Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Aber er hat immer weitergemacht und gesagt, ich muss bezahlen für das, was sie Larry angetan hat, der Nigger, schätze ich. Der Große hat ihn gepackt und von mir weggezerrt, und dann haben sie angefangen zu kämpfen. Der Große hat den Fischigen um den Hals gepackt und ihn umgedreht, und man konnte hören, wie sein Genick gebrochen ist.«
»
Verflucht!
« sagte John. »Ich wünschte,
ich
hätte ihn getötet, Maggie, wirklich! Und auch die andern – diese Dreckskerle!« Und er dachte:
Du musst gerade reden, du wertloses Stück Dreck
.
Sie sah ihn mit halb zusammengekniffenen Augen an und rieb sie sich dann heftig mit den Fingerspitzen. Dann fuhr sie fort, jetzt weniger hastig, den Blick auf das Stück Bett zwischen ihnen gerichtet. »Wir sind jeden Tag den ganzen Tag lang geritten, und er hat gesagt, er wird sein Ding nicht mehr in mich reinstecken, damit ich da unten wieder gesund werden kann und er mehr Geld für mich kriegt. Aber jede Nacht hat er mich gezwungen … du weißt schon, ich musste ihn in den Mund nehmen. Zuerst musste ich würgen, aber nach einer Weile konnte ich es ganz gut, außer wenn er es losließ, dann hatte ich das Gefühl, ich würde ertrinken. Er …« John schlug mit so plötzlicher Wucht auf die Matratze zwischen ihnen, dass sie zusammenzuckte und ihn verwirrt ansah. Und dann fuhr sie fort: »Er hat mir Whiskey gegeben. Hat gesagt, das macht alles leichter. Beim ersten Mal hab ich ihn schnell runtergekippt, so wie er, und alles ist sofort wieder hochgekommen, durch die Nase, und hat so schlimm gebrannt, dass ich vor Tränen nix sehen konnte. Er fand das richtig komisch. Er hat mir gezeigt, wie man ihn in kleinen Schlucken trinkt, bis ich mich dran gewöhnt hab. Ich musste jeden Abend mit ihm trinken, wenn wir das Lager aufgeschlagen hatten, und nach einer Weile, schätz ich, hat mir das gefallen, wie es bis runter in den Bauch brennt und meine Lippen ganz gefühllos werden und mir alles egal ist. Er hat immer gelacht, wenn ich so voll war, dass ich nicht mehr grade gehen konnte. Manchmal hat er auf seiner Mundharmonika gespielt, und ich bin ums Feuer herumgetanzt.« Sie hielt wieder inne, starrte immer noch auf den Raum zwischen ihnen, und dann schien sie ein wenig zu lächeln. »An einem Abend hab ich beim Tanzen alle meine Kleider ausgezogen, und er hat geklatscht, als wäre er bei einer Vorstellung, und hat mich Liebling genannt und mich zum allerersten Mal auf den Mund geküsst.«
Jetzt blickte sie auf und an ihm vorbei, und ihr Gesicht verdunkelte sich und sie redete schneller. »Dann sind wir in New Orleans angekommen, und er hat mich für 100 Dollar an Boland verkauft. Hat mir gesagt, er würde mich ganz schrecklich vermissen, und hat mich zum Abschied geküsst. Ich war so überrascht und ganz verwirrt, weil ich ihn sofort so vermisst hab, dass ich kaum atmen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass mir niemand was tun kann, wenn ich bei ihm bin. Als er ging, hab ich geweint und geweint, bis Boland mir den Riemen gab, damit ich aufhöre.«
Sie wischte brüsk ihre Tränen weg, als seien es lästige Fliegen. Sie starrte ihn einen Augenblick verschwommen an, setzte dann ein schiefes Lächeln auf und sagte: »Sag mal, du hast nicht vielleicht was zu trinken?«
Er sah sie lange an, unfähig Worte zu finden, um ihr zu sagen, wie er sich fühlte. »Nein. Könnte verflucht noch mal selber was gebrauchen.«
Sie gähnte groß und schwankte und hielt sich am Bettpfosten fest. »Herrgott«, sagte sie müde. Sie rollte sich neben ihm zusammen und schmiegte ihren blonden Kopf in seinen Schoß.
»Wie hieß er?« fragte John. »Der dich verkauft hat, wie so ein Sklavenmädchen auf dem Block.«
Ihre Worte klangen gedämpft an seinem Schenkel. »Twelve. Big Ole Twelve, wegen seinem Auge …« Und dann schlief sie wieder.
Seine Augen brannten vor Erschöpfung. Er stellte die Lampe auf den Boden und lehnte sich zurück und bettete Maggies Kopf in die Mulde seiner Schulter. Der Donner war jetzt nur noch ein fernes Knurren, es blitzte nicht mehr gegen die Läden, und der Regen war zu einem leichten Pladdern geworden.
Nicht weiter drüber nachdenken. Denk dran, wie du sie gefunden hast und sie weggeholt hast. Denk dran, dass sie jetzt in Sicherheit ist. Sie ist in Sicherheit, weil du das richtig gemacht hast. Denk nicht an das andere. Dinge passieren manchmal einfach. Niemand ist schuld. Dinge passieren einfach. Sie weiß es sowieso nicht. Niemand weiß es. Niemand außer dir. Lass es und denk nicht
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