Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
Vom Netzwerk:
waren Manager, Ernährungswissenschaftler und Psychologen, und ihre Themen waren Körpersprache, Manipulation, Geschäftsstrategien sowie immer, immer wieder Diät- und Trainingsprogramme. Ich las alle zwei Tage eins dieser Bücher, und auf Vassos’ Laptop lernte ich, das Internet zu benutzen.
    Vass hielt große Stücke auf ein Verfahren namens » Modelling«: Man fand jemanden, dessen Eigenschaften und Erfolge man bewunderte, und äffte dann sein Verhalten nach, bis es einem zur zweiten Natur wurde. Ich schaute selbst zu Vass auf, aber nicht, weil er jemand war, der ich auch sein wollte– er war ja bei all seiner Aufgeblasenheit auch nur ein » Nichts« mit Geld–, sondern weil er da und weil er auf seine Weise erfolgreich war. Es war viel leichter, ganz von vorn anzufangen und Vass’ exotische Werte en gros zu übernehmen, als zu versuchen, die Ambitionen zu verfolgen, die meine Mutter für mich gehegt hatte. So agierten Männer, erkannte ich– obwohl ich mir oft wünschte, ich könnte ihn fragen, warum, wie ein Schauspieler den Regisseur nach seiner Motivation fragt.
    Wie sie es gesagt hatten, waren Vass und Carmel selten zu Hause, aber die Zeit, die ich in ihrer Gesellschaft verbrachte, war intensiv. In meinem Bestreben, eine weiße Leinwand aus mir zu machen, war ich so erfolgreich gewesen, dass sie gar nicht anders konnten, als mich zu ihrem Lieblingsprojekt zu machen. Sie entwarf ein Ernährungsprogramm für mich und ergänzte drei ausgewogene Mahlzeiten mit nährstoffreichen Shakes und Pulvern, und er nahm mich mit in sein Fitnessstudio und zeigte mir, wie man mit Gewichten trainierte. An meiner Größe konnte keiner von beiden etwas ändern– ich bin nie über eins fünfundsechzig gekommen–, aber sie steuerten die ansonsten komplette Verwandlung meines Körpers unterhalb des Halses. Mit jedem Pfund, das ich zunahm, gebot ich mehr Respekt. Fremde redeten nicht mehr mit mir, als wäre ich ein Kind.
    Damit ich genug Geld für die Zahnregulierung zusammensparen konnte, die wir alle für notwendig hielten, fanden sie für die Tage, an denen ich im Restaurant freihatte, für mich einen Teilzeitjob an der Rezeption ihres Fitnessstudios. Sie nannten es » bar auf die Kralle«, und ich fragte mich, ob sie wirklich wussten, wie zutreffend das war, während ich ein Pfund hier, ein Pfund da einstrich, das die Leute für reines Protein in Form eines Schokoriegels oder eines Milchshakes bezahlten. Zwei oder drei Mal im Monat kreuzten Handelsvertreter auf, um neue Wunderpräparate für den Muskelaufbau oder die Fettverbrennung zu verticken. Ich war fasziniert von der schlichten Rhetorik ihrer Verkaufsvorträge und nahm neugierig ihre Visitenkarten entgegen. Ihre Welt des Glamours und des Profits war so weit entfernt von dem Leben, für das ich gerüstet war, dass sie einen exotischen Reiz ausübte.
    An einem Dienstagnachmittag mit weißem Himmel stürmte ein Vertreter namens Bradley Rider durch die Flügeltür herein, um mich zu überreden, zigtausend Pfund in ein Sortiment von Maschinen zu investieren, von einem Laser, der mittels einer kryogenen Gefriertechnik Oberarme zu straffen versprach, bis zu einem Ultraschallmassagegerät, das angeblich auf schmerzlose Weise Körperfett zum Schmelzen brachte. Er kam nicht erst auf den Gedanken, dass ein Empfangsmitarbeiter über die Barbestände in der Kasse hinaus vielleicht keinen Zugang zu weiteren Finanzmitteln hatte, und er hörte auch nicht zu, als ich versuchte, ihm das zu erklären. Er hatte alle seine Kataloge auf der Theke ausgebreitet und war schon mitten in seinem Vortrag, als Vass hereinkam. Als er sah, was Brad da verhökern wollte, packte er ihn buchstäblich beim Kragen und warf ihn hinaus.
    » Nicht in meinem Studio! Verpiss dich nach Knightsbridge oder sonst wohin, wo die Leute mehr Geld als Verstand haben. Du beleidigst mich, Kumpel.«
    » Schon gut, schon gut. Dann eben nicht.« Bradley Rider verschwand mit hochgeklapptem Kragen und defensivem Achselzucken.
    » Was sollte denn das?«, fragte ich– besser gesagt, ich versuchte, es zu fragen. Ich trug seit ein paar Tagen meine neue Zahnspange, und meine Zunge hatte sich noch nicht an den falschen Gaumen gewöhnt. » Du hättest die Zahlen sehen sollen, die er hatte. Wenn seine Projektionen und Ertragszahlen stimmen, hättet ihr nach den ersten paar Monaten eine Gelddruckmaschine.«
    » Eine gottverdammte Goldmine«, räumte Vass ein. » Aber darum geht’s nicht. Er verkauft Träume, keine Resultate. Die

Weitere Kostenlose Bücher