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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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haben will? Mal sehen: Sie hat die Zeit der Polizei verschwendet und eine falsche Aussage gemacht. Ich weiß, der Rest der Familie ist korrupt bis ins Mark, aber sie ist die Schlimmste der ganzen verdammten Bande.«
    PC 089 beugte sich zu mir herunter, und ich konnte die Poren in seiner Nase erkennen. » Daran brauchst du gar nicht zu denken. Ich würde das Wort jedes Mitglieds dieser Familie jederzeit deinem vorziehen. Ich weiß nicht, was du gegen die Leute hast, aber ich habe nicht vergessen, was du…«
    Ein Getöse unterbrach uns. Das Tor öffnete sich, und ein paar uniformierte Polizisten führten einen mit Handschellen gefesselten Mann in einem schwarzen Kapuzenshirt mit orangegelben Paspeln herein.
    » Ricardo! Willkommen zu Hause«, sagte die Polizistin.
    » Fick dich«, sagte der Mann und schniefte. Das konnte nur Ricky Jinks sein. Er war der Traum jedes Eugenikers mit seinem eigentümlich flachen, leblosen Gesicht, das Leute, die arm und dumm geboren sind, anscheinend miteinander gemeinsam haben. Mich fröstelte bei dem Gedanken daran, dass man mich– und sei es auch nur vorübergehend und irrtümlich– mit so jemandem auf eine Stufe gestellt hatte.
    » Sollen wir dich nach Hause fahren?«, fragte die Polizistin und zerbröselte die Kruste der Pizza, die ich verschmäht hatte. » Die Stretch-Limos sind alle unterwegs, aber du könntest mit einem Streifenwagen fahren.«
    » Sarkasmus ist die Zuflucht schwacher Geister«, sagte ich.
    » Charmant!«, antwortete sie. » Ich sehe schon, du hast deine Manieren von deiner Mutter.«
    Ich stutzte. » Woher wissen Sie , wie meine Mutter ist?«
    » Ich habe mit ihr gesprochen… Als ich deinen Onkel nicht erreichen konnte.«
    » Und woher haben Sie ihre Nummer?«
    » Ich habe die Auskunft angerufen.«
    » Wir stehen nicht im Telefonbuch.«
    » Das war Sarkasmus, weißt du? Liegt bestimmt an meinem schwachen Geist. Ich bin Polizistin . Wie, glaubst du, komme ich an eine Telefonnummer? Es hat ungefähr eine Million Mal geklingelt, bis sie abnahm, und als ich ihr sagte, wo du bist und weshalb, hat sie einfach aufgelegt.«
    Ich sah meine arme Mutter in ihrem Zimmer vor sich. Das klingelnde Telefon musste sie gestresst haben, als renne man mit einem Rammbock gegen die Tür an, und dem Ruf zum Revier hatte sie sicher nicht folgen können.
    Ich rannte zurück zur Old Saxby Road; die Stadt huschte an mir vorbei, und die Gebäude wurden mit jedem Schritt neuer. Innerhalb von Sekunden war ich durch die Haustür. Ich gab mich nicht lange mit dem Lichtschalter ab, sondern fand meinen Weg auf der zugestellten Treppe instinktiv und aus dem Gedächtnis. Licht quoll durch das Schlüsselloch.
    » Mutter, ich bin’s!«, rief ich und schloss auf.
    Sie lag rücklings auf dem Boden, und ihre rechte Hand griff wie eine Klaue an die Brust. Ihre Straßenschuhe mit den unverschlissenen Absätzen standen nebeneinander zu ihren Füßen, und ihr alter Mantel lag auf dem Bett und setzte den stummen Bericht über den Gang der Ereignisse da fort, wo meine Fantasie geendet hatte. Der Anruf, der Schreck, der vergebliche Versuch, das Zimmer zu verlassen, das schwache Herz, das für sie kapituliert hatte. Ich sank zu Boden und berührte die hohle Wange, die schon kühl wurde. Und dann war es, als würde eine Verdunklungsjalousie vor meinen Augen herabgelassen. Ich erinnere mich an nichts mehr und weiß nur noch aus den Berichten anderer, was als Nächstes geschah.

ZWEIUNDZWANZIG
    Kenneth erzählte mir, als er nach zwei herrlichen Tagen auf der Rennbahn in Cheltenham zurückgekommen sei, habe sein Anrufbeantworter mit rotem Blinken ein Dutzend Nachrichten angezeigt. Die ersten in der Reihe der widersprüchlichen Anrufe stammten von meiner Mutter. Es folgten zwei vom Jugendamt, ein paar von der Polizei, in deren Gewahrsam ich mich befand, und am Ende waren es noch einmal dieselben Polizisten, aber ihr herrischer Tonfall klang jetzt kleinlauter. Der gemeinsame Nenner schien das Polizeirevier Saxby zu sein. Also war er keuchend dorthin geeilt. Nach längeren Diskussionen mit verwirrten Beamten konnten sie ihn schließlich zur Intensivstation im Sicherheitsflügel des Wellhouse Hospitals weiterdirigieren. Dort lag ich an einem Tropf, vollgepumpt mit Beruhigungsmitteln. Ich litt an einem posttraumatischen Schock, war stark dehydriert und chronisch unterernährt.
    Die » Nichtse« hatten mein Schreien offenbar ignoriert, aber es war laut und lang genug gewesen, um die Studenten auf der anderen

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