Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)
hörte ich ein schmatzendes Geräusch, als das Fleisch seines Gesichts vor meiner Schuhspitze nachgab.
Die Weichheit brachte mich zur Besinnung, nachdem fester Widerstand es nicht getan hatte. Ich hörte auf.
Es war, als schaute ich wie ein steinerner Wasserspeier auf mich selbst herunter, wie ich vor Felix stand, der durch seine Finger wimmerte. Was hatte ich getan? Was hatte ich getan? Was hatte ich getan ? Angst und Reue fluteten in die Leere, die der Zorn hinterlassen hatte, und Feigheit mit ihnen. Als das erste Blut durch Felix’ gewölbte Hände sickerte, ließ ich den Stöhnenden auf dem Boden liegen und rannte durch die Lücke in der Cathedral Terrace davon.
Rowan MacBride stopfte gerade einen Müllsack in die Tonne an seinem Haus. Er hob den Kopf, aber ich war schon halb über den Rasen weitergerannt, bevor er die Chance hatte, mich zu erkennen, und außerdem stand mein Gesicht ja wohl kaum auf Platz eins in seinem Gedächtnis. Auf der anderen Seite der Rasenfläche von Cathedral Green blieb ich stehen, um zu Atem zu kommen und zu begreifen, was ich gerade getan hatte. Mein Instinkt drängte mich, meine Spuren zu verwischen. Was immer dieser unberechenbare kriminelle Geist gewesen sein mochte, der da in der Cathedral Passage für eine schreckliche Minute von mir Besitz ergriffen hatte, er hatte offensichtlich eine Art Volksweisheit hinterlassen, bevor er wieder ausgefahren war. Ich schlüpfte in den Laden der Britischen Herzstiftung und nahm ein Paar fast neue Turnschuhe in Größe vier aus dem Regal. Sie passten wie angegossen. Meine alten Schuhe, die an der einen Schnalle rot glitzerten, warf ich in eine Mülltonne.
Der Polizist tauchte gleichzeitig mit mir vor meiner Haustür auf. Sein glänzendes Abzeichen identifizierte ihn als PC 089.
» Kommst du zufällig gerade aus dem Kathedralenviertel?«
Eine neue Welle der Angst rollte über mich hinweg. » Ich? Nein.«
» Wir sollten trotzdem besser mit deiner Mum darüber sprechen. Ist sie zu Hause?«
Das war die einzige Gewissheit in meinem Leben. Ich klopfte viermal. » Alles in Ordnung, Mutter. Es ist nur die Polizei.«
» Wie oft denn noch?«, fragte sie, als sie meinen uniformierten Begleiter sah. » Darcy erhält häuslichen Unterricht.« Drei Meilen weit weg läutete die Glocke der Kathedrale zur Abendandacht, und ich sah, wie ihr dämmerte, dass sie um diese Zeit niemanden wegen Schulschwänzens aufgreifen würden. » Was ist passiert? Hat dir jemand etwas getan?« Sie strich mir das Haar hinter das Ohr und sah den Polizisten an.
» Darf ich hereinkommen?«, fragte PC 089 und drängte sich durch die Tür. Er betrachtete das schäbige Zimmer und musterte die Bücher, als müsse er sich noch überlegen, was um alles in der Welt das sei. Meine Wangen glühten, als sein Blick auf den Teppich fiel, wo die ausgefallenen Haare meiner Mutter sich allmählich zu einem lockeren, dunklen Gewebe verflochten. » Police Constable Jon Slingsby vom Polizeirevier Saxby. Wir haben eine Anzeige bekommen. Ein Kind ist in der Cathedral Passage überfallen worden.«
» O mein Gott, Liebling ! Müssen wir aufs Revier kommen?«
» Darcy ist nicht das Opfer.« Er wandte sich an mich. » Wir haben Augenzeugen, die dich am Tatort gesehen haben.«
Meine Mutter verwandelte einen Aufschrei gerade noch rechtzeitig in ein Lachen. » Wann soll dieser angebliche ›Überfall‹«, wieder die Anführungszeichen, aber diesmal setzte sie sie mit einem Lächeln um das Wort, » denn stattgefunden haben?«
Slingsby zog sein Notizbuch heraus. » Wir können den Zeitpunkt des Überfalls auf exakt siebzehn Uhr bestimmen, denn die Turmuhr hat zur vollen Stunde geschlagen.«
» Tja, das ist einfach. Da waren wir hier zusammen bei unseren Übungen.« Sie wedelte mit einer Hand zu meinem Arbeitszimmer hinüber. Ohne Zögern log sie für mich, weil sie zu wissen glaubte, dass ich zu keiner Gewalttätigkeit imstande sei.
» Übungen?«
» Ich nehme an, jemand wie Sie würde Hausarbeit dazu sagen. Obwohl es ja eigentlich alles Hausarbeit ist. Wie ich schon sagte, Darcys ganzer Unterricht findet hier statt. Ich kann Ihnen die Nummer der örtlichen Schulbehörde geben. Wir stehen in ständigem Kontakt mit den Inspektoren. Hören Sie, soll das wirklich eine Verhaftung sein?«
Meine leeren Eingeweide rumorten. Ich wünschte, sie wollte ihn nicht zwingen, seine Karten auf den Tisch zu legen.
» Noch nicht«, sagte er. » Wir warten auf die eindeutige Identifizierung durch das
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