Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
zwischen den Bäumen hindurch. In einigen Nächten brüllten Pumas so nah an ihrem Lager, dass Edward spürte, wie sich die Haare auf seinen Armen aufrichteten. Eines nebligen Morgens stießen sie auf eine Schwarzbärin, die ihren beiden Jungen im Bach das Fischen beibrachte. Wasser perlte silbern von ihrem indigofarbenen Pelz, als sich die Bärin knurrend und riesig auf die Hinterbeine aufrichtete. Die Pferde scheuten, und die Brüder hatten Mühe, sie zu zügeln, stießen ihnen dann die Fersen in die Flanken und galoppierten den Pfad hinunter.
An einem Sonntagmorgen, als sanfte gelbe Strahlen schräg durch die Bäume fielen, wurden sie Zeugen einer Taufe in einem nebligen Bach hinter einer weißen Kirche mit einem schlanken spitzen Turm. Der Täufling war ein groß gewachsener Mann mit zerfurchtem Gesicht und Haaren so weiß wie sein kragenloses Hemd. Während die Gläubigen eine Hymne freudiger Erlösung anstimmten, kniff er sich die Nase zu und wurde von zwei vierschrötigen Männern, die ihn auf beiden Seiten stützten, nach hinten gekippt und vollständig untergetaucht, während der Prediger Worte der Reinigung sprach. Als der Weißhaarige nach Atem ringend und prustend hochgezogen wurde, beugte sich eine Frau ein paar Schritte von den Brüdern entfernt zu einer Freundin und sagte laut genug, dass Edward und John es hören konnten: »Mir tun die Fische in dem Bach da leid. Die ersticken wahrscheinlich an den Sünden, die von
dem
alten Gauner abgewaschen wurden!« Sie bemerkte das Grinsen der Brüder und errötete tief, bevor sie zurücklächelte und sich abwandte.
Hier und dort entlang der Landstraße fanden sie die Überreste verlassener Wagen, die meisten umgekippt und bis auf die Achsen für Brennholz ausgeschlachtet. Gelegentlich trafen sie auf den verfaulten, von Maden wimmelnden Kadaver eines Zugtieres. Eines Tages fanden sie am Straßenrand einen weit aufgeklappten Koffer, aus dem sich verschiedene Kleidungsstücke ergossen, darunter zwei Männerjacken gleicher Größe, sodass die von Edward etwas lose an seinem Körper hing, doch Johns passte beinahe so, als sei sie für ihn geschneidert worden. Der Koffer enthielt auch ein paar berüschte Stücke Damenunterwäsche und die gekrümmte Haarbürste einer Frau. Die dünne baumwollene Wäsche mit den Spitzenrändern und roten Schleifen zwischen den Händen zu spüren, erregte die Brüder. Sie stellten wilde Mutmaßungen über deren Besitzerin an und wie es dazu gekommen sein konnte, dass der Koffer am Straßenrand zurückgelassen worden war mit solch persönlichen Kleidungsstücken, die da der vorbeiziehenden Welt dargeboten wurden. Die Unterwäsche rief eine Flut fleischlicher Bilder wach, und ihre Nacht war ruhelos mit wollüstigem Sehnen.
Am nächsten Tag wandten sie sich auf der Landstraße nach Biloxi Richtung Süden und ritten am späten Nachmittag in die Stadt ein, wo sie als Erstes einen Mietstall aufsuchten, um Erkundigungen einzuholen. Sie wurden zum westlichen Stadtrand verwiesen und erreichten schließlich ein stattliches zweistöckiges Haus, das in Sichtweite eines weißen Golfstrands im Schatten einiger mächtiger Lebenseichen stand. Die Bäume waren mit spanischem Moos behangen, die Luft war diesig von dunkelgelbem Sonnenlicht.
Die Eigentümerin war Mrs. Clark, eine Frau mittleren Alters und von aristokratischer Erscheinung, die die Brüder freundlich willkommen hieß, doch ihnen mitteilte, dass Waffen im Hause streng verboten seien und sie daher ihre Schusswaffen und Messer zusammen mit ihrer Ausrüstung der Obhut der Stallknechte übergeben müssten. Sie erlaubte ihnen, im Salon etwas zu trinken, während sie die Mädchen in Augenschein nahmen und ihre Wahl trafen, doch sie bestand darauf, dass sie sich der Badewannen im hinteren Teil des Hauses bedienten, bevor ihnen erlaubt werde, mit den Mädchen nach oben zu gehen. John beschwerte sich, dass es hier ja verdammt viele Regeln gebe, doch die Brüder taten wie ihnen geheißen.
Sie vergnügten sich fröhlich in benachbarten Zimmern, bis ein sanftes Klopfen an den Türen ein Ende der Vergnügung oder zusätzliche Bezahlung signalisierte, falls sie ihren Spaß fortsetzen wollten. Die Brüder steckten ihren harten bleichen Oberkörper zum Flur hinaus, grinsten sich zu und meinten, warum nicht. John gab der Aufseherin das Geld für eine weitere Runde, und sie brachte ihnen frische Handtücher. Dann tauschten die Brüder die Mädchen, die nackt und kichernd im Flur aneinander vorbeihuschten.
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