Das Böse im Haus: Mystery Thriller (German Edition)
zusammenreißen, sonst verliere ich den Verstand.
Normalerweise zwitschern meine Wellensittiche um diese Uhrzeit, aber sie geben keinen Laut von sich – seit Tagen nicht. Felix bleibt auch verschwunden. Sein Fressen hat er aber angerührt, ein wenig, und im Katzenklo liegt auch was drin. Allerdings kommt es mir so vor, als sei er ganz schnell hineingesprungen, um sein Geschäft zu machen. Rein und wieder weg. Was ist los mit ihm? Wo hat er sich verkrochen?
In zwei Stunden kann ich Eva anrufen, dann müsste sie wach sein. Ich werde sie bitten, bei mir vorbei zu kommen, um meinen Kater zu suchen. Hoffentlich macht sie es. Als ich vorhin ins Schlafzimmer ging, um meinen Bademantel zu holen, stand von Neuem die Schranktür auf. Gestern habe ich sie zugeschoben, das hab ich mir ausdrücklich gemerkt.
Im Schlafzimmer herrscht seit einiger Zeit eine seltsame Ruhe. Nicht zu verwechseln mit Frieden. Nein, eher eine Lautlosigkeit. Wenn das jemand lesen würde, schüttelte er jetzt ganz bestimmt den Kopf. Lautlosigkeit! Ja, das trifft es genau. Und – ich weiß nicht, ob ich das überhaupt aufschreiben soll ... über meinem Bett weht ein ständiger leichter Windhauch. Es hört sich sonderbar an, aber es ist so. Weiß nicht, wie ich das sonst beschreiben soll. Wo kommt dieser Luftzug her? Manchmal ist er so stark, dass ich mir die Bettdecke über das Gesicht ziehen muss. Er ist da. Zumal das Fenster meistens verschlossen ist. Ich kann bei offenem Fenster nicht schlafen. – Vielleicht bilde ich mir das Ganze nur ein.
So, genug damit. Ich mach jetzt Frühstück.
Es ist 16 Uhr. Wir haben Felix gefunden. Im Wäschekorb, ziemlich weit unten. Als er mich sah, hat er mich merkwürdig angeblickt, wie ein Tier, das fürchterliche Angst hat. Eva meinte, er sehe dünn aus und ich solle mit ihm zum Tierarzt fahren. Wenn er sich weiter so benimmt, mach ich das auch. Jetzt muss ich mich um meine Wohnung kümmern. Hier sieht’s wie im Saustall aus!
Es ist Abend. Werde mich hinlegen. Meine Augen brennen vor Müdigkeit wie Feuer. Heute Nacht werde ich bestimmt gut schlafen, das hab ich im Gefühl. Na ja, um 5 Uhr ist ohnehin für mich die Nacht vorbei. Muss wieder arbeiten.
Montag, 20. Juni. 2011
3 Uhr 18. Ich sitze in der Küche bei voller Beleuchtung. In allen Räumen brennt das Licht. Ich habe es angemacht, ich fürchte mich zu sehr.
Erzählen kann ich es nicht, aber aufschreiben.
Ich habe geschlafen. Es war ein leichter Schlaf, nicht besonders tief. Plötzlich wurde ich wach. Nicht richtig. Es war ein dahin Dösen. So zwischen wachen und schlafen. Da hörte ich, wie jemand meinen Namen sagte. Sanft noch dazu ruhig. Meine Augen waren geschlossen. Ich lag auf dem Rücken.
Auf einmal spürte ich, dass jemand auf mir lag. Wie ein Mann der Sex manchen wollte. Er flüsterte meinen Namen. Nahe an meinem rechten Ohr.
Ich wollte aufspringen. Aber ich war wie gelähmt. Meine Beine, meine Arme. Sie wollten nicht auf mich hören. Wie lange es gedauert hat – Sekunden, Minuten. Keine Ahnung. Kurz darauf konnte ich mich bewegen und rollte mich aus dem Bett. Ich rannte zur Schlafzimmertür, als ich neben mir ein Geräusch hörte. Wie von Sinnen drehte ich mich noch einmal um, da bemerkte ich, wie die Tür zum Schlafzimmerschrank ganz langsam aufging.
Nun sitze ich in der Küche. Felix rannte mir laut fauchend hinterher. Er liegt nun vor der Heizung. Und ich sitze an meinem Esstisch, mit dem Gesicht zur Tür.
***
Lisa klappte das Tagebuch zusammen und legte es schnell beiseite. Sie runzelte die Stirn. Was sie gerade gelesen hatte, konnte sie nicht glauben. Nicht glauben, ebenso wenig verstehen. War da die Rede von einem Geist? Oder hatte Christine einen Tagtraum?!
Gemächlich stand sie auf. Ein Kaffee wäre jetzt genau das Richtige. Während der Kaffee aus der Padmaschine in die Tasse floss, gingen ihre Gedanken zum Tagebuch zurück. Irgendwie ist das alles gruselig, dachte sie. Sollte es sich tatsächlich um einen sogenannten Geist handeln, was wollte er von Christine?
Allerdings hatte sie das Wesentliche bei all ihren Gedankengängen vergessen; diese fulminante Frage schoss nun wie ein Blitz durch ihren Kopf. Was, wenn der Geist nicht verschwunden ist?
Geist? , dachte sie spöttisch. Was für ein Geist? Mensch Mädel, reiß dich ein bisschen
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