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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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besten war und wie lange du noch krank sein wirst. Es tut mir so leid, Darcy. Oben im Krematorium. Es ist hübsch da, in den Rosengärten. Ich gehe mit dir hin, sobald du dazu in der Lage bist.«
    Ich brauchte keinen städtischen Rosenstrauch, um mich an meine Mutter zu erinnern. Ich hatte ihr Blut in meinen Adern, und auch mein Geist war ein Gefäß, das sie mit allem gefüllt hatte, was sie wusste und woran sie glaubte. Die Energie, mit der ich sie geliebt hatte, war verkrümmt zum Hass auf die Familie, die sie mir weggenommen hatte. Je länger ich eingesperrt blieb, desto prächtiger wurden meine Vergeltungsfantasien. Sie begannen damit, dass ich Lydia MacBride von Angesicht zu Angesicht zur Rede stellte, und eskalierten so weit, dass ich schließlich ihr Haus anzündete, während die Familie darin eingeschlossen war. Aber je nachdrücklicher ich ihnen die Wahrheit aufdrängte, desto bockbeiniger beharrten die medizinischen Mitarbeiter auf ihrer Überzeugung, ich sei in den Klauen eines psychotischen Wahns. Die Freiheit, die ich brauchte, wenn ich Gerechtigkeit walten lassen wollte, schien weit von mir entfernt zu sein.
    Tatsächlich war es niemand vom medizinischen Personal, der mir die Freiheit schließlich gewährte, sondern ein schwerfälliger Alkoholiker namens Steve, mit dem ich eine Art Mahlzeiten-Symbiose entwickelt hatte: Was ich nicht schaffte, schaufelte er vergnügt in sich hinein.
    » Isst du das noch?«, fragte er bei einem Mittagessen und spießte eine kreisrunde Fischfrikadelle von meinem Teller, ohne auf eine Antwort zu warten. Ich spielte mit dem Salat in meinem Mund und ließ ein einzelnes grünes Blatt zu Samt werden, der sich auf meiner Zunge auflöste.
    » Was ist eigentlich los mit dir?«, fragte er.
    » Ich bin einfach frustriert, weil ich hier festsitze. Ich habe draußen so viel zu erledigen, und ich komme nicht weiter.«
    » Wieso sagst du denen nicht einfach, was sie hören wollen?«, schlug Steve vor.
    » Weil ich nichts anderes habe als mein Wort gegen ihres. Wenn ich einknicke, habe ich buchstäblich gar nichts mehr.«
    » Wie du meinst«, sagte Steve. » Isst du den Pudding?«
    Einige Zeit später, als mein Fall neu bewertet werden sollte, beschloss ich, » gesund« zu werden.
    Der Preis dafür war, dass ich meine Mutter verriet, aber irgendwann fragte ich Dr. Myerson, ob ich ihren Totenschein noch einmal sehen dürfe. Sie lächelte hinter ihrem Clipboard, und zwei Tage später brachte sie mir eine Kopie der Urkunde, und ich tat, als ob ich sie studierte. Ich starrte absichtlich so angestrengt auf die Worte, dass sie vor meinen Augen verschwammen. Ein paar Tage später sagte ich ihr, ich hätte akzeptiert, dass meine Mutter eines natürlichen Todes gestorben sei. » Es ist mir ein bisschen peinlich, was ich da alles geredet habe. Ich glaube in Wirklichkeit nicht, dass die MacBrides sie umgebracht haben. Eigentlich habe ich es wohl nie geglaubt. Ich habe nur jemanden gesucht, dem ich die Schuld geben konnte. Es tut mir leid, dass ich ihnen gedroht habe. In Wirklichkeit würde ich so etwas niemals tun. Ich komme mir ein bisschen albern vor, ehrlich gesagt.« Die Worte brannten wie Galle in meiner Kehle, aber ich wusste, meine Mutter hätte es verstanden und gebilligt. Wenn es je einen Fall gegeben hatte, wo der Zweck die Mittel heiligte, dann war es dieser.
    Ein paar Wochen lang wiederholte ich dieses Thema täglich in Variationen. Es war ein Triumph über den Prozess der Gehirnwäsche; statt die Gewissheit zu verbannen, dass Lydia MacBride meine Mutter ermordet hatte, verstärkte es sie nur. Immer, wenn ich das Wort MacBride aussprach, verhärtete ich mich ein bisschen mehr gegen diese Familie. Jedes Mal, wenn ich meine Drohungen gegen sie zurückzog, sah ich mich geradewegs von Wellhouse zur Cathedral Terrace marschieren und die Konfrontation dort fortsetzen, wo sie unterbrochen worden war.
    Nach sieben Wochen voller Falschaussagen diagnostizierte man bei mir eine einzelne, ausgedehnte psychotische Episode, von der ich vollständig genesen sei.
    » Gute Nachrichten, Darcy.« Dr. Myerson trank aus der Mineralwasserflasche, die sie ständig bei sich trug. » Du kannst nach Hause. Natürlich gibt es zwei Bedingungen. Die erste ist übliche Praxis: Du wirst in den ersten zwei Wochen jeden Tag als ambulanter Patient zu uns kommen. Die zweite ist: Du hältst Abstand zur Familie MacBride.«
    » Was meinen Sie genau mit Abstand?«, fragte ich. Meine Begeisterung sank in sich zusammen.
    »

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