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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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ein Graubart, der seinen Anspruch auf den höchstgelegenen Teil des Bodens gegen alle Herausforderer verteidigen konnte, ungewöhnlich wild sein musste, also forderte er stattdessen Hod Pickett heraus. Fünfzehn Minuten später war eines von Johns Augen zugeschwollen, seine Lippen waren ungeheuer aufgedunsen und seine Knöchel zur Größe von Vogeleiern aufgequollen. Doch Pickett war bewusstlos und musste zusammen mit seiner Pritsche zum anderen Ende der Zelle getragen werden. Noch Tage danach würde er durch keines von beiden Augen klar sehen noch einen tiefen Atemzug nehmen können wegen des Schmerzes, den ihm seine gebrochenen Rippen bereiteten. Und es sollte Wochen dauern, bevor er wieder vernünftig schlucken oder zusammenhängend reden konnte wegen der Hiebe, die John ihm gegen die Kehle versetzt hatte. Lucas Malone hatte John geholfen, eine Pritsche neben seiner aufzubauen, und kichernd bemerkt: »Teufel noch mal, mein Junge, bist aber ein ganz Wilder. Schätze, ich hätte dich töten müssen, um dich unterzukriegen.«
    John erfuhr, dass Lucas den größeren Teil seines Lebens in verschiedenen Bergregionen seiner Heimat Tennessee verbracht und hauptsächlich auf anderer Leute Land gearbeitet hatte. Er hatte einigen Ärger mit dem Gesetz gehabt, wollte sich aber nicht weiter darüber auslassen. Allerdings gab er zu, dass er den Staat spornstreichs nach einem Pokerspiel hatte verlassen müssen, bei dem auf geheimnisvolle Weise ein fünfter König im Spiel erschienen war, worauf die Stimmung gekippt und ein Toter auf dem Boden zurückgeblieben war.
    »Hab mir immer nur eins gewünscht: So viel Geld verdienen, dass ich mir ein Stück Land kaufen kann. Mein eigener Herr sein«, erzählte er John. »Hab immer gehört, in Texas gibt’s erstklassiges Land zu einem billigen Preis, und da wollt ich hin, als ich mir hier einen angesoffen hab.«
    Er war auf einem Kahn von Memphis heruntergekommen, und sowie er in Dixie angekommen war, hatte er eine Überfahrt auf einem Dampfer nach Galveston gebucht. Aber das Schiff sollte erst in drei Stunden ablegen, und so beschloss er, einen Spaziergang durch das Quarter zu machen. Er war noch keine Stunde in der Stadt gewesen, als er auf dem Bürgersteig einem wutentbrannten Mann gegenüberstand, dessen Frau Lucas im Vorbeigehen offen zugezwinkert hatte. Anzug und Zylinder des Mannes sahen teuer aus, wie auch das Spitzenkleid und der Sonnenschirm seiner Frau. Schnell versammelte sich eine Zuschauermenge, als Lucas dagegenhielt, dass der Bursche seiner Frau dann eben verbieten müsse, Fremde wie ihn so einladend anzulächeln, wenn er nicht wolle, dass jemand ihr zuzwinkerte. Als der zornige Mann seinen Gehstock hob, als wollte er ihn damit schlagen, versetzte Lucas ihm einen Hieb gegen den Kiefer, der ihn zu Boden warf. Der Mann schlug mit dem Kopf hart aufs Pflaster auf und war fünf Tage lang bewusstlos, bevor er wieder zu sich kam. Die vorläufige Anklage wegen Mordes wurde zurückgezogen, und Lucas bekam sechs Monate Haft im städtischen Gefängnis für schwere Körperverletzung. Er würde zwei Wochen vor John wieder freikommen.
    John seinerseits erzählte Lucas, er und sein Bruder seien auf dem Weg nach Texas gewesen, um dort ihr Glück zu suchen, doch kurz nach ihrer Ankunft in Dixie getrennt worden. Als er eines Abends im Old Quarter nach Edward suchte, sei er von zwei Räubern überfallen worden. Die Konstabler waren erschienen und hatten die Kämpfenden getrennt, woraufhin die beiden Diebe behaupteten, John habe ihnen zuvor in einer Taverne ihre Pistolen gestohlen und sie hätten einfach nur versucht, ihre Waffen zurückzubekommen. Die Konstabler schienen die Diebe zu kennen, John schwor, er habe gesehen, wie sie sich zugezwinkert hätten. Lucas Malone schüttelte mitleidig den Kopf und sagte, es sei verdammt traurig, dass in dieser Welt so oft die Unschuldigen leiden mussten, während die Schuldigen frei herumliefen. Sie grinsten sich breit an.
    Im Laufe der folgenden Wochen wurden sie Freunde, doch John sprach nie von seiner Familie, außer von Edward, und auch das nur sehr wenig, und Lucas Malone enthüllte seinerseits auch nichts von seiner Vergangenheit bis auf die Schilderungen von Schäferstündchen mit Bergmädchen und wüsten Raufereien mit Flussmatrosen. Ein paar Tage vor seiner Freilassung schlug Lucas vor, gemeinsam nach Texas zu ziehen.
    »Könnte gut sein, dass dein Bruder schon dorthin unterwegs ist und ihr euch findet«, sagte er. »Hab aber gehört, auf der

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