Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Brünette, und nickte weise, während er sich übers Kinn strich. »Na ja, Bruder. Muss zugeben, sie ist nicht schlecht für eine, die aussieht, als hätt sie das eine oder andere Feuer mit ihrem Gesicht ausgemacht.«
John packte ihn am Hals und tat so, als würde er ihn erwürgen. »Du bist ja ungefähr der
blindeste
Hurensohn von allen!«
Edward lachte, als er sich aus dem Griff befreite. »
Ich
blind? Ich bin doch nicht derjenige, der sie hübsch findet!«
Einige der Männer, die vom Cider-Krug nippten, grinsten über sie; jeder von ihnen hatte selbst Brüder und war vertraut damit, wie Brüder miteinander umgingen. Der ihnen am nächsten saß, lehnte sich vor und sagte mit leiser Stimme: »Ich muss dem hier recht geben« — er wies mit einem Nicken auf John — »wegen dieser krähenhaarigen Jeannie Walsh. Ist ein hübsches Ding. Aber ihr Jungs solltet lieber aufpassen, dass die Daddys von diesen Mädchen euch nicht zu vertraulich über ihre Töchter reden hören. Einige von den Männern da sind nicht so duldsam wie einige andere von uns.«
Edward sagte: »Wir wollten nicht unhöflich sein.«
»Sagen Sie mal, Mister«, sagte John, »welche ist denn Ihre Tochter?«
»Nun ja, ehrlich gesagt«, sagte der Mann, und sein Grinsen wurde breiter, »ich hab gar keine. Daher bin ich auch so duldsam.«
Die Brüder fielen in sein Lachen ein.
Sie tanzten und tanzten. Auf ihren Hüten zeigten sich dunkle Schweißränder, ihre Gesichter glänzten, und ihre Hemden klebten ihnen an Brust und Rücken. Als die Fiddler und Banjospieler endlich ihre Instrumente niederlegten und der Tanz vorbei war, wurden die Mädchen, mit denen sie getanzt hatten, von ihren Vätern fortgerufen. John und Edward standen da und sahen zu, wie sie zu ihren Wagen gingen. Die Daddys warteten auf sie, und beide Väter verzogen das Gesicht, als die Mädchen sich umdrehten, um den Brüdern zum Abschied zu winken.
Sie legten ihre Schlafdecken unter eine Pappel dicht an den gurgelnden Bach und starrten dann auf dem Rücken liegend hinauf zum Dreiviertelmond, der durch die Äste schien.
Nach einer Weile sagte John: »Hast du gesehen, wie sie uns angesehen haben?«
»Das waren schon zwei richtig kesse.«
»Nicht sie. Ihre verdammten Daddys.«
Edward drehte sich um und spuckte Richtung Bach. »Sie passen nur auf ihre Töchter auf«, sagte er. »Das müssen Daddys so machen.«
»Wir sind ungefähr die Besten, die sie je mit einer verdammten Axt oder Säge gesehen haben, wir zwei«, sagte John. »Aber sie wissen, wir haben kein bisschen Geld oder Land. Deswegen haben sie uns so angesehen. Das ist der einzige Grund. Die wollen doch nicht, dass ihre Töchter sich auf jemand einlassen, der nicht ein kleines Stück Land hat.« Er stützte sich auf den Ellbogen und sah Edward an. »Nur noch ein guter Grund, uns schleunigst ein Stück Land zu besorgen und was draus zu machen, das jeder Mann respektieren kann. Dann wollen wir mal sehen, ob’s da einen unter denen gibt, der was dagegen hat, seine Tochter an mei’m Arm zu sehen.«
Edward lächelte über seinen Bruder im gefleckten Mondlicht. »Weißt du, was ich glaube? Ich glaub, du hast ’n Schluck zu viel von dem Fusel da gehabt, das glaub ich.«
»Du weißt, dass ich recht hab.«
Edward seufzte. »Ich weiß, Johnny. Schlafen wir.«
Kurz bevor er einschlief, hörte Edward John wieder sagen: »Du weißt, dass ich recht hab.«
Sie schliefen bis Tagesanbruch, und da waren die meisten Familien schon fort. Die Brüder frühstückten mit der Familie, die in dem neuen Blockhaus wohnte. Rückenspeck und Grütze und süßes frisches Maisbrot mit Kaffee. Und nachdem sie ihnen für die Mahlzeit gedankt und den Dank der Familie für die Hilfe beim Hausbau entgegengenommen hatten, schwangen sie sich in den Sattel, trieben ihre Pferde auf den westlichen Pfad und folgten ihren Schatten Richtung Westen.
10 Sie wateten durch Bäche, Ströme und Flüsse und durchquerten Wälder, die so dicht waren, dass sie zur Mittagsstunde im Zwielicht ritten. Adler verließen ihre Horste in den hohen Pinien, über den Wiesen kreisten langsam Rotfalken, und schlanke Blaureiher staksten langbeinig an den flachen Gewässern entlang. Scharfschnabelige Schlangenhalsvögel hockten an den Ufern und spreizten ihre Flügel der Nachmittagssonne entgegen. In der Dämmerstunde lugten Eulen von ihren kahlastigen Hochsitzen auf die Brüder hinunter. Vereinzelte Wolfsrudel streiften noch durch diese Wälder, und ihr qualvolles Heulen trug weit
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