Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Maul und sagte zu ihr, sie brauche sich keine Sorgen zu machen.
Im Morgenlicht sah er, dass der Bündelrevolver ein sechsläufiger Darling Kaliber .36 war, und der einzige ungeladene Lauf war derjenige, den Marcus Loom abgefeuert hatte, als er fiel. Er wollte mit der Waffe schießen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, doch ohne Pulver und Munition zum Nachladen beschloss er, keinen Schuss zu vergeuden. Am Bach füllte er die Feldflasche mit frischem Wasser auf und zurrte den Sattel auf der Stute fest, band die Bettrolle hinter dem Sattel fest, stieg auf und lenkte das Pferd südwärts.
Gegen Mittag kam er zu einer kleinen Ranch, wo der Vorarbeiter ihn einlud, mit ihm und den Helfern zu essen. Er schlug sich mit Beefsteak und Bohnen voll und bot an, im Gegenzug den Nachmittag zu arbeiten, doch der Vorarbeiter wollte nichts davon hören. Er ließ Edward wissen, dass San Antonio de Bexar drei Tage südlich vom Camino Real liege. Der Ritt sei etwas länger, fügte der Vorarbeiter hinzu, wenn man die Seitenpfade nehme. Aber er fragte nicht, warum Edward abseits der Hauptstraße gereist war, erkundigte sich nicht einmal nach seinem Namen.
Er ritt den restlichen Tag, ohne einer weiteren Menschenseele zu begegnen, bis die Bäume in der Abendsonne aufflammten und laut widerhallten vom Zwitschern der Vögel, die ihre Schlafplätze aufsuchten. Er erspähte ein Lagerfeuer in einem Eichenhain ein Stück vor ihm. Ein kühler Wind raschelte in den Bäumen. Ein paar Ochsen weideten auf einer grasigen Anhöhe, und ein Planwagen stand unter einer hohen weiten Eiche. Eine Frau arbeitete bei einem rauchenden Topf, der über dem Feuer hing, und ein groß gewachsener Mann in Schwarz kam hervor und hob eine Hand zum Gruß, und Edward grüßte zurück. Der Mann rief: »Kommt, ruht euch ein wenig aus, Bruder, und nehmt mit uns das Abendessen ein.«
Der Mann stellte sich als Reverend Leonard Richardson vor, Gründer der Kirche von Jesu Blut. Er bat Edward, sich ans Feuer zu setzen und eine Tasse Tee zu trinken, während seine Frau das Abendessen fertig zubereitete. Edward lockerte den Sattelgurt der Stute, ließ die Zügel fallen und ließ sie grasen, wo sie stand. Der Reverend schenkte ihm Tee aus einem Kessel ein. Die Frau war dünn und kantig. Sie wandte ihm den Rücken zu, während sie das Essen aus dem Topf in die drei Schalen schöpfte.
»Riecht verdammt gut«, sagte Edward.
»Schildkröteneintopf«, sagte der Reverend. »Sie kocht ihn wirklich gut.«
Jetzt drehte sich die Frau um, eine Schale in jeder Hand, und in dem trüben Licht meinte Edward erst, dass sie eine Maske trug. Doch als sie näher kam, um ihm eine Schale zu reichen, sah er, dass sie eine Art Zaumzeug aus dünnen Metallstreifen trug, das fest um ihren Kopf geschnallt und mit einem Eisenstück ausgestattet war, das sich zwischen ihre Zähne schob und ihre Zunge festhielt. Ihre Mundwinkel waren von dem reibenden Mundstück ganz schwarz geworden. Das Ganze war mit einem kleinen Schloss hinten in ihrem Nacken befestigt. Ihre Augen waren rot und feucht im Feuerschein. Nachdem sie Edward und den Reverend bedient hatte, setzte sie sich abseits und fütterte sich selbst, indem sie die Brühe vorsichtig in ihren Mund löffelte und dann ihren Kopf nach hinten kippte, um sie wie ein trinkender Vogel die Kehle hinunterlaufen zu lassen.
Edward wandte sich zu dem Prediger und sah, dass der Mann ihn anlächelte, während er aß. »Noch nie eins von denen gesehen, wie?« sagte der Reverend mit einem Nicken zu der Frau. »Nennt man Knebeleisen. Schandmaske. Hab ich vor ein paar Monaten besorgt, in Galveston. Von ’nem Deutschen, der es noch drüben von sei’m Daddy bekommen hat. Seine Frau war gerade an der Cholera gestorben, und er hatte geschworen, nicht mehr zu heiraten, und brauchte es nicht mehr. Hat gesagt, es war früher ganz üblich, um eine zänkische Frau zu bestrafen. Natürlich« – er hielt inne und maß die Frau mit einem kalten Blick – »tut es genauso gut Dienst für jede Frau, die ihre Zunge nicht im Zaum halten kann.« Er löffelte seine Schale aus, dann pfiff er, um die Frau auf sich aufmerksam zu machen, und winkte sie heran. Sie setzte ihre Suppenschale ab und beeilte sich, seine wieder zu füllen. Nachdem sie dem Prediger die nachgefüllte Schale gereicht hatte, blickte sie Edward mit ihren gepeinigten, feuchten Augen an, und er gab ihr zu verstehen, dass er nichts mehr wolle, und sie ging zur anderen Seite des Feuers zurück und setzte ihre mühselige
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