Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)
könnte Dad helfen, wieder nach vorn zu schauen. Na, ich glaube, sie meint, es könnte uns allen helfen, und… jedenfalls… Dad muss die W ohnung räumen, und er wird alles, was nicht eingelagert werden kann, in die Scheune bringen und dort lagern. Er hat massenhaft Sachen von Mum gefunden, die sie irgendwo versteckt hatte, und kann sich jetzt nicht davon trennen. Alte Tagebücher…«
Meine Luftröhre schnürte sich zusammen.
» Alles in Ordnung mit dir? W as ist mit deinem Mund?« Sie griff zum Nachttisch und nahm das Glas W asser. Die Hälfte davon schwappte auf meine Brust. » Jetzt besser? Du hast mich erschreckt. Ich dachte, du erstickst mir. Okay, also, ja, Tagebücher, Fotoalben, lauter Zeug, das er nie wieder ansehen wird… halloooo? Erde an Matt? Hören Sie mich oder was?«
» Ja, ich glaub schon«, sagte ich mit einer Stimme, die selbst in meinen eigenen Ohren klang, als drücke mir jemand die Kehle zu.
Als ich wieder im » Saxby Falls« war, legte ich Champagner auf Eis und wartete auf Kerry. Zum ersten Mal seit Monaten war sie nicht in Tränen aufgelöst, als sie kam. Als sie mich sah, wusste sie, dass etwas Gutes passiert war, und ihr Gesicht leuchtete auf wie ein Spiegel.
» Du hast sie!«, sagte sie.
» So gut wie«, sagte ich und ließ den Korken knallen. Er prallte gegen die W and, und Kerry machte einen Satz und drückte die flache Hand ans Brustbein. Offenbar waren ihre Nerven angespannt. Den Schein bei Felix zu wahren setzte sie zunehmend unter Druck. W as in die Gläser sprudelte, war zu neun Zehnteln Schaum, aber ich hob meines trotzdem. » Das Ende ist nah. W ir alle werden das W ochenende in ihrem W ochenendhaus verbringen und die Guy-Fawkes-Nacht feiern. Tara hat mir eben erzählt, Rowan bringt die Tagebücher mit. Sie bringen sie tatsächlich zu mir, sie werden physisch am selben Ort wie ich sein, das ganze W ochenende über! Ich habe dir gesagt , das W arten lohnt sich. Ich habe dir gesagt , wenn es gut wird, wird es richtig gut.«
Ich trank mein Glas leer, und die sprudelnde Flüssigkeit zischte durch meine Gurgel wie eine lange Zündschnur. Kerry rührte ihres nicht an.
» Was heißt das, wir werden alle da sein?«
» Du musst dafür sorgen, dass du eingeladen wirst. Das dürfte ein Kinderspiel sein, wenn er so scharf auf dich ist, wie du sagst.«
» Du und Felix im selben Haus?«, fragte Kerry. » Und wenn das schiefgeht?«
» Na, es wird schiefgehen, von ihrem Standpunkt aus, oder? Aber was uns betrifft, mach dir keine Sorgen. W enn ich diese Bücher erst habe, habe ich absolut alles unter Kontrolle.«
Kerry schwieg und trank einen Schluck Champagner.
» Woran denkst du?« Ich strich mit dem Daumen über ihre W ange und fühlte das knotige Gewebe ihres Ohrläppchens.
» Da wird ein Baby da sein, nicht wahr?«, fragte sie schließlich.
Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass sie ein Baby erwähnte. Nur zwei Monate zuvor hätte ich sie dafür zusammengestaucht und ihr gesagt, wie selbstsüchtig sie sei und dass es in dieser Ehe keinen Platz für ihre kleinkarierten Obsessionen gebe. Aber jetzt sparte ich mir die Mühe, überhaupt zu antworten. Allenfalls hatte sie sich damit einen Gefallen getan und es mir leichter gemacht, sie abzuservieren.
VIERZIG
Freitag, 1. November 2013
Von Rowans Auto war auf dem Gelände der Far Barn nichts zu sehen. Nur der lächerliche schwarze Minibus stand da, den Sophie für alles zu brauchen glaubte. W ährend Tara mit den Schlüsseln herumfummelte und sie fallen ließ, ertrug ich Jakes ermüdendes Gemecker über den Rücksitz. Auf der Heimfahrt würde er dieses Problem nicht mehr haben.
Die Kinder waren schon zu Bett, als wir ankamen; nur W ill und Sophie saßen sich gegenüber, und auf dem Couchtisch zwischen ihnen stand eine Flasche W ein wie ein V ermittler. W ir hatten es uns selbst kaum bequem gemacht, als wir von oben donnernde Schritte hörten, gefolgt von einem entsetzlichen W ürgen und einem Platschen. Rowan war doch schon hier, und zu Taras und Sophies großer Bestürzung war er besinnungslos betrunken. Er hatte nichts weiter getan, als ein kümmerliches kleines Feuer vor dem Haus anzuzünden– vermutlich, um den Boden zu versengen, wo am nächsten Abend das richtige Guy-Fawkes-Feuer brennen sollte–, ein bisschen Unsinn zu reden und dann auf seinem W eg nach oben Asche im ganzen Haus zu hinterlassen. Das war alles, aber wenn man die Schwestern reden hörte, hätte man glauben können, er sei nackt durchs Haus gerannt
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