Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)
Du machst es wirklich gut.«
Tatsächlich war sie erfolgreicher und schneller, als wir es beide erwartet hätten. Zwanzig Tage, nachdem ich sie in Felix’ Laden hatte gehen lassen, hatte er ihr gesagt, er sei dabei, sich in sie zu verlieben. Ich hegte keine Zweifel an Kerrys Loyalität, aber mein V ertrauen in ihre Fähigkeit, die Täuschung durchzuhalten, war nicht sehr groß. Ich wusste, wie sie sich benahm, wenn sie nervös war. Sie wurde linkisch, sie plapperte, sie sagte Dinge, die sie besser nicht sagte. Um dieses Risiko zu verringern, war es nötig, die Zeit zu reduzieren, die sie mit Felix verbrachte. W ir blieben wieder öfter über das W ochenende zusammen in London. Dort zirpte Kerrys Telefon wie ein hungriges Küken.
» Es hat ihn heftig erwischt, was?«, sagte ich, als Kerry das Ding abschaltete. » Ich kann es nicht erwarten, sein Gesicht zu sehen, wenn er herausfindet, was passiert ist.« Diese Entwicklung verlieh meinem Feldzug gegen die MacBrides Dynamik und Dringlichkeit, und entsprechend kultivierte ich auch den Rest meines Lebens. Ich nahm Rorys Angebot nicht an, und er machte mir ein neues, besseres, und kaufte meine ganze Firma. Ich wühlte mich selbst durch den V ertrag, bevor ich unterschrieb. Ohne Steuerberater oder Finanzexperten war es eine strapaziöse Angelegenheit– ich musste sämtliche Berechnungen selbst durchführen und fühlte mich an jene ersten Tage bei V ass zu Hause erinnert, als ich alle seine Geschäftsbücher gelesen hatte–, aber ich wusste, dass ich möglichst wenige V erbindungen zu meinem alten Leben behalten wollte. W enn das Geschäft abgeschlossen wäre, hätte ich keinen Geschäftspartner mehr, keine V ermögenswerte, keine V erantwortung– nur das Geld. Ich war bereit zum Handeln. Ich hatte das deutliche Gefühl, dass die Sache bald ihren Gipfelpunkt erreichen würde.
Jake war ins Kino gegangen, um einen ganzen Film hindurch SMS mit seinen Freunden zu wechseln, und Tara und ich waren in ihrer W ohnung im Bett. Ich war nur körperlich anwesend; meine Gedanken kreiselten umher, und je schneller sie sich drehten, desto schwerer wurde es, geradlinig zu denken. V or allem beschäftigte mich in letzter Zeit das Rätsel, wie ich in Rowan MacBrides Apartment gelangen sollte. Ich hatte ihn gefragt, ob er Hilfe brauche, um Lydias Sachen zu ordnen, und er hatte gesagt, er ertrage es nicht, sie anzurühren. Ich hatte gefragt, ob irgendetwas in der W ohnung gemacht werden müsse. Ich solle nicht albern sein, hatte er gesagt: Für so etwas gebe es den Hausmeister der Schule.
In meiner V erzweiflung zog ich sogar einen Einbruch in Betracht. Es gelang mir, Jake die Lage des Apartments zu entlocken– natürlich befand es sich im Herzen der Anstalt am zentralen Hof–, aber als ich von Rowan erfahren wollte, was für Sicherheitseinrichtungen dort existierten, antwortete er achselzuckend, das seien lauter böhmische Dörfer für ihn. Ich erbot mich sogar, Jake von der Schule abzuholen, und hoffte, dass es dabei zu einem spontanen Rundgang über das Schulgelände kommen könnte, aber Jake entgegnete, etwas noch Schwuleres könne er sich nicht vorstellen. Gab es denn sonst keine Möglichkeit, in die Schule zu gelangen? Irgendeine offizielle Eigenschaft vielleicht? Es kamen oft Leute zu V orträgen in die Schule, aber die Cath formte ihre jungen Männer und Frauen nicht zu Unternehmerpersönlichkeiten. Dabei entging mir nicht die Ironie des Umstands, dass ich wahrscheinlich in jede Englischstunde spazieren und dort detailreicher und empfindsamer hätte unterrichten können als jeder Lehrer mit dreißig Jahren Berufserfahrung.
Aber die richtige Idee war da– wenn Tara nur mit ihrem verdammten Gequassel aufhören wollte. Ich schloss die Augen, um sie besser ausblenden zu können, aber wenn ich mir nicht das Kissen um den Kopf wickeln wollte, konnte ich kaum etwas tun, um ihre durchdringende Stimme von mir fernzuhalten.
» Bald kommt das Teerfässer-Fest«, sagte sie gerade. » Unter uns, ich dachte, wir lassen es aus, so kurz nach Mum, aber Sophie meint, es wäre gut für Dad, für uns alle, und wenn wir es dieses Jahr nicht machen, dann machen wir es vielleicht nie wieder, dann wird es so eine Sache wie das W ieder-aufs-Pferd-Steigen, und es sind Halbzeitferien, und da wäre es so schade, wenn die Jungs es verpassen. Es war ein so schöner Teil unserer eigenen Kindheit. Also bin ich eher ihrer Ansicht. Und sie meint, es könnte schön sein, Mums Asche dort zu verstreuen, es
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