Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
hinaufzuklettern und die Heckenschützen zu töten, doch als sie um die Wand kamen, präsentierten sie sich als deutliche Silhouetten gegen den Feuerschein hinter ihnen, und John Allens Jungs brauchten kaum zu zielen, um den ersten Haufen von ihnen mit einer Gewehrsalve niederzustrecken und dann die anderen mit ihren Pistolen zu erschießen.
Jetzt galoppierte etwa ein Dutzend berittener Apachen aus der Mündung des Kessels in Richtung Norden, fort von dem mörderischen Beschuss, der oben von der Felswand und ihrer rechten Flanke kam. Hobbes und seine Mannschaft warteten auf ihren Pferden in der Dunkelheit und beobachteten die herannahenden Silhouetten der Indianer, nahmen ihre Gewehre und legten an. Als sich die Wilden auf dreißig Yards genähert hatten, feuerten sie eine gelb blitzende Salve ab, unter der die vordersten sieben Pferde und ihre Reiter zu Boden gingen. Einige Ponys dahinter stolperten darüber und gingen ebenfalls schreiend zu Boden. Jetzt griffen die Skalpjäger zu ihren Pistolen, drängten ihre Pferde vorwärts und erschossen jeden Indianer, der sich am Boden rührte. Dann luden alle ihre Waffen nach – Sly Bucks Schützen auf der Felswand, John Allens Mannschaft auf der Flanke und Hobbes’ berittene Mannschaft – und schossen wieder auf jeden Apachen, der nicht tot genug wirkte. Insgesamt war es ein perfekt ausgeführter Angriff, den sie schnell erledigten.
Als Edward seine Janey vorwärts in das Indianerlager trieb, flitzten die Shawnee so flink wie Eidechsen die Felswand hinunter und machten sich daran, die Toten zu skalpieren. Sie hatten ihre eigene Methode dazu, bei der sie einen Schnitt um den ganzen Schädel herumführten, dann sitzend die Füße gegen die Schultern des Toten stemmten, die Haare in einem festen beidhändigen Griff packten und den Skalp mit einem feuchten Sauggeräusch vom Schädel rissen.
John Allens Schützen kamen in die Lichtung getrottet, jeder von ihnen voll des übermütigen und lauten Überschwangs, der den Männern der Blutkünste eigen ist. Einige machten sich ans Skalpieren, während andere zu den Maultieren gingen und die Pakete durchstöberten, um zu sehen, von was sie da eigentlich die Hälfte besaßen und was sie mit Gewinn an die Händler von Chihuahua verkaufen würden. Es gab noch mehr Kleidung jeglicher Art, Herrenanzüge und Arbeitskleidung, Hosenträger und Stiefel, Kleider und Sonnenschirme, Frauenschuhe und Damenunterwäsche, die dieser Bande von Mördern Jubelrufe und viele prahlerisch wüste Absichten entlockten, die sie bei ihrer Rückkehr nach Chihuahua zu verwirklichen gedachten. Es gab Stoffballen unterschiedlichster Farben, Bibermützen für Herren und Damenhüte, geschmückt mit Reiherfedern so blass wie Sahne. Und noch mehr Korn, Trockenobst und Zucker, Angorawolle und Baumwolle, Gläser mit Eingemachtem und Bonbons, Dosen mit Fleisch und Fisch und Konfekt.
Jetzt stieß Geech einen Ruf aus und zog aus einem Mauleselpaket eine Flasche französischen Cognacs hervor und hob sie hoch, und die Bande fiel über die Fracht von Hochprozentigem her wie Wölfe über ein verwundetes Rind. Edward schloss sich dem Ansturm auf das Schnapslager und dem zugehörigen Handgemenge an und ergatterte für sich eine Flasche Whiskey. Wäre Hobbes dabei gewesen, hätte er die Gesellschaft wohl vom Alkohol ferngehalten, bis sie die Maulesel umgepackt und für die Rückkehr nach Chihuahua im ersten Licht bereit gemacht hatten. Selbst dann hätte er ihnen erlaubt, nur einige wenige Flaschen miteinander zu teilen und nicht mehr, bis sie wieder in der Stadt waren, wo sich jeder nach Belieben benebeln und Ausschweifungen hingeben konnte, um deren Folgen sich dann jeder selbst zu kümmern hätte. Doch zu dem Zeitpunkt, als die jubelnden Skalpjäger anfingen, Whiskeyflaschen und Weinkrüge zu entkorken und hinunterzukippen, befand sich ihr Captain zusammen mit Doc Devlin auf der anderen Seite der Felswand und kümmerte sich bei Fackellicht um die Verwundeten.
Es gab zwei. Himmler hatte einen Pfeil durch seine Wade bekommen und lag jetzt auf dem Bauch, die Zähne um einen ledernen Kugelbeutel geschlossen, während Doc Devlin erst das spitze Ende wegschnitt, dann einen Fuß auf Himmlers Kniekehle setzte und den anderen auf sein Fußgelenk, vorsichtig mit beiden Händen den Schaft knapp unterhalb der Befederung des verbleibenden Teils packte und sich bereit machte, ihn mit einem kräftigen Ruck herauszuziehen. Himmler strömte der Schweiß vom Gesicht, seine
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