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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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umhüllte, so gründlich konstruiert, dass die Hülle sich dauerhaft verschlossen hatte. Darcy Kellaway mit allen Avataren seiner Kindheit war noch drin, aber erreichen könnte man ihn nur noch, wenn man die Hülle zertrümmerte.

SECHSUNDZWANZIG
    Der Erfolg ist zeitraubend und anstrengend, aber natürlich dachte ich trotzdem immer noch an die MacBrides. In meinen ersten Jahren in London waren sie ein beständiges Knistern, ein Rauschen im Hintergrund. Meine ersten Recherchen waren lückenhaft und frustrierend; das Internet war immer noch ein Einwahl-Dinosaurier. Aber der Saxby Courier wandte sich überraschend frühzeitig dem Netz zu und entwickelte eine rudimentäre Online-Ausgabe, die jedes Wort der gedruckten Auflage enthielt, auch wenn es wirklich nur von lokaler Bedeutung war. Die Cath kam immer wieder vor, und sie berichteten über die Erfolge ihres Kricket-Teams und über das Weihnachtsliederkonzert. Zu meiner Bestürzung las ich sogar einen offenen Brief von Rowan MacBride, in dem er begabte Kinder aller Schichten aufforderte, sich um das Mawson-Luxmore-Stipendium zu bewerben.
    Neben jeden Erfolg der Familie stellte ich eine parallele Leistung. Ein Porträt Sophies und ihrer neuen, glanzvollen Verlagskarriere, die unmittelbar auf ein erstklassiges Examen folgte, inspirierte mich zu einem lukrativen Vertrag mit einer landesweit verbreiteten Fitnesskette. Als Rowan MacBride zum Schulleiter befördert wurde, verleaste ich meine Maschinen an eine Wellness-Hotel-Gruppe und konnte die Hypothek auf meiner Wohnung komplett abbezahlen. Lydias Name erschien gelegentlich in Kurzmeldungen aus dem Gericht und auf Websites irgendwelcher Kampagnen.
    Die beiden jüngsten MacBrides waren online zunächst nicht präsent, aber die sozialen Netzwerke waren ein Geschenk des Himmels. Mit einem Foto, das ich von einer amerikanischen Uni-Website kopiert hatte, eröffnete ich einen Facebook-Account, schloss mich einer Gruppe namens » Old Cathians« an und bat alle Mitglieder, mich zum » Freund« zu machen. Mehr als die Hälfte reagierte positiv– so viel zur intellektuellen Elite. Als ich hundert eigene Freunde hatte, sprach ich Felix und Tara an. Er lehnte ab, sie sagte innerhalb von Sekunden zu. Die Fotos auf dem Bildschirm zeigten eine ganz andere Person als den pummeligen Teenager, dessen Zimmer ich durchwühlt hatte. Meine Mutter, deren Stimme in einem ganz eigenen statischen Rauschen immer zugegen war, hätte Austen zitiert: » Es kommt manchmal vor, dass eine Frau mit neunundzwanzig hübscher ist als zehn Jahre zuvor.«
    Tara war immer noch in Saxby; sie arbeitete als Lehrerin an einer staatlichen Grundschule und hatte einen zehnjährigen Jungen namens Jake Owusu MacBride. Kenneth wäre stolz auf mein schnelles Kopfrechnen gewesen, als ich an mein altes Spielchen dachte, bei dem ich mit der Nadel durch das Gummi gestochen hatte. Meine Güte. Wie schnell sie wachsen … Jake war ein gut aussehender Mischlingsjunge, groß und breitschultrig für sein Alter. Sein Vater, vermutlich der Junge, den ich dabei beobachtet hatte, wie er Tara in der Cathedral Passage küsste, war auf keiner Freundesliste zu finden. Das Ethos der Cath, die es darauf anlegte, allen ihren Schülern Ehrgefühl anzuerziehen, hatte offensichtlich nicht bei allen gewirkt. Taras Profil erfuhr beinahe stündlich ein Update und war durchsetzt von Emoticons und Ausrufungszeichen, aber in den vorherrschenden Winden des Glücks spürte ich eine Querströmung aus Einsamkeit und Verletzlichkeit.
    Sophie war nicht bei Facebook, aber sie spielte eine herausragende Rolle in Taras Fotoalben. Sie hatte einen dunklen, langgliedrigen Mann geheiratet, dessen beeindruckende Körperbehaarung wohl auf Männlichkeit schließen ließ, denn sie war anscheinend fast immer schwanger. Das Paar war ständig umgeben von kleinen Jungen; es waren so viele, dass es mir vorkam, als seien sie real und rannten mir um die Füße herum, bis mir ganz schwindlig wurde. Das also war das Resultat eines erstklassigen Examens. Durch die gemeinsame Freundschaft mit Taras Profil gelang es mir, durch die Ritzen zu Felix hineinzuspähen. Er war lang aufgeschossen und fülliger geworden, ging anscheinend oft auf Kostümpartys und arbeitete als Möbelrestaurator. Das also war aus meinem Stipendium geworden! Mein Blut schien sich in kochendes Öl zu verwandeln. Die alte fixe Idee drängte sich tosend wieder nach vorn, und der Ausbruch des Vulkans war nach all den Jahren der Ruhe desto wütender. Die

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