Das Böse im Haus: Mystery Thriller (German Edition)
nennen,
die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen,
die aus Sauer süß und aus
Süß sauer machen!
Aus der Bibel: Jesaja, Kapitel 5, Vers 20
Lisa wurde in einen tiefen Schlaf hineingezogen. Viele kurze Träume, die wie Momentaufnahmen einer Fotokamera zu sein schienen, leiteten sie übergangslos in jenen Traum, der sie auf die einsame kleine Nebenstraße führte. Erneut sah sie sich in nächtlicher Dunkelheit vor dem Haus stehen, von dem sie keine Ahnung hatte, wo es sich befand.
Sie stand mitten auf der Fahrbahn. Diesmal schaute sie sich um. Lisa hatte den Eindruck, als sei sie mittels einer Zeitmaschine, in die Vergangenheit gereist.
Die Häuser glichen den Bauwerken, die im vorletzten Jahrhundert populär waren. Verschnörkelte Stuckarbeiten wechselten sich mit anspruchslos gestalteten Außenfassaden ab. Lisas Interesse galt aber einem Haus, das ihr gegenüberstand. Es war ein altes Gebäude, älter als die Nachbarhäuser in seiner Umgebung.
Fünf graue Stufen führten zum Eingang hinauf. Sie ging mit unsicheren Schritten darauf zu. An der unteren Stufe war ein kleineres Loch, von dem der Putz abgebröckelt und aufgrund dessen der bloße Stein zu sehen war. Lisa trat vorsichtig auf die Stufe und hörte das Knirschen des Mörtels unter ihren Füßen.
Rechts angrenzend der Stufen, war ein halb verrostetes Geländer, an dem sie sich mit einer Hand festhielt. Kurz darauf erreichte sie die Eingangstür. Es gab keine Klinke, nur einen runden Knauf, den sie in Uhrzeiger Richtung drehte. Die schwere Eichentür öffnete sich mit leisem Quietschen und Lisa trat in den Hausflur. Sofort kam ihr ein seltsamer Geruch von Moder vermischt mit Schimmelsegmenten entgegen. Sie rümpfte die Nase. Ah, was ist das für ein ekelhafter Gestank?
Das Innere des Hauses bestand größten Teils aus Holz. Auf der linken Seite führte eine Holztreppe in die oberen Stockwerke. Rechts neben der Treppe gelangte man durch einen schmalen Gang anscheinend auf den Hinterhof. An den Wänden hingen Öllampen mit Lampenschirmen aus mattem Glas, die sich nach oben hin in geschlungenen Wellen öffneten. Leider brannten nur zwei Lampen, die allerdings durch zu wenig Öl bald auszugehen schienen.
Lisa ging auf die Treppe zu und betrat die erste Stufe, welche durch den Druck des Körpergewichts einen knarrenden Laut von sich gab. Dieses Knarren setzte sich auf den anderen Stufen fort.
Etwa zehn Stufen führten in den ersten Stock zu einem schmalen Portal, das an einer Haustür endete. An der Wand brannte eine Öllampe mit einer kleinen Flamme. Lisa ging auf die Tür zu. Sie legte die Hand an die Klinke und drückte sie herunter. Doch die Tür war verschlossen. Deshalb ging sie in den zweiten Stock.
Hier gab es leider keine Beleuchtung, deshalb wurde es mit jeder weiteren Stufe finsterer. Auch diese Treppe führte zu einem Portal. Als sie oben ankam, sah sie, dass die Eingangstür zur nächsten Wohnung offenstand. Sie ging darauf zu und spähte hinein.
Der Korridor war ein bedrückend finsterer Schlauch, der durch ein schwaches Licht, aus einem Raum am Ende des Flurs, spärlich beleuchtet wurde. Ihr Herz klopfte, als sie den ersten Schritt hineinmachte.
»Hallo? Ist da wer?«, fragte sie zaghaft. »Entschuldigung, ich möchte nicht einfach eindringen.« Als sie keine Antwort bekam, trat sie ein.
Die Lichtquelle stammte von einem dreiarmigen Kerzenleuchter, der auf einer Anrichte stand. Die Kerzen waren beinahe abgebrannt und die Flammen zuckten kurz vor dem Ausgehen hin und her. Lisa betrat den Raum. Antike Schränke rahmten die Wände. Ein alter Holztisch stand vor einem abgetragenen braunen Stoffsofa, auf dem eine ebenso alte zusammengelegte Tageszeitung lag.
Neugierig nahm sie die Zeitung in die Hand und schaute gespannt auf das Datum. 25. Juni 1834. Das Datum kam ihr bekannt vor, aber sie hatte vergessen, in welchem Zusammenhang es mit ihr stand.
Plötzlich hörte sie hinter sich ein Geräusch. Jemand betrat den Korridor. Sie drehte sich herum und sah einen Schatten an den Wänden, der langsam näher kam. Doch eh sie sich verstecken konnte, holte sie die Türglocke aus ihrem Traum zurück.
Lisa sprang, wie von einer Tarantel gestochen, hoch. Dabei schaukelte der Stuhl und kippte beinahe rückwärts auf den Boden. Ihr Verstand war von dem Traum zerrüttelt. Ein
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