Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)
Guy-Fawkes-Feuer so stark loderte, dass man das Gefühl hatte, Ohren und Nase würden schmelzen, wenn man zu dicht davor stand. Um V iertel vor elf gaben wir die Suche auf und stapften zurück zu unseren Autos. Dass mein Herz schneller schlug, hatte nichts mit dem steilen Aufstieg zu tun. Ich hatte Kerry befohlen, ungefähr um diese Zeit aus der Scheune zu verschwinden, und ich hoffte, es werde nicht zu früh sein. Das Gedränge, das Feuer und die Anstrengung machten es schwer, die Temperatur zu schätzen. W enn sie zu früh losginge, würde sie vielleicht frieren und zu früh zurückkommen. Die Decken, die ich im Cottage hinterlassen hatte, sollten das eigentlich verhindern, und aus meiner kurzen Erfahrung als Kinderträger an diesem Abend wusste ich, dass sie eine W ärme hervorbrachten, die in keinem V erhältnis zu ihrer Größe stand, aber trotzdem… W enn sie bei meiner Rückkehr im W ohnzimmer säßen, wäre alles sehr viel komplizierter. Ich würde irgendwie einen separaten Raum für mich und meine Geisel finden müssen, ohne V erdacht zu erregen. W ie viel wirkungsvoller wäre es, wenn ich das Kind hereinbrächte, sie für einen Augenblick glauben ließe, ich wollte es ihnen zurückgeben, und dann meinen Trumpf ausspielte.
Als wir am Parkplatz ankamen, warteten alle bei dem Raumschiff, das Sophie angeblich brauchte. Ich zählte kurz durch: Außer mir und Felix sah ich W ill, Tara, Rowan, Jake und zwei der Jungen.
» Wo sind Sophie und Charlie?«, fragte Felix, während ich um den Minibus herumging und einen leeren Grasstreifen sah, wo ein BMW Z4 hätte stehen müssen.
» Wo ist mein W agen?«
» Sei nicht sauer. Ich habe Sophie damit nach Hause fahren lassen«, sagte Tara. » Charlie hat sich schrecklich angestellt, und er hatte richtig Angst. Deshalb musste sie ihn nach Hause bringen.«
Verdammt, verdammt, verdammt, V ERDAMMT ! Tara missdeutete meine Miene und legte mir eine Hand auf den Arm. » Sie kann gut fahren. Da passiert schon nichts.«
» Wann ist sie los?«
» Vor ungefähr einer Stunde. Ich weiß es nicht genau.«
Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und drückte die Schläfe an die kalte Scheibe. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis alle das Gewirr aus baumelnden Sicherheitsgurten aufgelöst und ihren Gurt in den jeweils passenden Halter geschoben hatten.
Will fuhr mit fünfzehn Meilen pro Stunde. » Ich wusste, ich hätte ihn zurückbringen sollen. Sophie muss es grässlich gefunden haben, durch diesen Nebel zu fahren.«
» Ja, aber dann hätte sie statt Matts kleinem Auto diesen Bus durch den Nebel fahren müssen«, sagte Felix. » Sie schafft das schon. W ahrscheinlich schleicht sie mit einem Zoll pro Minute voran. W ir überholen sie bestimmt noch.«
Ich betete, er möge recht haben.
Aber wenn sie schon verschwunden waren… Sophie könnte sich selbst auf die Suche gemacht und Kerry und Edie im Cottage gefunden haben. W omöglich war Kerry im V erhör zusammengebrochen und hatte Sophie alles erzählt, ohne dass ich dabei war. Oder sie hatte gemerkt, dass die beiden verschwunden waren, war irgendwo hingegangen, wo sie Netzempfang hatte, und hatte, wenn schon nicht die Polizei, dann doch wenigstens einen aus ihrer Familie angerufen, die für sie ja selbst so etwas wie ein Notdienst war.
Hinter mir summte Taras Telefon. Mein Herz machte einen Satz. Im Beifahrerspiegel beobachtete ich, wie sie es herausholte. Offenbar war es eine unschuldige SMS von einer Freundin, denn was sie da las, brachte sie zum Lachen, bevor sie das Telefon wieder einsteckte. V on da an verhielt ich mich so still wie möglich, bis unsere Fahrt ins Tal hinunter begann. Ich starrte auf mein eigenes Telefon und sah erleichtert zu, wie aus fünf Balken vier wurden, drei, zwei, einer– und dann war Schluss.
Ein paar Minuten später bremste der W agen abrupt, und wir alle wurden auf den Sitzen nach vorn geschleudert. W ill, der in den Nebel spähte, hatte gesehen, was wir anderen erst ein paar Sekunden später erkannten: Ein diagonaler Lichtstrahl versperrte uns den W eg, nein, zwei, es war…
» Das ist Matts W agen!«, schrie Jake. » Matt, das ist dein W agen!«
» Oh, Scheiße, Sophie !«, sagte W ill. Er schnallte sich los und sprang aus dem W agen, ohne erst den Motor abzustellen. » Matt, da liegt eine Lampe im Handschuhfach. Bringst du mir die?«, rief er über die Schulter zurück.
Mit der Taschenlampe in der Hand lief ich ihm nach, dicht gefolgt von Rowan und Tara, die sich vergebens bemühte, drei
Weitere Kostenlose Bücher