Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)
nicht, dass es etwas ändert. Ich habe vor zwei Monaten geheiratet.«
Rikesh sang Bass und Refrain von » Another One Bites the Dust«.
» Sehr witzig«, sagte ich.
» Du wirst nicht erleben, dass ich heirate– jedenfalls nicht, solange voreheliche Vereinbarungen in diesem Lande nicht verbindlich werden. Es gibt jede Menge Möglichkeiten, eine Freundin loszuwerden. Eine Ehefrau loszuwerden, dafür gibt’s nur zwei, nicht? Frag Heinrich VIII . Ich mache nur Spaß. Es muss ja nicht immer schlecht sein. Arbeitet sie, deine Ehefrau?«
» Nein.«
» Na, was hat sie denn gemacht, bevor ihr euch kennengelernt habt? Kann sie im Büro helfen?«
Die Vorstellung, Kerry könnte irgendeinem Beruf nachgehen, war zum Lachen.
» Sie kann nicht mal einen Computer einschalten.«
» Ach, wir können sie trotzdem auf deine Gehaltsliste setzen. Nenn sie Assistentin, dann kannst du mehr Geld aus der Firma ziehen, ohne dass sich die Steuerklasse erhöht. Die Ehe hat ja auch ein paar Vorteile.«
» Vielen Dank, aber ich würde Kerry und meine Arbeit gern auseinanderhalten.«
» Na, dann hättest du sie aber nicht heiraten sollen, nicht wahr? Sie kann sich die Hälfte von dem nehmen, was du jetzt hast. Das kommt davon, wenn man Sachen macht, ohne Rikesh zu fragen. Pass auf, ich lasse sie einsetzen; das ist ganz einfach. Ich schicke dir die Unterlagen. Sie braucht gar nichts damit zu tun zu haben, sie muss nur zweimal unterschreiben. Das solltest du ruhig ausnutzen.«
Ich legte auf, wütend über Rikeshs plumpe Vertraulichkeit und seine krude Vereinfachung der Situation. Seine Worte hatten ins Schwarze getroffen. Natürlich hatte ich gewusst, dass ich Kerry den Zugriff auf die Hälfte meines Vermögens eröffnete, aber ich war von meiner Geste so sehr geblendet gewesen, dass ich die praktischen Aspekte übersehen hatte. Kerry hätte das alles auch ohne Trauring getan. Sie hätte es für ein warmes Bett getan. Das ist das Problem mit einer Berufung: Der große Plan überschattet oft die Details. In einer Hinsicht hatte Rikesh recht, das musste ich zugeben. Wenn ich die Geste schon gemacht hatte, sollte ich wenigstens etwas für mein Geld kriegen.
Ich stand in der Schlafzimmertür und sah zu, wie sie ihr Haar mit dem Glätteisen bearbeitete. Als sie mich hinter ihrer Schulter im Spiegel sah, verschwand ihre Freude sofort in einem bangen Blick, wie es in letzter Zeit oft passierte. Ich streichelte ihr heißes Haar und achtete darauf, mich von den Eisen fernzuhalten. Das Digitaldisplay verriet, dass sie zweihundert Grad heiß waren. Sie legte das Gerät vorsichtig aus der Hand und schaltete es ab, indem sie den Stecker herauszog.
» Ich habe eine Entscheidung getroffen«, sagte ich. Sie fuhr zu mir herum, und ihrem Gesicht war anzusehen, dass sie sich auf schlimme Neuigkeiten gefasst machte. » Ich habe lange und angestrengt darüber nachgedacht. Ich weiß einfach, dass ich nur eine Möglichkeit habe herauszufinden, was ich wissen muss, und das sind diese Tagebücher. Ich habe alles versucht, um an sie heranzukommen. Der einzige Weg führt über die Familie, aber den haben sie komplett versperrt. Außerdem geht es um eine Vergeltung nach dem Grundsatz ›Auge um Auge, Zahn um Zahn‹. Sie spalten und zerstören Familien, und deshalb müssen wir das Gleiche tun. Es muss über die bloßen Tagebücher hinausgehen. Wir rächen uns für alles und bringen die ganze Familie zur Strecke. Dualität, verstehst du? Zwei Seiten derselben Medaille.«
Sie zog konsterniert die Stirn kraus. Ich war in Darcys Redeweise verfallen, ein fataler Fehler bei Kerry, die eine möglichst schlichte Sprache brauchte. Ich erwartete längst nicht mehr, dass sie Verständnis für mich hatte. Aber dass sie begriff, was ich sagte, war nötig.
» Im Grunde ist es so: Je näher du jemandem bist, desto tiefer ist die Verletzung.« Ich nahm das immer noch heiße Glätteisen, richtete es auf sie wie ein Schwert und trat einen Schritt zurück. » Zum Beispiel: Von hier aus kann ich dir nichts tun…« In der nächsten Sekunde sprang ich auf sie zu und hielt ihr das heiße Ding im Abstand von wenigen Millimetern vor das Gesicht. » Aber aus dieser Nähe könnte ich echten Schaden anrichten. Kapierst du jetzt ?«
Sie schrumpfte zusammen, bis sie fast keinen Raum mehr beanspruchte.
» Was hast du vor?«, flüsterte sie.
» Ich nehme mir ihre Kinder vor. Mit Tara fange ich an. Ich werde dafür sorgen, dass sie sich in mich verliebt, und dann werde ich sie wissen
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