Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
Vom Netzwerk:
und verließ den Laden, ohne eine Wette zu platzieren.
    Als ich mit Tara und Jake ankam, erwarteten Rowan und Lydia uns auf der obersten Stufe vor der Haustür. Wir begrüßten uns, und man schüttelte mir die zitternde Hand. In der Diele streckte Will mir einen behaarten, schlanken Unterarm entgegen und sagte: » Hallo, alter Knabe.« Ich hatte den Verdacht, dass der übertriebene Upperclass-Akzent nicht allzu weit von seinem normalen Tonfall entfernt war, und mich überkam das gleiche Gefühl wie früher bei V ass: Ich stand vor einer wandelnden Anleitung zur Darstellung eines bestimmten Typs Mann. Aber während V ass in mir die warme Glut der Überlegenheit entfacht hatte, rief W ill das Gegenteil hervor. Sophie knipste ein unechtes Lächeln an, das sofort verschwand, als sie dachte, ich schaute nicht mehr hin. Ein kleiner Junge mit weißblondem Haar rammte mir den Kopf ans Knie.
    » Oh, Leo«, sagte Lydia, » lass den armen Mann doch erst mal ins Haus kommen. Mögen Sie Kinder, Matt?«
    Ich schenkte ihr ein tadelloses, ebenmäßiges Lächeln. » Ja«, sagte ich. » Aber ein ganzes könnte ich nicht essen.«
    Alle lachten, als sie den W olf in ihren Pferch ließen. Ich verachtete sie dafür, dass sie so leicht zu täuschen waren, aber halb war ich auch enttäuscht, weil es ihnen nicht gelang, mein jetziges Erscheinungsbild auf mein kindliches Ich zu projizieren. Es gab mir das Gefühl, der Schatten, den ich auf ihre Familie geworfen hatte, sei blass und flach gewesen, unbedeutend im V ergleich zu dem, den sie auf meine gelegt hatten.
    Ich brauchte nicht so zu tun, als hätte ich das Haus noch nie gesehen; es hatte sich weiterentwickelt, und meine Neugier und meine Orientierungslosigkeit waren echt. Enkelkinder hatten es in Besitz genommen, und überall lag Spielzeug herum. Sogar ihre primitiven Malereien hingen überall an den W änden und hatten die verdrängt, die Mütter und Onkel vor Jahren geschaffen hatten. Die Küche war neu eingerichtet worden, Granit und Chrom waren an die Stelle der Kiefernholzmöbel getreten, und ein neuer Essbereich in einem Glasdachanbau nahm einen großen Teil des Gartens in Anspruch, in dem fahrbares Kinderspielzeug verstreut lag. Ein Basketballring war hinten an der Hauswand befestigt, die der Cathedral Passage zugewandt war.
    Wir tranken W ein im Esszimmer, während Sophie und Lydia in der Küche hantierten. Ich konnte nicht still sitzen; ich stand auf und betrachtete einen Getränkeschrank, hinter dessen Glastüren nur W einbrände zu sehen waren, vielleicht ein Dutzend Flaschen von dem Zeug, von Rémy Martin über Courvoisier bis zu Hennessy Black.
    » Wills Stolz und seine Freude«, sagte Tara und schob sich an meine Seite. » Frag ihn um Gottes willen nicht danach, denn sonst hört er nie mehr auf zu reden.«
    Ich wollte Tara fragen, warum W ills Stolz und seine Freude im Haus seiner Schwiegereltern gelagert wurde, aber da kam der Cognac-Fan selbst herein. Er trug eine gestreifte Schürze und hatte rosige W angen.
    » Essen ist fertig«, sagte er.
    Als wir am Tisch saßen, der sich unter den dampfenden Schüsseln bog, befragte Rowan mich zum zweiten Mal.
    » Kennen wir uns?«, fragte er, und das Blut gefror mir in den Adern. » Sie sind doch nicht einer meiner alten Jungs, oder?«
    » Nein!«, sagte ich. » Nein, ich bin definitiv nicht einer Ihrer alten Jungs.«
    » Na, Gott sei Dank. Ich halte mir etwas darauf zugute, niemals die Namen der Schüler zu vergessen, die ich in meiner Obhut hatte. Ich dachte schon, ich verliere den Überblick. Also . Tara erzählt, Sie sind Unternehmer.« Ein Ausdruck von unterdrücktem Snobismus huschte über alle Gesichter. » Was ist denn das für ein Unternehmen, das Sie führen?«
    » Fitness, Ernährung, Beauty und so weiter.« Im Kontext eines Lunchs in der Cathedral Terrace sah ich meine Karriere mit den Augen meiner Mutter, und mein gewohnter Stolz wollte nicht aufkommen.
    » Habe ich nie kapiert«, sagte Felix. » Ich meine, W ettkampfsport, ja, aber Training ohne das sportliche Element? Fand ich immer schon leicht sonderbar.« Ich glaube, im nächsten Moment begriff er, wie unhöflich er war. » Ich meine, natürlich gibt es sicher einen Markt dafür.«
    » Gibt es«, sagte ich. » Einen verdammt guten sogar.« Ich widerstand dem lächerlichen Drang, aufzustehen und das erste Buch von Paradise Lost zu rezitieren oder die Außenpolitik Jakobs I. zu erörtern.
    » Tara sagt, Sie sind viel unterwegs«, sagte W ill. » Ich weiß nicht, wie

Weitere Kostenlose Bücher