Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
gesegnetem Regen wich. Aus diesem wurde alsbald ein zwei Tage lang wütender Wolkenbruch, der die Landschaft in Schlamm verwandelte. Wagen blieben stecken und Tiere versanken. Die Verpflegung ging aus, und sie schlachteten und verspeisten Lasttiere und ließen die Ausrüstung zurück, die sie getragen hatten.
Bei Linares rasteten sie und formierten sich neu und warteten auf weitere Befehle aus Mexiko-Stadt. Den Rest des Frühjahrs und die erste Sommerhälfte verbrachten sie damit, zu exerzieren und wieder zu Kräften kommen. Während dieser Zeit fanden noch mehr amerikanische Deserteure den Weg zu ihnen, unterzeichneten Dienstverträge und wurden in die neue, aus Fremden bestehende Kompanie eingegliedert, die sich die San Patricios nannte, aber den Mexikanern unter verschiedenen Namen bekannt war, einschließlich »los Colorados« und »los voluntarios irlandeses«. Wenn sie nicht exerzierten, gingen sie zu örtlichen Fiestas, Hahnenkämpfen, Rodeos oder in die Cantinas, tranken und würfelten und sangen mit den Gitarrenspielern. Sie vergnügten sich mit den Mädchen in den Badehäusern. Es war eine unbekümmerte Zeit, wie sie allen Soldaten vertraut ist, die jemals auf den Ruf zur Schlacht gewartet haben. Doch hin und wieder wanderte ein Blick zwischen den drei Freunden hin und her, ein Blick, der eine traurige Vorahnung verriet, den alle verstanden, obwohl keiner ihn hätte erklären können, selbst wenn er gewollt hätte, was keiner tat.
John entdeckte jetzt, dass Tequila in genügenden Mengen viel dazu beitrug, seine Träume zu unterdrücken. Er lernte, wie viel und wie schnell er an einem Abend trinken musste, damit er noch aus eigener Kraft ins Lager zurückkam und doch traumlos wie ein Stein schlafen konnte. Der Kater war ein geringer Preis für einen Schlaf, ungetrübt von den Schreckensbildern seiner Vergangenheit. Doch die abendlichen Schlägereien waren eine andere Sache. Er war jetzt leicht reizbar und wieder dazu übergangen, ein Messer im Stiefel zu tragen. Bei einer Gassenschlägerei säbelte er einem Einheimischen ein Auge aus dem Kopf, und in einer anderen Tavernenschlägerei verletzte er zwei mexikanische Kameraden mit dem Messer so schlimm, dass man fürchtete, sie würden sterben, doch beide überlebten. Der Zivilist war ein bekannter Dieb und Mädchenschänder, sodass sich niemand für ihn einsetzte, doch der andere Zwischenfall brachte John eine Anklage der Armee wegen Körperverletzung ein.
Bei dem Prozess trat Lieutenant John Riley vor General Arista und seine Justizbedienstete und plädierte für John, bezeichnete Sergeant Little als ein wertvolles Mitglied des San-Patricio-Bataillons, als einen Mann, der bei der Überquerung des Rio Bravo sein Leben riskiert hatte, um für Mexiko zu kämpfen, der sich in dem fraglichen Kampf im Saloon lediglich verteidigt habe. General Arista persönlich führte den Vorsitz. Er musterte John Little eingehend und bemerkte, dass er ihm sehr dankbar sei für seine Loyalität gegenüber Mexiko, aber hoffe, John fände in der Zukunft keine Veranlassung, sich so gut zu verteidigen, außer gegen die Yankee-Aggressoren. Dann wies er die Anklage zurück.
Arista hatte größere Probleme als John Little. Im Juli kam er wegen seiner stümperhaften Führerschaft bei Matamoros vor ein Militärgericht und wurde aus der Armee entlassen. Pedro Ampudia wurde ein weiteres Mal zum Kommandeur der Armee des Nordens ernannt, jener Ampudia, der einmal einem verfeindeten General den Kopf abgeschnitten und in Öl gebraten hatte, um ihn für die Zurschaustellung überm Haupttor seiner Hacienda zu konservieren.
Es grassierten auch Gerüchte, dass Antonio Lopez de Santa Anna bald aus seinem kubanischen Exil zurückkommen werde, um die Präsidentschaft wie auch den Oberbefehl über die Armee zu übernehmen.
12 Gegen Mitte des Sommers zog die mexikanische Armee nach Monterrey, der Hauptstadt von Nuevo León, einer ehrwürdigen alten Stadt am Nordufer des Rio Santa Catarina. Die Stadt war umgeben von scharf gezackten Bergzügen, die die San Patricios tief beeindruckten, denn nur wenige von ihnen hatten andere Berge gesehen als die Appalachen, die im Vergleich bescheidene Anhöhen waren. Für ein paar kurze Wochen genossen sie die Pracht und Annehmlichkeiten der Stadt, bevor im September die Kunde von Taylors anrückender Streitmacht kam. Die Patricios wurden bei den großen Geschützen in der Zitadelle postiert, einer uneinnehmbaren Festung, die die Mexikaner den Bischofspalast
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