Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Er döste zwischendurch, schreckte immer wieder auf und drückte sie fest an sich, um ihr Herz besser schlagen zu hören.
Und dann brach durch die Alamo-Bäume der vierte Tag an und schlich durch die Fenster herein, und er schreckte aus einem trüben, erstickenden Traum auf, der von gemeinem, dröhnendem Gelächter widerhallte, und sie lag in seinen Armen, die Augen weit aufgerissen, mit Blut am Kinn – tot.
16 Am Abend wurde eine Totenwache gehalten, und Greisinnen in schwarzen Rebozos jammerten und beteten laut und ohne Pause, bis er dachte, er würde verrückt von der Eintönigkeit der Litanei. Die Mutter wurde irr, mal schrie sie wie eine Katze und warf sich auf den Sarg ihrer Tochter, mal wies sie auf ihn und kreischte: »Tú! Tú eres la razón que ella está muerta! Tú, condenado gringo, tú!«
Am nächsten Morgen wurde sie beerdigt, und keiner der Trauernden hatte ein tröstendes Wort für ihn. Selbst auf dem Friedhof funkelten ihn einige mit offenem Hass an.
Von der Beerdigung ging er geradewegs zu einer Cantina und begann zu trinken und hörte erst auf, als er an einem Ecktisch das Bewusstsein verlor. Der Barmann kannte ihn als einen San Patricio und ließ ihn in Ruhe. Als er am nächsten Vormittag zu sich kam, trank er weiter. Am Abend ging ihm das Geld aus, und so tauschte er beim Barmann seinen Soldatenrock gegen eine Flasche Tequila ein. Als die leer war, tauschte er seine Stiefel gegen zwei weitere Flaschen.
Am nächsten Tag geriet er mit dem Barmann in Streit, weil der es ablehnte, seine Hose im Tausch gegen eine weitere Flasche anzunehmen. Ein Armee-Sergeant und zwei Gefreite kamen herein und sagten ihm, er sei verhaftet. Er zerbrach eine Flasche über dem Kopf des Sergeants und stieß ihm, als dieser zu Boden ging, den scharf gezackten Rand ins Gesicht. Die Gefreiten droschen mit ihren Gewehrkolben auf ihn ein, aber er rang einem das Gewehr ab, zertrümmerte dem Burschen mit der Kolbenplatte die Zähne, wirbelte dann herum und feuerte das Gewehr aus nächster Nähe dem dritten Soldaten ins Herz. Der Bursche mit dem zertrümmerten Mund entfloh durch die Hintertür.
Er trank gerade sein zweites Glas auf Kosten des Hauses, als ein halbes Dutzend Soldaten durch die Tür kam und der Sergeant eine Pistole auf ihn richtete und ihm sagte, er solle die Hände hoch nehmen, sonst würde er ihn erschießen.
John lachte ihn an, spuckte auf den Boden zwischen ihnen, hängte seine Daumen in seinen Gürtel und lehnte sich an die Theke.
Der Sergeant spannte den Hahn seiner Pistole, als der Barmann hinter der Theke ausholte und mit einem Lederbeutel, der 20 Silberpesos enthielt, John einen Schlag auf den Hinterkopf versetzte, der ihn bewusstlos zu Boden sacken ließ.
17 Vier Tage später war sein Hinterkopf immer noch wund. Er befand sich in einer Zelle und wartete auf seine Anklage wegen Mordes vor dem Kriegsgericht, als Oberst Francisco Moreno, Captain John Riley und Sergeant Lucas Malone erschienen und dem Garnisonskommandeur ein Dokument vorlegten, das von Präsident Santa Anna persönlich unterzeichnet war. Sie wurden umgehend zu Johns Zelle eskortiert. Alle sahen mitgenommen aus und keiner lächelte. Während John die Handschellen entfernt wurden, fragte Moreno, was passiert war.
John sah ihn an und zuckte die Achseln. »Jemand ist umgekommen.«
»Die haben was von einem Mädchen gesagt.«
John sah weg und blickte ihn dann wieder an. »Gibt kein Mädchen.«
Moreno wandte sich zu Handsome Jack, doch der sah weg. Riley wirkte gereizt und ungeduldig. Moreno musterte John lange, dann seufzte er und seine Miene wurde amtlich. Er informierte ihn, dass Santa Anna die San Patricios in ein Infanteriebataillon umorganisiert habe, das aus zwei Kompanien von je hundert Mann bestehen sollte, und es Fremdenlegion genannt habe. Moreno selbst war Bataillonskommandeur, und Riley und Saturnino O’Leary befehligten die Kompanien. Santa Anna wollte die Einheit umgehend auf volle Stärke haben und begnadigte jeden inhaftierten Fremdstämmigen, der bereit sei, unter der San-Patricio-Fahne zu kämpfen. Es würden weitere Handzettel in die Yankee-Lager geschmuggelt, damit noch mehr Deserteure geworben wurden, und es gab Berichte, dass in den letzten paar Wochen Dutzende von Fremdstämmigen in Mexiko-Stadt in die Legion eingetreten waren.
»Scott marschiert auf Mexiko-Stadt zu«, sagte Riley. Er zuckte beinahe vor Erregung. »Santa Anna verlegt die gesamte Armee dorthin, um sich ihm zu stellen. Wir müssen schnell
Weitere Kostenlose Bücher