Schweigen am anderen Ende zu überlagern. » Ja, ich möchte eine Entführung anzeigen, bitte… Jemand hat meine, äh, meine Nichte entführt, Edie W oodford. Sie ist neun Monate alt.« Ich schwieg einen Augenblick lang. » Far Barn, Otter V alley.« Ich fügte die Postleitzahl hinzu und wartete ein W eilchen. » Ja, ich weiß, aber… Um neun Uhr… Ein weißes Ding, eine Art Strampelanzug. Sie war bei einer Babysitterin, einem Mädchen namens Kerry…« Ich bremste mich gerade noch rechtzeitig. » Ihren Nachnamen weiß ich nicht… Nein, sie hat kein Auto.« Ich wandte mich von W ill ab und steckte den Finger in mein freies Ohr, damit es aussah, als konzentrierte ich mich auf dieses Gespräch. V or uns kam etwas in Sicht. Es war mein W agen; die Scheinwerfer brannten noch, und meine Zeit war abgelaufen. Ich tat, als beendete ich mein Gespräch mit einiger Dringlichkeit und bedankte mich im V oraus. W ill stoppte vor meinem BMW , zog die Handbremse an und stellte den Motor ab.
» Sie kommen direkt zum Haus«, sagte ich und überlegte: W ie lange würde ich brauchen? » Aber sie meinten, es könnte einige Minuten dauern, in so einer Nacht wie heute.« W ill saß zitternd auf dem Fahrersitz. » Will«, sagte ich, » komm. Rowan und Sophie können ihnen alles sagen, was sie wissen müssen, denke ich. W ir sollten weiterfahren. Lass uns meinen W agen aus dem Graben holen; zusammen können wir genug Gelände abdecken.« Ich gab ihm das Telefon zurück. An seiner Stelle hätte ich einen Blick auf das Display geworfen, aber er schob den Apparat in die Brusttasche, ohne ihn anzusehen.
Zusammen schoben wir den W agen heraus. W ill hatte Schlammspritzer und Erde im Gesicht, und ich fragte mich, ob ich genauso aussah.
» Vielen Dank, Matt«, sagte W ill. » Okay, keine Zeit verschwenden. W enn du am Ende der Zufahrt rechts abbiegst, kommst du tiefer ins Tal hinunter. Das ist eine Sackgasse; also kannst du dich nicht verfahren. Du kannst in ungefähr zwanzig Minuten bis ans Ende fahren und wieder zurückkommen.« Die Arbeit mit meinem Auto hatte W ill wieder zu sich gebracht. Mit jedem W ort distanzierte er sich weiter von dem W rack, das er noch vor wenigen Augenblicken gewesen war. » Ich fahre nach links und auf dem W eg nach Ottery zurück, auf dem wir hergekommen sind.«
Ich überlegte schnell. Je tiefer man ins Tal hineinfuhr, desto weniger wahrscheinlich war es, dass man noch Netzempfang hatte.
» Vielleicht sollte ich die Straße nach Ottery nehmen«, schlug ich vor. » Da unten im Tal bin ich noch nie gewesen. W enn ich unseren W eg zurückfahren kann, werde ich mich wenigstens orientieren können. Mal ehrlich, wenn ich stundenlang wegbleibe, macht das doch nichts. Aber Sophie will bestimmt, dass du zu Hause bist, und auch die Polizei wird mit dir sprechen wollen.«
Will trommelte mit den Fingern auf mein W agendach, bevor er seine Entscheidung traf.
» Du hast recht. Eine gute Überlegung, Alter.«
Er setzte sich ans Steuer seines W agens, und ich folgte im W indschatten seiner Schlusslichter, die im Dunkeln leuchteten wie die Augen des Teufels.
Will bog rechts ab, und ich tat, als nähme ich die Straße nach links, aber als seine Lichter in meinem Rückspiegel verschwunden waren, wendete ich und fuhr wieder in die Zufahrt zur Far Barn. Es ging bergab, und selbst ohne Motor und Licht rollte der W agen die Zufahrt entlang, wenn ich den Fuß von der Bremse nahm. Als die Lichter der Scheune in Sicht kamen, verließ ich den Fahrweg und rollte über das unebene Gelände im Bogen auf das Cottage zu. Dazu musste ich das Standlicht einschalten. Hoffentlich würde noch niemand herausschauen und mich sehen. Die Umrisse des Cottage waren schemenhaft zu erkennen. Ich zog die Handbremse an und wartete ein paar Sekunden, um mich zu sammeln.
Noch war nicht alles verloren. W enn sie alle noch in der Scheune waren, wenn noch keiner von ihnen zum Cottage gegangen war, wenn W ill nicht nach seinem Telefon sah oder die Polizei anrief, um ihnen Beine zu machen,
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