Das Böse im Haus: Mystery Thriller (German Edition)
klares Denken war zurzeit nicht möglich. Sie wankte zur Haustür und drückte auf. Danach öffnete sie die Tür weit, als wolle sie die unheimlichen Gedanken zum Hausflur entlassen. Es fiel ihr noch nicht einmal auf, dass sie die ankommenden Polizisten im Schlafanzug begrüßen wird.
Kurz darauf kamen ihr die Leute der Mordkommission entgegen. Sie grüßten, als Lisa sie hereinbat. Jetzt erst zog sie eine Jacke über, die an der Garderobe hing.
»Sollen wir ins Wohnzimmer gehen?«, fragte Kommissar Rausch. Lisa winkte ab.
»Nein, nicht ins Wohnzimmer. Mir wäre lieber, wenn wir in die Küche gehen.«
Joschi reichte ihr, während er sich einen Platz suchte, den Kaffeebecher entgegen.
»Für Sie«, sagte er ungewohnt freundlich. Lisa war überrascht.
»Danke. Damit hatte ich nicht gerechnet.« Sie schlürfte sofort den schwarzen Kaffee aus der Deckelöffnung. Ob dieser schwarz war, störte sie in dem Moment nicht, Hauptsache Kaffee.
Rausch setzte sich Lisa gegenüber und schaute sie erwartungsvoll an. Indes senkte Lisa die Augen. Sie wusste, dass sie einen Fehler gemacht hat, als sie in ihrer Euphorie den Kommissar anrief, nun war daran, nichts mehr zu ändern. Sie suchte einen Anfang. Wie sollte man einem Kommissar erklären, dass man die Vermutung hat, ein Geist oder der Gleichen im Haus zu haben. Damit wollte sie bestimmt nicht beginnen. Darum stellte sie sich reuig und schob ihm, ohne zunächst jegliche Erklärung abzugeben, das Tagebuch entgegen.
Thomas schaute mit einem wissenden Blick auf das Buch, nahm es in die Hand und blätterte es rasch durch. Danach legte er es zurück auf den Tisch.
»Das habe ich gefunden.« Lisas Stimme klang atemlos. »Es lag versteckt unter dem Parkett im Wohnzimmer. Wie es scheint, gehörte es Christine – ähm, Chaimer.«
»Deshalb habe ich bei der Untersuchung nichts finden können«, seufzte Joschi. »Wer vermutet ein Buch im Parkett.«
Rausch schaute Lisa strafend ins Gesicht.
»Wie lange ist das Buch in Ihrem Besitz?«
Lisa räusperte sich.
»Seit dem ersten Abend, nachdem ich eingezogen bin.«
Er atmete lauthörbar aus.
»Sie haben darin gelesen, nicht wahr?« Lisa nickte. »Wieweit sind Sie gekommen? Erzählen Sie.«
Lisa versuchte ihre Verlegenheit zu vertuschen, in dem sie zur Wand starrte. Sie schämte sich dafür, – nein, eigentlich schämte sie sich für alles. Dafür, dass sie das Buch gelesen hatte, und dafür, dass sie es dem Kommissar bis jetzt verheimlicht hatte.
»Ich kann es Ihnen nicht erzählen, es ist zu gruselig«, sagte sie, ohne ihn anzuschauen.
»Gruselig?«, sagte Nele zaghaft. Lisa wendete sich ihr zu und nickte.
»Was da drin steht, kann man gar nicht erzählen, man muss es lesen. Allerdings bin ich nicht bis zum Ende gekommen.«
Rausch stand auf, ging zum Fenster und schaute hinaus. Die Sonne war bis dato nicht aufgegangen. Hier und da sah er an den Fenstern der gegenüberliegenden Häuser ein schwaches Licht. Ansonsten waren die Straßen ruhig und menschenleer. Er dachte darüber nach, wie er Lisa dazu bringen könnte, ihm die Wahrheit zu sagen. Natürlich hätte er einfach das Tagebuch nehmen können, um es selber zu lesen. Aber seine kriminalistische Erfahrung deutete ihm an, dass Lisa mehr wusste, als im Tagebuch zu lesen stand. Deshalb versuchte er, so sachte wie möglich mit ihr umzugehen.
»Ich möchte es trotzdem von Ihnen hören«, sagte er, ohne sich zu ihr herumzudrehen.
Lisa schwieg.
»Weshalb haben Sie uns hierher geordert?«, wollte Joschi genervt wissen.
»Um Ihnen das Tagebuch zu übergeben.«
»Wissen Sie was, das glaube ich nicht.«
Lisa schaute Joschi böse ins Gesicht.
»Glauben Sie es, oder nicht. Nehmen Sie das Buch mit. Ich möchte es nicht mehr in meiner Wohnung haben.«
Rausch drehte sich herum und ging zu seinem Stuhl zurück.
»Frau Winterling«, sagte er mit sanfter Stimme, »Sie deuteten vorhin an, es gäbe Gruseliges darin zu lesen. Was meinen Sie damit?« Lisa machte große Augen.
»Es ist schrecklich. Und bei mir fängt es auch an.«
»Sprechen wir hier von Geistern?«, warf Joschi erneut ein. Er saß hinter Nele und legte lässig seine übereinandergelegten Beine unter ihren Stuhl. »Ich glaube
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