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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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dass er nie versucht hatte, mich zu finden. Aber ich war zu beschäftigt, um darunter zu leiden.
    Das Wachstum meiner kleinen Firma beschleunigte sich im Jahr 2004, als Bradley wegen Insolvenzverschleppung ins Gefängnis kam. Rikesh verlagerte seine Loyalität mit erstaunlicher Geschwindigkeit von Bradley auf mich und bot mir an, das nötige Kapital einzuschießen und mir zu helfen, die britischen Vertriebsrechte für die komplette Modellpalette zu einem Bruchteil des Marktpreises zu erwerben. » Ich berechne dir bessere Zinsen als jede Bank«– mit diesen Worten verkaufte er mir dieses Arrangement.
    » Aber ich kapier’s nicht. Was springt denn für dich dabei heraus?«
    » Wart’s ab, bis du meine Rechnung siehst«, sagte er.
    » Aber du willst keinen Anteil am Geschäft?«
    » Nee. Cashflow, Junge. Cashflow.« Cashflow, das lernte ich allmählich, war Rikesh-Sprache für » Nicht fragen, nichts sagen«.
    Bradleys Inhaftierung erhöhte den Umsatz meiner Firma um eine Null, und im nächsten Jahr konnte ich eine weitere Null anhängen. Ich warf die Familie aus Vass’ und Carmels Haus hinaus und zog selbst wieder ein, während ich mir etwas suchte, das ich kaufen könnte, und dann schrieb ich nach Australien und übermittelte die doppelläufige schlechte Nachricht von meinem Ausstieg und von Mistys Hinscheiden: Fahrerflucht– die Leute sind Schweine .
    Wenig später hatte ich eine gute Wohnung mit zwei Schlaf- und zwei Badezimmern und mit Fitnessraum und Pool im Untergeschoss in einer Gated Community in Ealing gefunden und gleich gekauft. Ich trainierte jeden Morgen zwei Stunden lang und erwarb langsam die modellierte Gestalt, die in der modernen Gesellschaft als neutral empfunden wird. Als die Zahnspange entfernt wurde, hatte ich nur noch einen Millimeter Überbiss. Mein neues Lächeln verwandelte alles von der Größe meiner Nase bis zur Stellung meines Unterkiefers, und ich war fast am Ziel meiner Reise zu meinem eigenen Körper. Statt immun gegen Schönheit zu sein, wie meine Mutter es gewollt hatte, wurde ich zunehmend verwundbar durch sie. Ich spürte jedes Mal ein leises Flackern von Treulosigkeit, wenn ich merkte, dass ein hübsches Mädchen im Sommerkleid mich bewegte. Aber ich konnte die Wahrheit nicht ignorieren. Je weiter ich mich von den Idealen abwandte, die mir eingetrichtert worden waren, desto erfolgreicher wurde ich. Warum sollte Sex da eine Ausnahme sein?
    Bei den ersten paar Malen bezahlte ich– und zwar einen fürstlichen Preis für ein fürstliches Produkt: ein rothaariges Mädchen in einem guten Zimmer am richtigen Ende der King’s Road. Es war die Bestätigung dafür, dass immer schon eine parallele Dimension der Freuden neben der asketischen Welt meiner Erziehung existierte, und wenn ich nachher den Drang verspürte, mich bei meiner Mutter zu entschuldigen, so war es doch mehr im Geiste des Mitleids und nicht, weil ich es bereute, diese Schwelle überschritten zu haben. Ich benutzte immer dieselbe Agentur, aber nur selten zweimal dasselbe Mädchen. Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, den Schweiß und die Macht des Sex mit dem zärtlichen Verständnis zu vereinbaren, das mir immer noch fehlte, war ich doch irgendwann selbstbewusst genug, um die Profis durch Amateure zu ergänzen. Manche dieser Mädchen waren mit Eifer dabei, aber wenn Anbetung der Maßstab ist, wirkt Bewunderung eher wässrig und matt. Schlimmer war, dass anscheinend keine von ihnen ein Rückgrat hatte, ein Ziel, eine Überzeugung, und infolgedessen waren ihre Erwartungen und Ansprüche launenhaft und verwirrend. Meine Mutter mit ihrer linearen, beständigen Sicht auf das Leben war unter Frauen, das begriff ich bald, eher die Ausnahme als die Regel. Das hier, dachte ich, das hier war es, wovor sie mich hätte warnen sollen– nicht vor der harmlosen Transaktion des körperlichen Akts, sondern vor dem verwirrenden Machtkampf, der ihn begleitete.
    Trotzdem wollte ich jemanden finden. Eine Frau war anscheinend das Einzige, was noch fehlte. Ich hatte das Geschäft, die Wohnung, das Auto, und schließlich ist die Wahrheit des Satzes, ein unvermählter Gentleman im Besitz eines guten Vermögens müsse auf der Suche nach einer Frau sein, so allgemein anerkannt, dass es der einzige Satz von Jane Austen ist, den die meisten Menschen zitieren können. In diesem Sinne war ich ein Opfer meines eigenen Erfolgs. Ein Selfmademan zu sein hat eben auch seine Nachteile. Ich hatte Matt Rider, die äußere Puppe, die alle anderen

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