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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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Rücken lag, dass die schwankenden Schatten, auf die er blickte, die obersten Baumäste waren, die im Wind schaukelten, und dass das Glucksen von dem durchs Schilf strömenden Fluss kam. Er versuchte sich aufzusetzen und hörte sich unter dem aufblitzenden Schmerz stöhnen, der seinen Schädel erschütterte, und er sank zurück. Als er das nächste Mal die Augen aufschlug, war der Himmel über ihm grau, und er wusste, dass er wieder eine Zeit lang bewusstlos gewesen war. Unter Ächzen und Stöhnen gelang es ihm, sich auf den Bauch zu rollen, und dann erhob er sich auf alle viere und erbrach sich. Nach einer Weile setzte er sich auf seine Fersen und legte den Finger auf seinen Hinterkopf, betastete behutsam die Schwellung unter seinen Haaren und das dicke gerinnende Blut. Er kam sich wie der größte Idiot vor. Dass der Schwarzbart ihn nicht einfach erschossen hatte, war vermutlich nur dem Umstand zu verdanken, dass er die Stute nicht verscheuchen wollte. Ein anderer Grund fiel ihm nicht ein.
    Er kam mit Mühe auf die Beine und hielt sich keuchend an einem Baum fest, bis das Zittern in seinen Knien nachgelassen hatte. Er stand in Socken da. Er blickte sich um und erspähte einen Stiefel neben einem Baumstumpf und einen Augenblick später den Rand des anderen im hohen Gras. Der Mann hatte sie ihm ausgezogen, um sie zu durchsuchen. Der verfluchte Hurensohn war nicht neu im Geschäft, das stand fest. Wenigstens hatte er die Stiefel dagelassen. Und seine Jacke. War wahrscheinlich zu verschlissen, als dass sie noch irgendeinen Tauschwert besaß. Aber die Messer und die Feuerwaffen und die Stute Janey hatte er mitgenommen. Edward sah in seiner Hemdtasche nach und war überrascht, dass die Daguerreotypien noch da waren. Der Dreckskerl war vermutlich zu beschäftigt damit gewesen, mögliche Verstecke wie seine Stiefel zu überprüfen, um an den naheliegenden Stellen nachzusehen. Hätte er sein Geld doch weiter in seinem Hemd aufbewahrt. Er zog die Stiefel an und entdeckte dann seinen Hut, der schief an einem Busch hing. Und in der Nähe lag sein zusätzliches Hemd, dessen Ärmel bis zur Schulter aufgerissen war. Und dann eine einzelne Socke. Da die kleine Pfanne. Doch Decken und Regenjacke waren weg, das Bündel Papiergeld, sogar die Schachtel Zündhölzer. Er entledigte sich seiner Jacke und zog das zerrissene Hemd über das, das er trug, zog dann die Jacke wieder an, steckte die Socke in die Tasche und ging zum Busch, um sich seinen Hut wiederzuholen.
    Er stolperte durchs Gebüsch zum Flussufer und fand einen flachen Hang, wo er sich auf dem Bauch ausstrecken und den Kopf in den Fluss tauchen konnte. Bei der ersten Berührung des kalten Wassers mit der Wunde brüllte er vor Schmerz auf, doch nach mehrmaligem Eintauchen klangen die Schmerzen allmählich zu einem teilweise tauben und dumpfen Pochen ab. Nachdem er reichlich getrunken hatte, fühlte er sich etwas besser. Er blickte über den Fluss zur Hütte des Fährmannes, sah dort aber niemanden und auch keinen Rauch aus dem Schornstein aufsteigen. War der Mann von der Strömung fortgerissen worden, oder war es ihm gelungen, sich zu retten?
    Nach einer Weile erhob er sich und setzte sich vorsichtig den Hut auf, kippte ihn ein gutes Stück nach vorn und von der Wunde weg. Der Morgen war dunstig und frostig kalt, und die hohen Kiefern wogten und raschelten in der Brise. Er ballte die Hände in die Seitentaschen seiner Jacke und machte sich auf durch die Bäume, fand den Weg und zog los, den Kopf gegen den Wind gesenkt.
    Es folgten jetzt Tage des Wanderns durch kiefernbestandene Waldgebiete und Zypressensümpfe, hungrig, unbewaffnet, unberitten. Kalte feuerlose Nächte, in denen er nur döste, ein Ohr nach Schritten oder dem Rascheln sich nähernder Tiere gespitzt. Einige Tage waren so warm, dass er nicht bis auf die Knochen fror. Irgendwann am Anfang nahm er eine verkehrte Abzweigung, und der Weg wurde wilder, als er weiterging, und er wusste, dass hier seit Langem niemand gegangen war. Dann geriet er in beinahe undurchdringliches Dickicht, in Gras, das ihm bis an die Oberschenkel reichte. Er fand eine Hirschfährte und folgte ihr durch einen dunklen Wald aus moosigen Eichen und Kiefern und Sümpfen und Tümpeln. Er schlug eine nordwestliche Richtung ein und kam schließlich zu einer Straße, die ihn zu einem Gasthaus an einer Furt brachte. Er tauschte eine der Daguerrotypien gegen eine volle Mahlzeit und dann eine weitere gegen drei Krüge Bier ein. Während ihres

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