Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
Vom Netzwerk:
und Edward sah, dass er zu viel Angst hatte, um zu lügen. Die riesige Gewehrmündung des Schwarzbartes schwenkte leicht und richtete sich jetzt direkt auf die Brust des Fährmanns. »Wirf es weg«, sagte der Große in beiläufigem Ton, als würde er ihm die Uhrzeit nennen.
    Der Fährmann schob das Gewehr von seinem Schoß, und es fiel scheppernd zu Boden. Der Große betrachtete es, richtete den Blick wieder mit schmaler werdenden Augen auf den Fährmann, der daraufhin dem Gewehr einen Tritt mit dem Fuß gab, sodass es von der Veranda schlitterte.
    Der Schwarzbart ging mit dem kurzen, schwer aussehenden Gewehr so mühelos um wie mit einer Pistole und legte den Lauf auf seine Schulter. Er spähte zur Hüttentür und zog ein angewidertes Gesicht. »Du lieber Himmel. Hast du vor, das zu essen, was da so riecht?« Der Fährmann zuckte die Achseln und wirkte trotz der Umstände beleidigt.
    Der Schwarzbart blickte wieder zu Edward, wies mit dem Kinn zum Schild und sagte: »Ein Dollar für eine verdammte Fährfahrt scheint mir ungefähr um neunzig Cent zu teuer, was meinst du, Junge?«
    Edward meinte, der Preis sei ungefähr ein Dollar zu viel, und der Große lachte.
    »Na ja, es heißt ja, Großzügigkeit ist Balsam für die Seele«, sagte der Große. »Ich denke, die habgierige Seele dieses Burschen ließe sich schon ein Stück besänftigen, wenn er sich so großzügig zeigen würde, uns kostenlos rüberzubringen.«
    Und das tat der Fährmann, forderte die beiden Männer höflich auf, ihre Pferde zum anderen Ende der Fähre zu führen, damit das hintere Ende genügend Auftrieb bekam. Er zog kräftig an dem Rollseil, das bis zum anderen Ufer hinüber reichte, und das Boot steuerte schwankend in den Fluss hinein.
    Es war eine beschwerliche Überfahrt. Die reißende Strömung drückte gegen die Seite der Fähre und bog das Schlepptau, und die Fähre tanzte am Seil wie ein Spielzeug. Die Pferde rollten mit den Augen und stampften, und Edward und der Schwarzbart stiegen ab und hielten mit einer Hand die Zügel fest, während sie mit der anderen das Geländer umklammerten und die Zähne gegen die eisige Gischt des Flusses zusammenbissen. Der Fährmann stand so entspannt da wie eine Katze. Er rammte eine lange Stange ins Flussbett und zog mit aller Kraft Hand um Hand daran und trieb so das Boot an den Rollseilen entlang vorwärts. Mit diesem mühseligen Verfahren brachte er sie über den Sabine-River hinüber nach Texas.
    Als sie an Land waren und im Sattel saßen, fragte der Schwarzbart den Fährmann, ob er nicht das Gefühl habe, für seine bisherige Wucherei ein klein wenig Buße geleistet zu haben. Der Fährmann zuckte die Achseln und sagte, er schätze schon. Der Schwarzbart schüttelte mit bedauerndem Seufzen den Kopf und sagte, er glaube nicht, dass die Reue des Fährmanns aufrichtig sei. »Vielleicht könnte etwas Mühsal dir helfen, das Unrecht deines Tuns zu erkennen. Komm da runter.« Der Fährmann stieg argwöhnisch aus. Unter seiner Jacke zog der Schwarzbart ein Bowie hervor, das noch größer als Edwards war, lehnte sich aus dem Sattel und schnitt das dicke Rollseil durch. Der Fährmann sprang zum Rand des Ufers, und mit einem entsetzten Blick sah er zu, wie seine Fähre mit der Strömung davonwirbelte. Dann trieb der Große sein Pferd an, und das Tier drängte den Fährmann vom Ufer herunter ins rauschende Wasser hinein, und nur ein verzweifelter Griff nach einer aus der schlammigen Böschung herausragenden Wurzel bewahrte ihn davor, flussabwärts mitgerissen zu werden.
    »Bleib ein Weilchen da hängen und lass das Wasser deinen Gestank abwaschen«, rief der Schwarzbart zu ihm hinunter und lachte. Er zwinkerte Edward zu, wendete sein Pferd und ritt in den Wald hinein.
    Edward trieb die Fuchsstute vorwärts durch die Bäume zu einer kleinen Lichtung, wo der Mann sein Pferd anhielt und sagte: »Sieh mal, Junge. Das Zeichen hier.« Er winkte Edward an seine Seite und deutete auf den Boden neben seinem Pferd. »Was meinst du, was das ist?«
    Als Edward neben ihm war und sich aus dem Sattel lehnte, um hinunterzuspähen, tänzelte das Pferd des Großen, und in dem Moment wusste Edward, dass er schon zum Schlag ausholte, doch er war wie erstarrt. Dann blitzte Licht hinter seinen Augen auf, und er spürte nicht einmal, wie er zu Boden fiel.
    4 Er hörte tiefes Glucksen und erwachte in kalter Dunkelheit mit dem Gefühl, dass ihm der Schädel auseinandergepresst wird. Allmählich wurde er sich bewusst, dass er auf dem

Weitere Kostenlose Bücher