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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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Sie ließ das Licht an und die V orhänge offen. Und sie war clever und positionierte sich immer so, dass ihr Gesicht nicht zu sehen war, während man ihn deutlich erkannte– eine Schauspielerin, die sich präzise an ihre Markierungen hielt.
    Um zehn war sie wieder unten.
    » Erledigt. Aber er ist ziemlich fertig«, sagte sie und zählte die Scheine, ohne sie aus dem Umschlag zu nehmen. » Fing an, sich zu rechtfertigen, kaum dass er gekommen war. Er liebt seine Frau, er würde ihr niemals wehtun, aber er konnte sein Glück nicht fassen, als ich ihn angemacht habe, und es ist einfach alles so schwer, seit sie krank geworden ist, postnatale Depressionen, und er muss immer nur geben und geben und bla, bla, bla… Manche törnt das schlechte Gewissen erst richtig an. Ist die halbe Miete. Aber zu denen gehört er nicht. Kann ich die Bilder sehen?«
    Ich reichte ihr die Kamera.
    » Netter Apparat«, sagte sie, und dann blätterte sie die Bilder durch und warf auch einen Blick in den Lösch-Ordner, um sich zu vergewissern, dass ich kein Bild mit ihrem Gesicht gespeichert hatte.
    Unsere Taxis fuhren in verschiedene Richtungen.
    In meiner W ohnung schloss ich mich im Büro ein, druckte die Fotos schwarz-weiß im Format 20x25 und steckte sie in einen steifen Umschlag. Ich adressierte ihn an Sophie W oodford, 34 Cathedral Terrace, Saxby, und schob ihn zwischen die Unterlagen in einer so langweiligen Akte, dass niemand, der hier schnüffelte, auf die Idee käme, einen Blick hineinzuwerfen. Es war wie Bargeld in einem Schließfach, sicher aufbewahrt, aber leicht erreichbar. Ich hatte vor, die Bilder schwungvoll zu präsentieren, wenn ich den Rest meiner Neuigkeiten offenbarte. Es war schwer zu sagen, wie schnell ich würde handeln müssen, wenn ich diese Tagebücher endlich gefunden hätte.

FÜNFUNDDREISSIG
    Januar 2013
    Wir schossen auf gewundenen Landstraßen hinunter, die so steil waren, dass es sich anfühlte, als bewege der W agen sich tief unterhalb des Meeresspiegels. Dann ging es scharf nach rechts auf einen von Gräben gesäumten Feldweg, und da war sie, die heidnische Kapelle namens Far Barn. Hier hatten die Kinder der MacBrides gespielt, während ich Gedichte auswendig lernte.
    Ich betrachtete die massive Bücherwand, das Kaminfeuer, wo ein Fernseher hätte sein sollen, die niedrigen Sofas, die strategisch so aufgestellt waren, dass man nirgends sitzen konnte, ohne sich jemandem gegenüberzusehen. Ein seltsames Geräusch drang aus meiner Kehle herauf.
    » Du kannst so laut um Hilfe schreien, wie du willst«, sagte Tara. » In Devon kann dich niemand hören.«
    » Ha!«, sagte ich. » Ich teste nur die Akustik.«
    Sie verschwand in einer kleinen Kammer neben der Küche und fummelte am Thermostat herum.
    » Ist es okay, wenn ich vor dem Essen eine Runde laufe?« Ich spähte durch das Küchenfenster. » Wie weit kann ich?«
    » Ich weiß es nicht. Ungefähr eine Meile? Irgendwann kommst du an einen Zaun. W enn dich eine Kuh verfolgt, bist du zu weit gelaufen.«
    Das Laufen ging vom ersten Schritt an schief. Ich fand den richtigen Tritt nicht, um Tempo aufzubauen, sondern stolperte regelrecht über ein paar verfallene Außengebäude, die auf dem Grundstück verstreut waren. Um den Zaun zu erreichen, brauchte ich eine halbe Stunde, wodurch sich Taras geschätzte Meile als Unfug erwies. Auf dem Rückweg nahm ich mir bei dem kleinen Cottage Zeit für ein Stretching. Die Türen und Fenster waren allesamt mit Platten aus einem Metall verschlossen, das fast zu kalt war, um es mit bloßen Händen anzufassen. Ich versuchte, eine aufzubiegen, um hineinzuschauen, aber sie saß so fest, als sei sie angeschweißt. Ich schaute genauer hin und sah, dass das Metall in W ahrheit nicht fest verbunden, sondern zu beiden Seiten auf eine Art Zapfen gesenkt worden war. Es erforderte Kraft, die Platte hoch- und herabzuheben. Ich bezweifelte, dass eine Frau es schaffen konnte. Drinnen war aber nichts Interessantes, nur ein feuchtes Zimmer mit einer zweiten, niedrigen kleinen Kammer nebenan. Der Boden im Haus war silbrig von Reif. Ich stemmte die Platte wieder auf die Zapfen, und sie kam herab wie ein Fallgitter.
    Ich freute mich auf den Duft von Zwiebeln und das Brutzeln eines guten Steaks, aber an der Gartengrenze empfing mich ein bitterer Geruch nach V erbranntem. Auf dem Herd stand eine qualmende Pfanne, und Tara war eine winzige Gestalt im riesigen W ohnzimmer. Das Telefon stand zu ihren Füßen, und ihr Gesicht war wund und tränennass.

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