Das Böse in dir
Die Idee dahinter war, den Mitgliedern weiszumachen, er habe eine neue und bessere Methode gefunden, sie zu therapieren. Sogar noch besser als die der Ärzte. Und der Clou daran war, dass es eine Ehre bedeutete, von ihm als Clubmitglied, das hieß, als Versuchsperson, ausgewählt worden zu sein. Da er inzwischen gelernt hatte, wie er andere dazu ermuntern konnte, zu denken, was er wollte, war es nicht schwer, sie zu überreden. Sie kamen zu ihm wie Lämmer zur Schlachtbank.
In einer sorgfältig im Voraus geplanten Nacht wies er seine Jünger an, sich in sein Zimmer zu schleichen, nachdem Maggie und die übrigen Schwestern und Pfleger die Nachtschicht angetreten hatten, und es in der Klinik so still wurde wie in einem Grab. Sie gehorchten prompt und standen, die meisten in Pyjama, Morgenmantel und Pantoffeln, einer nach dem anderen bei ihm auf der Matte. Als er den Blick über die Runde aus aufgeregten jungen Gesichtern schweifen ließ, wurde er von einem berauschenden Machtgefühl durchströmt. Wie dumm ihr doch seid, dachte er. Schwache, verblödete Loser.
»Tretet ein in unsere eigene geheime Welt, meine Freunde. Ihr seid die Elite dieser Klinik, die Besten, Klügsten und Begabtesten. Deshalb seid ihr auserwählt worden. Doch zuerst müsst ihr beweisen, dass ihr mir und der Gruppe treu ergeben seid. Wir werden hier und jetzt einen Eid schwören, dass wir niemals über die geheimen Dinge sprechen werden, die in diesem Zimmer geschehen. Versteht ihr das? Sollte ich jemanden dabei erwischen, wie er einem Nicht-Mitglied von diesen Treffen erzählt, fliegt er raus, so einfach ist das. Ich werde einfach alles abstreiten. Und wem werden die Ärzte dann wohl glauben? Verrat es mir, Buddy. Werden sie euch glauben oder mir?«
»Dir«, erwiderte Buddy, als sei er bereits in Trance.
»Natürlich werden sie das. Und was noch wichtiger ist, ich kann euch helfen. Ich kann euch helfen, das loszuwerden, was euch belastet und euch überhaupt erst in diese Klinik gebracht hat. Das kann ich. Glaubt ihr mir?« Die Jugendlichen nickten, und zwar ohne Ausnahme. Tee schmunzelte in sich hinein und fuhr fort. »Ich habe neue Techniken und Methoden entdeckt, die tatsächlich wirken, und ich verspreche, dass ich mit jedem von euch nacheinander und einzeln arbeiten werde. So kann ich mich absolut auf die Person konzentrieren, die ich behandle, und dem Patienten meine ganz Aufmerksamkeit schenken. Sind alle einverstanden? Seid ihr bereit, mir zu vertrauen und mit mir zusammenzuarbeiten?«
Tee betrachtete sein kleines Grüppchen handverlesener Spinner. Alle hoben die Hände, als müssten sie in der Schule die Frage des Lehrers beantworten. Manchmal erstaunte es ihn sogar selbst, wie leicht er andere dazu bringen konnte, zu tun, was er wollte. Nun jedoch würde er sich auf ein neues Gebiet vorwagen. Er würde versuchen, das menschliche Denken zu beeinflussen. Und dazu würde er erst einmal ein bisschen mit den Grundlagen der Hypnose herumexperimentieren.
»Gut, und jetzt schwören wir unseren Eid. Bitte hebt die rechte Hand und legt die linke aufs Herz. Und nun sprecht mir nach. Ich werde niemals Informationen über dieses Treffen oder die Namen der Teilnehmer preisgeben.«
Alle wiederholten es leise und ehrfürchtig. Mann, das würde ein Heidenspaß werden.
»Ich schwöre bei meinem Leben, dass ich niemals etwas weitertragen werde, das Tee gesagt oder mir über unseren Geheimclub erzählt hat.«
Wieder sprachen sie den Text nach, als hätte er nicht gerade gedroht, sie umzubringen, wenn sie redeten. Hey, das würde ja sogar noch einfacher werden, als er gedacht hatte. Sie waren wie große feuchte Tonklumpen, die er nach Belieben formen konnte. Wie Adam und Eva. Und er war wie Gott.
»Gut, es funktioniert folgendermaßen. Ich werde jedem von euch mitteilen, wann ich so weit bin, an seinem Fall zu arbeiten. Es wird so ablaufen wie heute Nacht, also spät und bei Kerzenschein. Keiner wird erfahren oder danach fragen, was in meinen Sitzungen mit den anderen Mitgliedern passiert. Alles bleibt absolut vertraulich und unter uns. Ich werde niemals jemandem verraten, was einer der anderen mir gesagt hat oder was in diesem Zimmer geschieht. Ich mache mir weder Notizen noch filme ich die Sitzungen mit. Habt ihr verstanden?« Das mit dem Filmen war natürlich gelogen. Natürlich würde er die Sitzungen aufzeichnen, um sie später analysieren zu können.
Alle nickten und schienen von dem feierlichen Moment beeindruckt.
»Okay, wer will
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