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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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undurchsichtiger Rowan blieb, desto entschlossener wurde ich. W enn ich ihn nur zum Reden bringen könnte. Es musste etwas geben, aber ich war müde, ich war geschockt, und ich wusste nicht, wie ich es anstellen sollte.
    Ich war als Letzter noch wach. Als ich sicher war, dass alle anderen schliefen, ging ich wieder hinaus in den Garten und schaute hinauf zu den schwarzen Fenstern der hinteren Schlafzimmer. Ich lockerte die Birne in der bewegungsgesteuerten Außenbeleuchtung, um nicht im Flutlicht zu stehen, und arbeitete im Schein der Pannenlampe aus dem Kofferraum meines W agens, die ich auf den Boden stellte. Ich wühlte mit den Fingern wie ein Maulwurf durch Erde und Asche und suchte nach erhaltenen Fetzen von Lydias Aufzeichnungen. Ich leuchtete mit der Lampe ins kahle Astwerk, aber alle Hoffnung war vergeblich. W as erwartete ich eigentlich? Eine makellos erhaltene Seite mit einem Geständnis ihrer Schuld, wundersamerweise unberührt von den Flammen? Um drei Uhr morgens gab ich auf und kehrte ins W ohnzimmer zurück.
    Ich trank den Rest aus einer Flasche Grenache und öffnete einen Pinot Grigio. Meine Reuegefühle waren erdrückend. Ich ärgerte mich über jedes Risiko, das ich nicht eingegangen war. W arum war ich nicht ins Haus eingebrochen oder gewaltsam in das Apartment in der Schule eingedrungen? W arum hatte ich im Krankenhaus keine Szene gemacht? Mit vereinten Kräften hätten das Morphium und ich ihr vielleicht ein Geständnis entlocken können. Aber nein. Ich hatte diese Gelegenheiten versaut, wie ich die einzige goldene Chance versaut hatte, die das Leben mir geboten hatte. Ich fühlte mich, als wäre ich noch einmal zwölf Jahre alt, matt vor Enttäuschung, erbärmlich im Angesicht einer übermächtigen Autorität.
    Ich stellte ein leeres Glas umgekehrt auf den Tisch und legte meine Fingerspitzen auf seinen Boden, als wollte ich eine Séance halten. Mehr als alles andere wünschte ich, meine Mutter könnte zurückkommen, nur für eine halbe Stunde, lange genug, um über alles zu reden, was passiert war, seit sie mich verlassen hatte. Sie hätte gewusst, was zu tun wäre. Sie hatte es immer gewusst. Erst ohne sie hatte ich mit diesen Plänen angefangen, die mich in die Klemme brachten, in die Einsamkeit. Sie würde nicht einmal reden müssen, wenn ich sie nur berühren könnte. Sie könnte mich befreien, dachte ich mit Tränen in den Augen.
    Oben fing Edie an zu schreien. Nicht laut genug, um die Schlafenden zu wecken, sondern mit einem kraftlosen, rhythmischen Blöken, das unter dem leisen, beruhigenden Gurren Sophies rasch wieder verstummte. Muttermuttermuttermuttermuttermuttermuttermutter . Meine Finger glitten über das Glas, und ich schwöre, es ging nicht von mir aus. Es war, als habe der Geist meiner Mutter meinem ertrinkenden Hirn einen inspirierenden Rettungsring zugeworfen. Bedrohte man dieses kleine Mädchen, würde Rowan alles gestehen. Sie war das klopfende Herz dieser Familie. Riss man es ihnen aus der Brust, wäre das die perfekte Rache. Auge um Auge. Familie um Familie.

EINUNDVIERZIG
    Sonntag, 3. November 2013
    Tara seufzte, rollte sich neben mir herum und nahm die halbe Bettdecke mit. Ich hatte nicht geschlafen. Trotz meiner Erschöpfung vibrierte ich von einer gefährlichen Energie.
    Dass niemand mich verdächtigte, war natürlich ein V orteil, aber ich brauchte ein nachdrückliches Statement, um die Grenze zwischen der Person, die sie zu kennen glaubten, und meinem wahren Ich mit seinen ganzen schrecklichen Ambitionen und Fähigkeiten zu markieren. Naheliegend war es, die Kleine irgendwohin zu schaffen und ein erstes Entsetzen zu wecken, bevor ich sie irgendwie wieder hervorzauberte– lächelnd dachte ich an einen Magier, der ein Kaninchen aus dem Hut zog– und die physische Drohung aussprach, die Rowans Zunge lösen würde. Natürlich konnte ich das nicht allein bewerkstelligen, aber ich wusste, wer es konnte. Ich kannte eine, die alles dafür tun würde, ein bisschen Zeit mit diesem Baby allein zu verbringen. Ich zwang mich, langsamer vorzugehen. Den Fehler, starre Pläne zu schmieden, die den Umständen allzu weit voraus waren, hatte ich schon öfter begangen. V orläufig musste ich mich darauf konzentrieren, dafür zu sorgen, dass Kerry mit Edie allein war.
    Tara regte sich, und ich tat, als wachte ich ebenfalls auf. Ich nahm den Arm, der auf meiner Schulter lag, und zog sie zu mir heran. Ihr Körper fühlte sich geschmeidig und knochenlos an, während alle meine Muskeln

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