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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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Buben seine Stute Janey streicheln und mit ihr reden. Ohne mit dem Streicheln aufzuhören, musterten sie Edward vom zerfetzten Hut bis zu den ausgelatschten Stiefeln.
    »Schätze, sie spricht kein Mexikanisch«, sagte er.
    »Ja«, sagte der größere der beiden Jungs. »Sie comprende, was wir sie sprechen.« Edward lächelte und streichelte das Maul der Stute. »Tatsache? Na ja, kann sein, sie hat auf irgendeiner Koppel einen mexikanischen Hengst kennengelernt. Sagt mal, welcher Fluss ist das?«
    »Fluss? Es el Rio Nueces.«
    »Ungelogen? Der verdammte Nueces?« Er sah sich um und betrachtete das sandige Buschland, das sich in jeder Richtung bis zum Horizont erstreckte. »Es soll eine Armee geben, die sich am Nueces bereit macht. Bei Corpus Christi. Wo ist Corpus Christi?«
    »Corpos Chrissie?« fragte der Junge. Er blickte sich überall um, als könnte er es ausfindig machen, blickte dann zurück zu Edward und zuckte die Achseln.
    »Und die Rangers? Weißt du, wo die sind, die Texas Rangers?«
    »Los rinches!« sagte der kleinere Junge und machte eine obszöne Geste mit seinem kleinen Arm.
    »Na, toll«, sagte Edward. Er blickte hinüber zum Fluss und erinnerte sich an die Behauptung von Hasenscharte, dass es dort Gold zu schaufeln gäbe. Er bezweifelte es, aber warum nicht trotzdem mal nachsehen? Sprach ja nichts dagegen. Suchet und ihr findet oder nicht, aber suchet nicht, dann ist es noch unwahrscheinlicher, dass ihr irgendwas findet. Er wies Richtung Süden. »Mexiko. Wie weit?«
    Die Jungs tauschten verwirrte Blicke aus. Der Größere sah Edward an, zuckte die Achseln und wies auf den Boden zu seinen Füßen und sagte: »Mexiko.«
    Edward lachte. »Tatsache? Na, ich hab gehört, da gibt’s ein’ Haufen alte raue Burschen, die vorhaben, das zu ändern.« Er zeigte wieder Richtung Süden. »Was liegt da hinten?«
    Die beiden Jungs spähten mit großer Konzentration zum dunstigen Horizont. Dann blickte der Größere der beiden zu Edward und sagte: »Banditos. Viel böse Männer.«
    »Verdammt, die sind überall. Was ist da sonst noch? Welche Städte?«
    »Städte? Es Laredo.«
    »Wie weit ist das?«
    In einer ausholenden Geste, die eine große Entfernung andeutete, wies der Junge mit seinem Arm Richtung Süden.
    »Besten Dank für die Auskunft.« Er nahm die Zügel und stieg in den Sattel und winkte den Jungs zum Abschied.
    Am Ende der Straße hielt er vor einem Laden, an dessen Außenwand ein paar gerupfte Hühnerkadaver und dunkle Streifen Dörrfleisch hingen. Auf kleinen Holzständen darunter waren Schachteln mit getrocknetem Mais und kleine Säcke mit trockenen Bohnen ausgelegt, Wolldecken und bunte Sarapes, eine Sammlung von Tonwaren und Wasserflaschen aus Ziegenhaut. Er kaufte Bohnen und Dörrfleisch, einen kleinen Kupfertopf mit grün verkrustetem Boden und eine zusätzliche Feldflasche, die die Dueña des Ladens sogleich von einem kleinen Jungen mit Flusswasser füllen ließ. Er bezahlte mit sechs Bits Silber, und die Frau riss ihm die Münzen aus der Hand, als könnte er es sich noch anders überlegen. Derart ausgerüstet, verabschiedete er sich von der Dueña mit einem Tippen an seinen Hut, lenkte dann die Stute zur Furt und watete planschend hinüber.
    Er begegnete wenigen Reisenden auf diesen Pfaden, die so abgelegen von der Landstraße waren, und die wenigen, auf die er stieß, waren nicht zu Freundlichkeiten aufgelegt und verschwanden im Chaparral, sowie sie ihn erblickten. Ihre Vorsicht ließ ihn an einen biblischen Satz denken, den seine Mutter ihnen oftmals in Georgia vorgelesen hatte: »Der Gottlose flieht, und niemand jagt ihn.« Wenn das wahr ist, dachte er jetzt, dann flieht
sie
wahrscheinlich jede Minute des Tages und der Nacht. Er sah sich um nach der Einöde ringsum und lächelte grimmig, zog sich den Hut ins Gesicht und dachte:
Wie so einige andere verdammte Burschen, die wir nennen könnten
.
    Eine Woche weiter südlich stieß er auf ein totes Pferd neben dem Pfad. Es war furchtbar aufgequollen unter der weißen Sonne, und Maul und Augenhöhlen brodelten von Maden. Der Bruch des 221 Vorderbeines war deutlich zu erkennen, und bei näherem Hinsehen sah er die Stelle, direkt hinter dem rechten Auge, wo das Tier einen großkalibrigen Gnadenschuss bekommen hatte. Am nächsten Tag kam er über eine niedrige sandige Anhöhe und sah einen Mexikaner keine dreißig Yards den Pfad hinunter auf seinem pferdelosen Sattel unter einem Mesquitebaum sitzen, ein Gewehr über den Beinen. Der Mann grinste

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