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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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niemandes Bruderschaft verdient hat. So ist es mit diesen beiden. Von uns erhalten sie wenigstens eine Kugel, doch vergesst nie, dass ihr die Schlinge bekommt, wenn ihr dem Feind in die Hände fallt.«
    Die Verurteilten wurden auf der zentralen Plaza nacheinander vor eine Seitenmauer der Kathedrale gestellt. Bevor ihnen die Augen verbunden wurden, durften sie ein paar letzte Worte sagen. Der Erste bat darum, dass jemand seiner Mutter sage, dass er sie liebe. Der Zweite sagte, er hoffe, die ganze verdammte Welt komme in den Himmel, damit er in der Hölle nichts mehr von ihr sehen müsse. Sie wurden von einem Sechs-Mann-Kommando der San Patricios erschossen, die per Los ausgewählt worden waren. Lucas Malone war unter ihnen. An jenem Abend, als sie sich im Oso Rojo betranken, sagte Lucas zu John: »Üble Geschichte. Für einen Moment dacht ich, ich schieß da auf mich selber. Hab mich da selber mit verbundenen Augen gesehen. Verdammt üble Geschichte …«
    John sagte nichts, obwohl ihm angesichts dieser Hinrichtung Zweifel kamen, wie groß der Unterschied eigentlich war zwischen dieser Armee und jener, aus der sie desertiert waren. Und Rileys Argument, dass Fahnenflucht nur beim ersten Mal zulässig sei und danach nie mehr, kam ihm vor, als würde er sich in die eigene Tasche lügen. Jede Fahnenflucht war verdammungswürdig oder keine. Aber Handsome Jack war jetzt Offizier, und John fragte sich, ob Offiziere vielleicht mehr mit anderen Offizieren gemein hatten – Offizieren
jeder
Armee – als mit einfachen Soldaten.
    14 Es wurde Heiligabend, und während Jack Riley bei der Mitternachtsmesse war und Lucas Malone bei einem mexikanischen Mädchen, mit dem er sich kürzlich eingelassen hatte, geriet John im Oso Rojo in einen Streit mit zwei Männern. Dem einen versetzte er einen Tritt zwischen die Beine, der den Getroffenen in die Luft hob, bevor er kotzend zu Boden ging, dann brach er dem andern einen Arm, als er ihm das Messer abnahm, und schleuderte ihn aus der Cantina auf die Straße hinaus. Keine zwei Minuten später kehrte dieser Mann mit einem Bündelrevolver in der gesunden Hand wieder und schoss John, der an der Theke stand, zweimal in den Rücken. John sackte gegen den Schanktisch und drehte sich um, und der Mann schoss ihm in die Brust, doch bei den nächsten beiden Versuchen versagte die Waffe, und der Angreifer drehte sich um und rannte davon. John glitt zu Boden und sank vornüber auf den festgestampften Lehm und spürte das Leben aus sich herauslaufen. Er hörte Daddyjacks lautes Lachen und dachte, er könnte auch Maggies Weinen hören. Mit der Wange lag er auf dem kalten Lehm und spürte Augen, die auf ihn hinabblickten, und dachte,
so sieht also mein Ende aus
.
    Es war jedoch nicht aus mit ihm, obwohl die Ärzte eine der Pistolenkugeln nicht herausholen konnten und sie in ihm drin ließen. Es dauerte zwei Wochen, ehe sie bereit waren zu sagen, dass er vielleicht nicht an seinen Verletzungen sterben würde. Ende Januar, als Santa Anna und die Armee für ein weiteres Gefecht mit den Gringos Richtung Norden zogen, war er immer noch sehr schwach. Am Abend bevor sie fortgingen, statteten Riley und Lucas ihm einen Besuch im Krankenhaus ab. Handsome Jack drückte ihm ein Medaillon der Heiligen Mutter in die Hand. Lucas sagte, er würde ihm Kaufmanns Ohren bringen. Nachdem sie gegangen waren, schenkte er das Medaillon einer der Schwestern.
    Zwei Wochen später war er wieder auf den Beinen, und noch eine weitere Woche darauf wurde er für so weit genesen erklärt, um einen Munitionszug nach Querétaro hundert Meilen weiter südlich als Wagenbewachung begleiten zu können. Doch tatsächlich war er immer noch sehr schwach, und bei Ankunft in Querétaro wurde er mit rasendem Fieber und einem schweren Fall von blutigem Durchfall ins Garnisonslazarett eingeliefert, das schon überfüllt war mit Männern, die an allen möglichen Krankheiten litten. Tag und Nacht wurden die Toten hinausgetragen und in den Totenwagen gelegt, mit dem man sie zum Friedhof karrte, und an ihrer Stelle wurden neue Patienten hereingebracht.

Die Schwestern waren hingebungsvolle Mädchen und Frauen, die Essen brachten und Abtritteimer hinaustrugen, versuchten, jene zu füttern, die essen konnten, ohne sich zu übergeben, und ihr Bestes taten, um den Sterbenden Trost zu spenden. Die meiste Zeit lag er im Fieberwahn, spürte aber hin und wieder, dass seine Hand gehalten wurde. In seinem Delirium sah er manchmal Maggie an seinem Bett, in Schwarz

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