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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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Ich nahm seinen Autoschlüssel, aber die einzigen Bücher in dem staubigen Range Rover waren uralte Autoatlanten. Ich brauchte Kerrys Hilfe, aber Zeit allein mit meiner Frau war so unerreichbar wie der Heilige Gral der Tagebücher selbst.
    Als alle sich für eine Holzsammelexpedition fertig machten, vor der ich mich nicht überzeugend drücken konnte, gelang es mir, Kerry für dreißig Sekunden allein zu erwischen. Ich befahl ihr, die dünnsten Schuhe anzuziehen, die sie bei sich hatte, denn ich wusste, dann würde sie umkehren müssen. W enn das Haus leer wäre, hätte sie die beste Chance, nach den Tagebüchern zu suchen. Schmerzlich berührt dachte ich an die teuren W ildlederschuhe, die sie ruinieren würde. Eine Investition, die ich abschreiben musste.
    Bei unserer Rückkehr war ich der Erste, der aus der Schmutzdiele kam. Ich schleuderte die Schuhe von den Füßen und eilte die Treppe hinauf. Sophie war allein in ihrem Zimmer. Kerry fand ich in Rowans Zimmer, aber sie durchsuchte keine Schränke, sondern hatte das Baby auf dem Schoß. V ier kleine Guy-Fawkes-Puppen mit Papiermasken glotzten starr geradeaus.
    » Was gefunden?«, fragte ich, aber mein Sarkasmus entging ihr. » Ich nehme an, du hast fleißig gesucht.« Sie hatte zumindest so viel Anstand, eine beschämte Miene zu machen.
    » Ich habe versucht, mit Sophie darüber zu sprechen, aber ich wusste wirklich nicht, wie ich es anfangen sollte, und dann hat sie den Pullover ihrer Mum gefunden, und…« Das Baby gurgelte.
    » Was plapperst du da?«
    Kerry streckte die Hand aus, zog eine Schublade im Sockel eines Kleiderschranks auf und zeigte auf einen glitzernden Haufen W olle in der einen Ecke. » Von dem da. Sophie will ihn behalten. Ihre Mum hat ihn gestrickt, als sie mit Felix schwanger war.«
    Ich hob warnend eine Hand, und Kerry hielt mir die W ange hin, um den Kopf des Babys zu schützen, was die Sache nur noch schlimmer machte. Ich zwang mich, gleichmäßig zu atmen.
    » Kerry. Kerry . V ergiss nicht, wer sie war. Sie war keine knuddelige Granny in einem flauschigen Pullover. Sie hat meine Mutter umgebracht. Es ist entscheidend, dass wir diese Bücher an diesem W ochenende finden. Jetzt ist es Samstagmittag, und wir haben es immer noch nicht geschafft.«
    » Ja. Nein. Ich weiß.«
    » Na, vielen Dank für deine Hilfe«, sagte ich. Das Baby fing an zu weinen. » Ich mach’s selbst. Sieh du zu, dass dieser Lärm aufhört. Kannst du es wegbringen?«
    Ich durchforschte das Zimmer, schaute unter das Bett, riss Schubladen auf und rollte sogar einen Teppich auseinander. W enn die Tagebücher da gewesen wären, hätte ich sie gefunden. Eine eiskalte Panik leckte an meinen Fußknöcheln. Nur um wenigstens ein Erfolgsgefühl zu haben, zog ich einer der Puppen den Pullover an, wickelte ihn in eine mottenzerfressene Decke, trug das Bündel und die drei anderen nach unten und setzte sie oben auf den Holzstoß für das Feuer.
    Der Anfall, den Sophie bekam, war furchterregend. Diese puterrote tränenüberströmte Harpyie war eine Fremde, die mit bloßen Händen ins Feuer griff und mit Anschuldigungen um sich warf, als wären es Steine. Hier bot sich ein seltener Blick auf das, was die MacBrides waren, wenn sie die Beherrschung verloren. Selbst in der Trauer waren sie ja alle ruhig und würdevoll gewesen. Das Einzige, was mich daran hinderte, mich vollständig zu entspannen und das Spektakel zu genießen, war die Tatsache, dass es sich gegen Kerry richtete. Ich war nervös und befürchtete, sie könne reagieren und uns beide verraten. Aber sie blieb stur bei ihrem Prinzip des Schweigens.
    Die versengte Atmosphäre erfüllte das Erdgeschoss noch lange, nachdem Sophie nach oben gegangen war, um sich zu waschen und zu beruhigen. Am Küchentisch sprachen Rowan, W ill und Tara über Sophies geistige Gesundheit und erzählten mir eine geheime Geschichte von postnatalen Depressionen und einem verlassenen Kind, die in hartem Kontrast zu der selbstgefälligen, überlegenen Art stand, wie Sophie sich der W elt präsentierte. Ich gab Geräusche des Mitgefühls und der Sorge von mir, um meine aufwallende W ut zu verbergen: Diese neue V ertraulichkeit warf lediglich ein helles Licht auf mein bisheriges Außenseitertum. Tara hatte mir also doch nicht so sehr vertraut, wie ich dachte.
    Will verbannte alle aus der Küche, und wir machten uns an die Arbeit. Er goss Sahne in Auflaufförmchen, und ich attackierte Langusten, Calamares und Jakobsmuscheln, bis die Luft gesättigt war

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