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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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sagen nicht: ›Fort, verdammter Fleck‹, wir sagen: ›Ich bin Spartakus!‹«
    Er stampfte die Erde mit dem Stiefel glatt. » Ich denke dauernd an all die Augenblicke, in denen es anders hätte laufen können, wisst ihr? Zum Beispiel, was wäre passiert, wenn die Polizei ein bisschen tiefer gebohrt hätte? Oder wenn wir nicht alle ins Cottage gegangen wären?«
    » Oder wenn ich gleich beim ersten Mal angerufen hätte«, sagte W ill.
    Felix nahm den Stab zurück. » Oder, seien wir doch ehrlich, wenn ich von vornherein nichts mit Kerry angefangen hätte.«
    Oder wenn ich einem anderen Kind eine Chance gegeben hätte, dachte Rowan.
    » Was hat Matt damit gemeint, dass du uns etwas Schreckliches über Mum zu erzählen hast?«, fragte Felix.
    Die Polizei zu täuschen war eine verzweifelt unangemessene V orbereitung darauf gewesen, seinen Sohn zu belügen. Er saß in der Falle: W enn Felix ihn zur Rede stellte, würde er einknicken, und wenn Felix ihm glaubte, wäre das eine Glasscheibe, die für immer zwischen ihnen stehen würde.
    » Ich habe keine Ahnung. Er wollte mich reizen. Da hätte er alles Mögliche erzählt. Komm schon, du kennst eure Mutter. Sie war kein Mensch mit dunklen Geheimnissen.«
    » Nein, natürlich nicht. Das ist eins der wenigen Dinge, deren wir uns noch sicher sein können.«
    Felix ließ den Spaten fallen.
    In der Schmutzdiele zogen Felix und W ill sich aus und stopften ihre Sachen in einen Müllsack, wie Tara es gesagt hatte. Zum ersten Mal seit ungefähr fünfzehn Jahren sah Rowan seinen Sohn nackt. Aber das war nichts im V ergleich zu der schrecklichen Intimität, die sie jetzt miteinander verband.
    » Ich nehme die untere Dusche, wenn du nach oben gehen willst?« Felix nahm sich ein sauberes, wenn auch verschlissenes Handtuch und reichte W ill ein zweites.
    » Okay, danke«, sagte W ill. » Verdammt, Fee… Musst du jetzt das Bett mit Kerry teilen?«
    » Ich nehm’s an«, sagte Felix. » Zumindest das Zimmer. Ich muss ja dafür sorgen, dass sie bleibt, wo sie ist.«
    Rowan wartete allein in der Schmutzdiele, bis die W asserleitungen nicht mehr rauschten und die Schritte über ihm verstummten. Dann wusste er, dass die beiden jungen Männer schlafen gegangen waren. Er hatte das Horrorfilm-Knarren von Felix’ Zimmertür gehört. Zweifellos würde der Junge sich auf den Boden legen, während Kerry das Bett hatte.
    Rowan zog sich aus, wickelte sich in das letzte Handtuch und warf seine Sachen im Garten auf das immer noch glühende Feuer. Dann stieg er schwerfällig die Treppe hinauf, und jetzt war ihm so kalt, dass eine Gänsehaut seine Arme bedeckte. Im Familienbad duschte er so heiß, dass es wehtat.
    In barmherziger Dunkelheit ging er durch den Korridor. Unten schlug die Standuhr halb sechs. Es musste Jahrzehnte her sein, dass er das letzte Mal so lange aufgeblieben war; sogar an Lydias Sterbebett hatte der Schlaf ihn immer wieder für fünf Minuten übermannt, und er fragte sich, wie lange diese vibrierende, manische Energie wohl anhalten würde. Tara hatte gesagt, sie würde nie wieder schlafen.
    In seinem Zimmer tastete er unter dem Kopfkissen nach seinem Pyjama, ohne Licht zu machen. Eine Zeit lang lag er flach auf dem Rücken unter der Decke, dann brach der Damm seiner Erinnerungen krachend und rauschend, und er konnte die V ergangenheit nicht länger zurückhalten. Er schloss die Augen und ließ los.
    Damals nach dem Überfall auf Felix hatte Rowan bedrückende Frustration empfunden, weil er Kellaway nicht vor Gericht bringen konnte, und zugleich hatte er sich verzweifelt bemüht zu verstehen, warum jemand so wütend auf eine Enttäuschung reagierte, die Dutzende andere Kinder mit W ürde ertrugen. Dass er mit dem ersten Gefühl zu leben lernen musste, war ihm klar, aber um das zweite zur Ruhe zu bringen, hatte er den Anbau der Bibliothek aufgesucht, in dem die Mawson-Luxmore-Anträge der letzten dreißig Jahre lagerten. W enn er ganz ehrlich war, hatte er von dem Bewerbungsgespräch mit Darcy Kellaway nicht mehr viel im Gedächtnis behalten. Das Klausurpapier war einprägsamer gewesen; trotz der etwas gestelzten und archaischen Sprache des Aufsatzes war eine ungewöhnliche Empfindsamkeit für Lyrik erkennbar gewesen. So oder so, Rowan hatte den starken V erdacht, dass der Schlüssel zu Kellaways Ausbruch nicht in seinen mündlichen oder schriftlichen Äußerungen zu finden war, sondern in den Unterlagen, die dem Antrag beigefügt waren. Zum ersten Mal in seiner Amtszeit als

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