Das Böse in dir
außer mir und Lotus wusste davon.«
»Wie hat er sie umgebracht?«
»Er hat sie niedergeschlagen, und sie hat sich den Kopf an der Gartenmauer gestoßen.«
»Und daran ist sie gestorben?«
»Ja.«
»Das hast du gesehen?«
»Ja.«
»Und was geschah dann?«
»Er hat sie in den Wald geschleppt.«
»Waren Lotus und du auch dabei?«
»Ja. Wir mussten Laternen mitnehmen und sie hochhalten, damit er ein Loch graben konnte, um sie reinzulegen.«
Uff, der Typ war offenbar völlig durchgeknallt. Ein Mann nach Tees Geschmack.
»Und was haben die Leute gesagt?«
»Sie wussten nichts. Er hat ihnen erzählt, dass sie mit einem anderen Mann davongelaufen ist und ihn mit den Kindern sitzen gelassen hat.«
»Und es hat nie jemand Fragen gestellt?«
»Nein.«
»Hat er danach angefangen, dich und deine Schwester mit in den Keller zu nehmen?«
»Nein, er brauchte es ja nicht mehr zu verstecken. Er kam einfach in unser Zimmer, und eine von uns musste zuschauen.«
Mann, der Kerl war wirklich krank im Kopf.
»Wo ist dein Vater jetzt?«
»Tot.«
»Wie ist er gestorben?«
»Er ist mit mir mit dem Ruderboot rausgefahren. An der tiefsten Stelle hat er dann angehalten. ›Ich liebe dich, Tochter‹, hat er gesagt.«
»Und dann?«
»Dann hat er eine Kette genommen, sie sich umgewickelt und sie an einem großen Betonklotz befestigt. Er hat ihn genommen und ist damit ins Wasser gesprungen.«
»Das hast du gesehen?«
»Ja.«
»Und was hast du gemacht?«
»Ich habe runter ins Wasser geschaut und beobachtet, wie sein Kopf immer tiefer in der Dunkelheit verschwunden ist. Danach bin ich zurück zum Ufer gerudert.«
»Hast du je jemandem davon erzählt?«
»Nein. Aber Lotus wusste es.«
»Was ist mit Yang Wei? Wusste der etwas?«
»Nein, Yang Wei wurde schon als kleiner Junge von zu Hause weggeholt und in eine Sportakademie für die Basketball-Olympiamannschaft gesteckt, weil er so groß war. Lotus auch, doch erst später.«
Tee wurde von einem ungeahnten Machtgefühl ergriffen. Keinem der Ärzte war es bis jetzt gelungen, diesem Mädchen seine Geschichte zu entlocken. Aber ihm. Und das beim ersten Versuch. Er beschloss, es mit einer anderen Technik zu versuchen, über die er etwas auf seiner Lieblingsseite im Internet gelesen hatte. »Okay, Blossom, ich möchte jetzt, dass du so tust, als hättest du eine große rote Truhe. Sie ist im Keller deines Hauses versteckt, wo nie ein Mensch hingeht. Und jetzt legst du alles, was du mir über deinen Vater erzählt hast, dort hinein, knallst den Deckel zu und schließt sie gut ab. Es sind etwa …« – Tee zuckte mit den Schultern – »zwanzig Vorhängeschlösser. Schließ ganz fest ab und lauf dann weit weg, damit du sie nie wieder sehen oder daran denken musst.«
Blossom schwieg.
»Hast du das getan, Blossom?«
»Ja. Ich laufe noch.«
Tee lachte auf. Das war ja unfassbar. Selten hatte er sich so amüsiert. »Du kannst jetzt aufhören zu laufen.«
Nun waren ein paar der posthypnotischen Suggestionen an der Reihe, von denen er gelesen hatte. Er war schon sehr neugierig, ob es klappen würde.
»Nun, Blossom, werde ich dir ein paar Dinge sagen und möchte, dass du sehr, sehr aufmerksam zuhörst.«
»Okay.«
»Immer wenn du meine Stimme hörst, wirst du dich glücklich und geborgen fühlen und mir eine Freude machen wollen. Du wirst wissen, dass du dich sehr gut fühlen wirst, wenn du das tust.« Grinsend hielt Tee inne. »Du wirst dann Lust bekommen, Sex mit mir zu haben. Und zwar sobald ich sage, dass ich es will.«
»Okay.«
Mann. Er fragte sich, wie weit er wohl gehen konnte. Tee hatte erst gestern einen langen Text über posthypnotische Suggestionen gelesen und beschloss, es mit einem konkreten Befehl zu versuchen. »Ich sage jetzt zwei Wörter, Blossom. Eine Geheimformel, und wenn ich die ausspreche, nur ich, mit meiner Stimme, wird dich das so anmachen, dass du Sex mit mir haben willst. Du wirst gar nicht anders können, verstehst du? Du wirst dich danach sehnen, es wollen und alles tun, um es zu kriegen. Verstehst du?«
»Ja.«
So weit so gut. Er überlegte sich die Wörter und dachte daran, dass er nun Sex haben konnte, so viel und so oft er wollte. Allerdings durften es keine Wörter sein, die er zu oft benutzte. Oder die häufig in Gesprächen fielen. Also etwas Ungewöhnliches. Er dachte an ein Lied seiner Lieblingsrockband, der aus Deutschland. Die meisten kannten die Band nicht, aber er stand wirklich auf die Jungs.
Tee lächelte. »Der Code lautet
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