Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
blumigen Patio hinter dem Haus ein. Spatzen kamen zu der kleinen Vogeltränke, und er fütterte sie mit Brotkrumen. Elena war eine wunderbare Köchin, und selbst wenn er keinen Hunger hatte, konnte er nicht widerstehen, wenigstens etwas von dem zu essen, was sie für ihn zubereitet hatte. Sie besorgte ihm Kleidung und er legte seine Uniform bis auf seine Stiefel beiseite. Sie unternahmen Spaziergänge an einem nahe gelegenen Bach und aßen im Schatten der Alamo-Bäume entlang der Ufer, wo Libellen schläfrig in der Luft schwebten.
Eines sonnigen Nachmittags am Bach fragte sie ihn, weshalb er sich gegen die Vereinigten Staaten gewandt und sich entschlossen habe, für Mexiko zu kämpfen. Er lächelte und sagte: »Weil ich für dich kämpfen wollte.«
Sie errötete und senkte die Augen und sagte: »Das ist eine schöne Lüge. Du hast mich damals noch gar nicht gekannt.«
Und er sagte: »Ich kannte dich. Ich wusste nur nicht deinen Namen, oder wo du warst. Ich war dir einfach noch nicht begegnet.« Er wusste nicht, wo diese Worte hergekommen waren. Er spürte, dass sie wahr waren, fragte sich aber, ob er vielleicht nicht mehr ganz richtig im Kopf war. Doch lächelte er sie an und lächelte dann über sich selbst, weil es ihm egal war, ob er verrückt war. Wenn es sich so anfühlte, verrückt zu sein, dachte er, dann wollte er verflucht noch mal eben verrückt sein.
Sie sah ihn eindringlich an, ihre leuchtenden schwarzen Augen wanderten über sein Gesicht, ihr kleines Lächeln war traurig auf eine Weise, die er sich nicht erklären konnte. Doch als er sich ihr entgegenbeugte, hob sie das Gesicht, um den Kuss zu empfangen.
Er hatte das Gefühl, zu Hause zu sein.
Trotzdem wurde er immer noch in seinen Träumen von Daddyjack heimgesucht. Wenn die Nacht am dunkelsten war, heftete er mit einem gelben Grinsen sein brennendes rotes Auge auf ihn und sagte: »Du verdienst sie nicht, und das weißt du. Sie weiß nicht, wer du wirklich bist.«
Dann erwachte er schweißgebadet mit Daddyjacks wieherndem Lachen im Ohr, und Elena hielt ihn fest an sich gedrückt und redete ihm besänftigend zu und sagte ihm, er solle keine Angst haben, der Krieg seit weit weg. Langsam ließ dann sein Herz von seinem atemlosen Galopp ab.
Eines Tages kam sie mit der Nachricht zurück, dass Santa Anna einen Teil der Armee nach Osten geschickt habe, um den amerikanischen Vormarsch von Veracruz abzuschneiden. Die San Patricios waren angeblich Teil dieser Streitmacht.
Seine Gleichgültigkeit überraschte ihn. Der Krieg war inzwischen für ihn unwirklich geworden, etwas, das weit weg war und nichts mehr mit ihm zu tun hatte.
Er ging jeden Tag in die Hügel hinaus, aß mit Appetit und fühlte seine Kräfte zurückkehren. Eines mondbeschienenen Abends gingen sie Hand in Hand zur Hauptplaza und lauschten den Gitarrenspielern und tranken Limonade, ohne die missbilligenden Blicke der Frauen in ihren Rebozos und der Priester in ihren schwarzen Roben zu beachten. Und auf dem Weg nach Hause hielten sie unter einem großen Schattenbaum, durch den das Mondlicht wie Honig tropfte, und küssten sich. Als sie nach Hause kamen, liebten sie sich, und während er ihren nackten Leib an sich gedrückt hielt und den Duft ihrer samtenen, braunen Haut und ihrer weichen, schwarzen Haare einatmete, konnte er die geflüsterten Gebete der Alten im Zimmer nebenan hören.
Eines Tages Anfang Mai kam sie mit Fieber heim. »In ein paar Tagen geht es mir wieder besser«, sagte sie. »Viele Mädchen im Lazarett werden manchmal für ein paar Tage krank, und dann geht es ihnen wieder besser. Es ist nichts Ernstes, du wirst schon sehen.«
Doch das Fieber verschlimmerte sich in der Nacht. Sie wälzte sich und stöhnte, und der Schweiß rann von ihr hinab und durchnässte das Laken. Den ganzen nächsten Tag und die ganze nächste Nacht brannte sie, doch sie lächelte schwach und versicherte ihm mit heiserem Flüstern, noch ein Tag und es würde ihr besser gehen, er würde schon sehen. Er blieb an ihrer Seite und tupfte ihre Stirn mit kühlem Wasser und sang ihr leise vor.
Am dritten Tag wütete das Fieber. Sie beschmutzte sich und weinte vor Scham darüber. Er reinigte sie und küsste sie und flehte sie an zu genesen. Doch das Fieber stieg noch weiter, und sie verfiel in ein Delirium und konnte nicht mehr hören, wie er ihr sagte, er würde für sie sorgen, wie sie für ihn gesorgt hatte, ihr sagte, wie schön ihre Augen seien, ihre Brüste, und wie er den Klang ihrer Stimme liebe.
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