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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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den Schmerz, den sie womöglich Leuten zufügten, mit denen sie diese Stadt teilten.
    Stundenlang stand ich da und beobachtete, wie sie kamen und gingen, während der Neid in meinen Adern mich wärmte. Irgendwann kehrte ich zurück in unsere Zimmer in der Old Saxby Road, wo der Müll sich türmte und die Treppe seit Monaten keinen Staubsauger mehr gesehen hatte. Seit ich abgelehnt worden war, hatte meine Mutter das letzte bisschen Gewicht verloren, das sie noch zu verlieren hatte. Stundenlang saß sie da und stützte den Kopf auf die Hände, als sei er schwer von der Last ihrer Aufgabe; sie überlegte, wo etwas schiefgegangen war, und suchte nach einer Möglichkeit, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Manchmal bemerkte sie nicht einmal, dass ich hereinkam.
    Nicht selten traf ich sie dabei an, wie sie meinen Bewerbungsbrief las oder die Scheinprüfungen noch einmal durchging, die sie mir vorher gestellt hatte. Sie überzeugte sich davon, dass das Niveau meiner Arbeit gut genug war, um ein Schlussexamen zu bestehen, und fragte sich von Neuem, was da zwischen mich und mein Geburtsrecht getreten war. Sie gab Rowan MacBride die ganze Schuld und redete endlos von seiner mangelhaften Urteilskraft und seinen schlechten Manieren. Ich fragte mich, ob sie so wütend gegen ihn protestierte, weil es ihr zu schwerfiel, sich vorzustellen, dass die Schuld vielleicht bei mir lag.
    Eines Nachmittags gegen Ende Oktober machte ich meine letzte Runde durch das Viertel, als ich Felix MacBride im Gespräch mit einem rothaarigen Mädchen sah. Sie trugen neidgrüne Schuluniformen, und das Mädchen hatte eine Flöte bei sich, während sein kleines schwarzes Futteral wahrscheinlich eine Klarinette enthielt. Das Timbre ihrer Stimmen entsprach ihren Instrumenten. Sie standen so im Wind, dass ihre Worte über ihre Schultern zurückgeweht wurden und ich sie noch in einem Abstand von zehn Schritten verstehen konnte.
    » Meine Mum arbeitet nicht für Geld«, posaunte Felix. » Sie arbeitet nur freiwillig, weil sie für uns da sein will.«
    » Meine Mum verdient Geld«, trillerte das Mädchen. » Um ein Vorbild zu sein.«
    » Wahrscheinlich eher, um die Schulgebühren zu bezahlen. Mein Vater braucht für meine Schule nicht zu bezahlen.«
    » Wieso nicht?«
    Felix tippte sich mit einem Finger seitlich an die Nase. » Entscheidend ist nicht, was man weiß, sondern wen man kennt.«
    Es war die Lässigkeit seiner Arroganz, die auf mich wirkte: Ich spürte ein Ziehen tief in meinem Inneren, als zerrte eine gefesselte Macht an ihren Ketten.
    Ein großes schwarzes Auto parkte vor der Einfahrt zur Cathedral Passage. Das Mädchen stieg ein, ohne sich groß zu verabschieden. Felix ging weiter die Gasse entlang. Die Schulmauer ragte hoch zu seiner Rechten, die rückwärtigen Mauern der Terrace zu seiner Linken. Es war, als sei die Stadt selbst so angelegt, wie es diesem Jungen passte. Ich schloss mich ihm an und synchronisierte meine Schritte mit den seinen, sodass das Geräusch meiner Schuhe auf den Steinplatten ihn nicht auf mich aufmerksam machen konnte.
    Auf halbem Weg durch die Passage begann das Fünfuhrläuten der Glocken, und plötzlich hatte die dunkle Macht in mir sich befreit. Ich rannte los und stieß ihn mit dem Gesicht voran auf das Pflaster. Der Klarinettenkoffer flog ihm aus der Hand und öffnete sich beim Aufprall auf den Boden, und die Einzelteile des Instruments rollten und kullerten über die Steine. Felix lag noch ausgestreckt am Boden und streckte die Hand nach einer kleinen schwarzen Röhre aus. Ich stampfte mit dem Fuß auf seine Finger. Ich war wie besessen. Noch nie hatte ich so etwas getan, und jetzt fragte ich mich, warum nicht, denn das Gefühl dabei war wie ein urzeitlicher, wilder Rausch. Ein kochender Fluss brodelte aus einer namenlosen Tiefe herauf und überschwemmte die Ufer meines Zorns auf Felix. Ich war unerfahren, aber der Instinkt verriet mir die Stellen, wo ich ihm am besten wehtun konnte. Meine Gewalttätigkeit stand in keinem Verhältnis zu meiner Körpergröße, und sein Entsetzen machte Felix blind für die Leichtigkeit, mit der er mich hätte überwältigen können. Die Uhr schlug immer noch zur vollen Stunde, und jeder Glockenschlag begleitete eine Verletzung– einen Tritt in die Rippen, einen ins Gesicht. Felix hatte sich zusammengekrümmt und hielt die Hände über den Kopf. Sein bleiches Kinn bot ein ideales Ziel für einen Fußtritt, aber im letzten Moment bewegte er sich, und statt des erwarteten Krachens

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