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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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kam.
    Johns Gesicht schien hohl zu werden. Er trat von den Stangen zurück. »Tot?« Er fuhr sich durchs Haar und sah sich um, als suche er nach der Bedeutung des Wortes. Dann sah er wieder zu Edward. »Tot, wie? Wo?«
    »Irgendeine schlimme Krankheit«, sagte Edward. »Ich hab sie begraben. Vor fünf, sechs Monaten. Oben in der Nähe von Linares.«
    John umklammerte die Stangen und ließ sie wieder los. Er drehte sich im Kreis, blickte zur Decke, seufzte tief und rieb sich mit beiden Händen die Augen, wie jemand, der sich alle Mühe gibt, aus einem schlechten Traum zu erwachen. Edward hielt es für besser, die Tatsache, dass ihre Schwester eine Hure gewesen war, auf ein anderes Mal zu verschieben. »Sie hätte nicht nach Mexiko kommen sollen«, sagte er. Die Worte klangen lahm in seinen eigenen Ohren.
    John wandte den Blick ab und sah für einen langen Augenblick hinüber zum sonnenüberfluteten Fenster und wandte sich dann wieder zurück zu Edward. »Niemand sollte nach Mexiko kommen. Ist nicht so freundlich, nicht mal für die Mexikaner.«
    Sie standen für eine Weile in verlegenem Schweigen da, dann nahm Edward seinen Hut ab, brachte sein Gesicht dicht an die Stangen und flüsterte: »Du kommst hier raus.«
    John sah ihn ausdruckslos an.
    »Morgen Abend«, sagte Edward. Er sah sich kurz nach beiden Seiten um, um sich zu vergewissern, dass niemand auf sie achtete. »Die Castro wird hier sein. Tu, was sie sagt. Ich werde mit einem Pferd auf dich warten. Bei Sonnenaufgang sind wir schon sechzig Meilen weit weg.«
    John sah ihn an und sagte nichts. Seine Miene war gleichgültig, der Blick in seinen Augen irgendwie fremd. Edward hatte das plötzliche Gefühl, einem Fremden gegenüberzustehen.
    »Verstehst du mich?« fragte er.
    John starrte ihn an. »Verstehen?« Er wiederholte das Wort, als wäre es aus irgendeiner fremden Sprache. Er blickte wieder zum Fenster, und es folgte ein langes, angestrengtes Schweigen. Dann sagte er: »Weißt du was? Ich habe diese Schlinge verdient. Nicht fürs Desertieren. Für das, was wir mit Daddyjack getan haben.« Er blickte zu Riley zu seiner Linken und fuhr in leiserem Tonfall fort: »Was
ich
getan hab, meine ich, weil ich der Grund bin, warum er tot ist. Wenn ich nicht versucht hätte, ihn umzubringen, hätte er nicht versucht, mich umzubringen, und du hättest kein’ Grund gehabt, ihn zu erschießen. Es is also nicht
deine
Schuld, dass er tot is, verstehst du, sondern meine. Hier gab’s nicht viel zu tun, als über Dinge nachzudenken, und ich hab ’ne Menge nachgedacht, und darauf läuft’s raus, egal wohin ich denke. Unser
Daddy
, Ward. Er war ein gemeiner Kerl, ja, aber er war unser
Daddy

    Johns Augen wirkten gleichzeitig fremd und vertraut. Und da begriff Edward, dass sie ihn an die Augen ihrer Mutter erinnerten.
    »Ich hab mich manchmal gefragt«, flüsterte John, »wenn es richtig ist, einen Mann zu erhängen dafür, dass er von ’nem Haufen Fremder desertiert, was müsste dann mit ei’m passieren, der seinen eigenen Daddy umbringt? Aufhängen kommt mir da kaum genug vor. Ich hab’s auch aus andern Gründen verdient, Gründen, die ich nicht mal …«
    »Lass das!« zischte Edward so scharf, dass Riley und sein Anwalt kurz zu ihnen herüberblickten und ihr Gespräch dann wieder fortsetzten. Er umklammerte die Eisenstangen mit festem Griff und drückte sein Gesicht dagegen und sagte langsam: »Es ist
geschehen
, verdammt noch mal. Es ist
geschehen
. Das lässt sich nicht mehr rückgängig machen und ändern, und es lässt sich nicht wiedergutmachen. Erhängen macht überhaupt nix gut, es macht nur aus ei’m Mann, der lebt, ein’ Mann, der tot ist.«
    »Ich träum von ihm, Ward.«
    »Ich auch! Aber ich lass mich nicht davon auffressen.« Er trat unvermittelt zurück, beschämt von seiner eigenen Heftigkeit. Er lockerte seinen Griff an den Stäben, atmete aus und blickte sich um. Dann lehnte er sich wieder näher heran. »Hör zu, Johnny. Es ist, wie die Mexikaner sagen, was du nicht verändern kannst, musst du ertragen. Das is nix als die schlichte Wahrheit.«
    John betrachtete ihn eingehend. »Sagst du mir die Wahrheit? Träumst du wirklich von ihm oder sagst du das nur so?«
    »Verdammt, ja. ich träum von ihm. Jede verfluchte Nacht. Und er gibt mir immer das Gefühl, dass ich es nicht wert bin zu leben. Aber er ist tot, verdammt noch mal. Zur Hölle mit ihm.«
    Sie standen da, die Eisenstäbe zwischen ihnen, und suchten in den Augen des anderen irgendwas, das

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