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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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sein Pferd nehmen und an einer Stelle flussaufwärts warten, wo wir immer hingegangen sind, um Muscheln zu holen, und ich soll da nicht weg, bevor sie nicht kommt, egal was passiert. Ich hab Verpflegung und Zündhölzer und Zeug mitgenommen und hab gewartet und gewartet, ich weiß nicht wie viele Tage. Ich hatte so schrecklich Angst nachts. Ich war sicher, ein Puma würde mich fressen oder ein Gator. Schließlich konnte ich nicht mehr warten und ich bin wieder nach Hause gegangen. Da hab ich Rauch gesehen, wo das Haus war, und konnte ihn irgendwo in der Ferne schreien hören, schreien und fluchen. Ich hab zu viel Angst gehabt und bin wieder dahin zurückgegangen, wo ich warten sollte, und ich hab gewartet und gewartet, ich weiß nicht wie lang. Und dann hab ich ein’ Schuss gehört und dann noch ein’ und ich hatte so Angst. Und dann ist sie endlich gekommen und war ganz zerschlagen, und ihr Kleid war zerrissen, und sie hatte Foots und Remus dabei und … sie hat mir gesagt …«
    Einen flüchtigen Augenblick lang schien sie ihn direkt anzusehen, und sie legte die Finger auf den Mund.
    »Was ist passiert?« fragte er sanft. Sie blickte sich im ganzen Zimmer um. »Als sie gekommen ist«, sagte er, »was habt ihr dann gemacht?«
    Sie richtete ihren leeren Blick wieder auf ihn, und ihre Finger fuhren zu ihrer Brust. »Sie hat gesagt, er hat euch getötet. Euch beide. Hat gesagt, ihr habt mich gesucht, und als ihr wiedergekommen seid, habt ihr alle gestritten, und er hat euch beide erschossen. Sie hat gesagt, wir müssen schnell weg, bevor er uns findet und auch umbringt. Wir sind geritten und geritten. Wir haben im Wald geschlafen. Sie hat dieses große Schlachtermesser dabeigehabt. Ich musste im Wald draußen vor Mobile warten, während sie in die Stadt gegangen ist und eins von den Maultieren verkauft hat, und dann konnten wir ab und zu in einem Gasthaus schlafen und uns was zu essen kaufen. Aber meistens haben wir im Wald geschlafen. Jedes Mal wenn jemand den Pfad lang gekommen ist, haben wir uns in den Büschen versteckt.«
    Jetzt weiteten sich ihre Augen angstvoll vor irgendeinem Schreckensbild in ihrem Geist, und ihr raues Flüstern wurde noch leiser, und er musste sich vorbeugen, um mitzubekommen, was sie sagte. »In Mississippi haben uns diese Männer im Wald überfallen, drei Männer. Der Größte hatte die Zahl 12 aufs Augenlid tätowiert. Er hat sie am Arm gepackt, und sie hat ihn mit dem Schlachtermesser geschnitten, und dann hat er ihr die Hand umgedreht und ihr Arm ist gebrochen wie ein Stock. Er hat sie ausgelacht und sie auf den Boden geworfen und ihr Kleid hochgeschoben und es mit ihr gemacht. Dieser andere, der nach toten Fischen gerochen hat, der hat es mit mir gemacht, und ich hab geschrien, weil es so wehgetan hat. Dann hat der andere, der wie ein Nigger aussah, es auch mit mir gemacht. Dann der Größte. Der hat am meisten wehgetan. Ich hab gedacht, ich sterbe. Sie hat mir dauernd gesagt, ich soll ja nicht weinen, sonst haben die noch mehr Spaß dran, und die ganze Zeit wechseln die sich auf uns ab. Als sie endlich aufgehört haben, konnte ich nicht aufstehen. Ich war ganz blutig. Es hat sich angefühlt, als wär drinnen alles zerrissen.«
    Während sie sprach, wiegte sie sich leicht und hielt ihr Geschlecht mit beiden Händen bedeckt wie eine Wunde, ihre Augen geweitet von den Bildern der Erinnerung. John hatte das Gefühl, als würde ihm gleich die Brust zerplatzen vor Wut.
    »Ihre Hand war so komisch verdreht und ganz geschwollen, aber sie hat kein einziges Mal geweint, kein einziges Mal. Die haben getrunken und gelacht und gesagt, sie würden uns an einen Hurentreiber in New Orleans verkaufen. Sie haben ihr ein Seil um den Hals gelegt wie bei einem Hund, und mich haben sie an einem Baum festgebunden. Ich muss eingeschlafen sein, denn dann war plötzlich Tag, und der wie’n halber Nigger aussah, lag da auf dem Rücken mit der Hose um die Knie. Seine Kehle war durchgeschnitten, und der Boden um seinen Kopf war dunkelrot und zwischen seinen Beinen auch, wo sie sein Ding abgeschnitten hatte. Das Seil lag da, und sie war längst weg, auf einem von ihren besten Pferden. Niemand hat das Geringste gehört. Die andern beiden haben gar nicht mehr aufgehört zu fluchen, als sie gesehen haben, was passiert war, und ich hab geweint, weil sie mich zurückgelassen hat. Der Fischige hat mich getreten und verflucht, und der Große hat gesagt, er soll aufhören, sonst wär ich nichts mehr wert in New Orleans.

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