Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
schlagen kann!« Er war klein, vierschrötig, glatt rasiert und betrunken.
Der andere Amerikaner war bärtig, und sein spärlicher Schnurrbart hatte eine Lücke unter der Nase, wo eine nackte rosa Hasenscharte war. Er sprach breit und zäh. »Scheiße, Easton, du hast schon fünf Dollar an den Dreckskerl verloren. Dir bleibt kein Penny übrig, wenn du mit der Schlange weitermachst.«
Der Mann namens Easton machte eine wegwerfende Handbewegung und wendete sich an den Rancher. Er nickte zu dem Glas und stieß sich mit dem Finger gegen die Brust und sagte: »Du. Ich. Noch mal.« Der Rancher grinste und rieb den Daumen über die Zeige- und Mittelfinger. Der Bursche namens Easton grub einen Silberdollar hervor und klatschte ihn auf die Theke, und der Rancher legte seinen eigenen Dollar obendrauf. Jetzt begannen die anderen Mexikaner aufgeregt zu schnattern und ihre eigenen Einsätze hinzulegen.
Der Amerikaner stellte sich direkt vor das Glas wie ein Mann, der sich bereit macht, in eisiges Wasser zu springen. Er atmete mehrmals tief ein, während die anderen sich um ihn herumdrängten. Edward lehnte sich über die Theke, um besser sehen zu können. Er sah, dass der Glasdeckel Löcher hatte, und dass das Glas zu dick war, als dass die Schlange es zerbrechen konnte. Die Schlange war zu einer festen schwarzen Spirale zusammengerollt, ihre dünne schwarze Zunge züngelte, ihre Schwanzspitze war aufgerichtet, und ein gedämpftes Klappern war zu hören. Jetzt verschränkte Easton seine Finger, ließ seine Knöchel knacken und wischte dann seine Handflächen an den Hüften ab. »Qué esperas, hombre?« sagte der Rancher und machte eine ungeduldige Geste.
Der Amerikaner legte einen Finger an das Glas, und die Schlange stieß zu und er riss den Finger zurück. Alle lachten und Wetten wurden ausbezahlt. Der Rancher sammelte die Gewinne von der Theke in seine Börse ein.
»Hab ich dir doch gesagt!« sagte Hasenscharte zu dem murrenden Burschen Easton. »Hab ich dir’s nich gesagt?«
Edward kippte den Rest seines Glases hinunter, nahm seinen Halfdime und ging hinüber zu der Gruppe und sagte zu dem Rancher: »
Ich
kann meinen Finger auf dem Glas lassen.« Er hielt den silbernen Halfdime hoch.
Der Rancher musterte ihn, blickte auf den Halfdime, und dann grinste er den anderen zu und sagte: »Mira este con su monedita. Qué gran apuesta, eh?«, und alle lachten.
Er spürte Zorn in sich aufwallen und wandte sich an die beiden Amerikaner. »Was ist so verdammt lustig?«
»Die sind von deinem Einsatz nicht so schrecklich beeindruckt«, sagte der Easton-Bursche.
Edward funkelte sie alle rundum an, zog den Bündelrevolver heraus und legte ihn auf die Theke. »Das ist mein Einsatz.«
Der Rancher nahm die Waffe in die Hand und untersuchte sie. »Mira pues«, sagte er und wirkte amüsiert. »Y cuanto vale esta cosa tan buena pa nada?«
Edward sah die Amerikaner an. »Wie viel soll er gegen die Pistole einsetzen?« sagte Hasenscharte.
»Ist mir egal, verdammt.« Er sah den Rancher an und hielt einen Finger hoch. »Ein Dollar.«
»Un dollar«, sagte der Rancher. Er legte die Pistole auf die Theke und einen Silberdollar daneben.
Niemand setzte auf Edwards Erfolg. Er stellte sich vor das Glas. Die Schlange rollte sich fest zusammen. Er wusste, dass die Schlange ihn unmöglich durch das Glas erwischen konnte, unmöglich, und legte den Finger auf das Glas.
Die Schlange schnellte empor, und er riss den Finger weg, bevor er sich’s versah. Die Mexikaner brüllten vor Lachen. Der Rancher grinste und steckte den Bündelrevolver in eine Seitentasche seines Mantels.
Er war wütend auf sich selbst und verlangte einen weiteren Versuch und verlor diesmal seinen Sattel. Er versuchte es wieder und verlor sein Pferd. Den Mexikanern standen die Tränen in den Augen vor Lachen. Der Rancher schob ihm einen halben Dollar hinüber und machte eine Trinkgeste mit Daumen und abgespreiztem kleinem Finger – ein großzügiger Gewinner, der einen Mann nicht ohne Geld zum Trinken stehen ließ.
Edward setzte sich an einen Tisch bei der Wand und trank in missmutiger Wut, während der Easton-Bursche einen weiteren Dollar gegen die Schlange verlor. Dann kamen noch ein paar Mexikaner herein, und auch sie wollten ihr Glück mit dem Spiel versuchen. Die Amerikaner brachten ihre Gläser herüber und setzten sich zu ihm. Die Hasenscharte stellte sich als Dick Foote vor und den anderen als Easton Burchard. Er sagte Edward, er solle nicht zu hart gegen sich sein,
Weitere Kostenlose Bücher